Menschliche Stimme






Spektrogramm einer weiblichen Stimme




Weibliche Stimme spricht zwei Sätze auf zwei verschiedene Weisen.


Die menschliche Stimme (in der medizinischen Fachsprache lateinisch vōx oder griechisch φωνή phoné) ist der durch die Stimmlippen eines Menschen erzeugte und in den Mund-, Rachen- und Nasenhöhlen modulierte Schall.


Die Stimme ist bei verschiedenen Lautäußerungen beteiligt, wie etwa Schreien, Weinen, Lachen und vor allem bei der Artikulation von Sprache. Allerdings ist nicht jeder Sprachlaut stimmhaft. Auch vollständig stimmloses Sprechen ist möglich und wird als Flüstern bezeichnet.


Beim Singen wird die menschliche Stimme wie ein Musikinstrument zur Erzeugung von Tönen, Klängen und Melodien eingesetzt, meist verbunden mit Sprache.




Inhaltsverzeichnis






  • 1 Stimmerzeugung


  • 2 Störungen der menschlichen Stimme


    • 2.1 Heiserkeit




  • 3 Stimmwissenschaft


  • 4 Stimmtechniken


  • 5 Authentifizierung


  • 6 Siehe auch


  • 7 Literatur


    • 7.1 ROM-DVD




  • 8 Weblinks


  • 9 Einzelnachweise





Stimmerzeugung |




Stimmritze und Stimmbänder


Die menschliche Stimme wird durch das Zusammenwirken der Stimmlippen im Kehlkopf und den Ansatzräumen erzeugt.


Der Kehlkopf bildet den oberen Abschluss der Luftröhre, er liegt vorne im Hals und ist besonders bei Männern oft deutlich als Adamsapfel zu erkennen. Im Kehlkopf sind die beiden Stimmlippen gespannt, komplexe Muskel- und Gewebeschichten, deren Stellung und Spannung durch Muskeln, Knorpel und Gelenke verändert werden kann. Die Stimmlippen können die Luftröhre bis auf einen kleinen Spalt verschließen. Diese engste Stelle im Kehlkopf bezeichnet man als Stimmritze (Glottis). Sie wird zum Atmen durch Abduktion der entspannten Stimmlippen weit geöffnet, damit die Luft ungehindert ein- und ausströmen kann. Um stimmhafte Töne zu erzeugen, versetzt die aus der Lunge strömende Luft die bis auf einen schmalen Spalt geschlossenen Stimmlippen in Schwingungen, ähnlich dem Rohrblatt eines Holzblasinstrumentes. Je entspannter die Stimmlippen sind, desto langsamer schwingen sie und der Grundton des Klanges wird tiefer. Bei höherer Spannung schwingen sie schneller und der Ton wird höher.


Der primäre Kehlkopfklang wird nun in den lufthaltigen Räumen oberhalb der Stimmlippen verändert. Diese Räume, zu denen Rachen, Mund- und Nasenraum gehören, werden als Ansatzräume oder Vokaltrakt bezeichnet.



Aufgrund der unterschiedlichen Größe des Kehlkopfes und damit der Länge der Stimmbänder liegt die Tonhöhe des Grundtons für die männliche Stimme bei etwa 125 Hz und für die weibliche bei etwa 250 Hz. Kleine Kinder haben eine Tonlage um 440 Hz. Der Stimmumfang beträgt normalerweise 1,3–2,5 Oktaven, mit Training sind aber auch 3 und mehr möglich. Der Frequenzbereich der menschlichen Stimme mit den Obertönen beträgt etwa 80 Hz bis 12 kHz. In diesem Frequenzgang befinden sich Frequenzabschnitte, die für die Sprachverständlichkeit, die Erkennbarkeit der Vokale und Konsonanten sowie Brillanz und Wärme eine Rolle spielen.


Während des Stimmbruchs, meist etwa im Alter von 11 bis 15 Jahren, werden bei Jungen und Mädchen die Stimmlippen dicker und länger, die mittlere Sprechstimmlage sinkt dabei bei Jungen um eine Oktave, bei Mädchen um eine Terz.



Störungen der menschlichen Stimme |


Es gibt vielfältige Störungen der menschlichen Stimme. Die Ursachen für Stimmstörungen können u. a. krankheitsbedingt oder berufsbedingt sein. Besonders gefährdet sind Menschen mit Berufen, in denen die Stimme stark belastet wird, wie zum Beispiel Lehrer, Politiker, Call Center Agents, Pastoren, Sänger oder Sprecher in den Medien. Menschen mit stimmintensiven Berufen können durch gezieltes Stimmtraining und richtigen Stimmansatz die Belastbarkeit und Qualität ihrer Stimme erhöhen.



Heiserkeit |



Heiserkeit ist eine relativ häufig vorkommende Störung der menschlichen Stimme, die sich durch eine raue, unreine, belegte oder tonlose Stimme bemerkbar macht. Bei einer tonlosen Stimme spricht man von Aphonie.


Ursachen von Heiserkeit sind vor allem Entzündungen (virale und bakterielle Laryngitis, Überanstrengung, chemische Reize, Reinke-Ödem), Stimmlippenlähmungen (Recurrensparese oder Vagusparese) und gutartige oder bösartige Tumoren (Stimmlippenpolyp, Papillome, Stimmlippenkarzinom).



Stimmwissenschaft |




Anderes Spektrogramm


Die Stimmwissenschaft (engl.: voice science) beschreibt und erforscht das Phänomen „Stimme“: die Stimmproduktion und Stimmwahrnehmung. In diese Grenzwissenschaft fließt Wissen aus verschiedenen Teilgebieten ein.


Einige wichtige Gebiete sind: Physiologie und Anatomie, die Mechanik und Akustik, die Medizin, insbesondere die Phoniatrie, die Psychologie, die Sprechwissenschaft und die Gesangspädagogik.


Bedeutende Vertreter dieser wissenschaftlichen Fachdisziplin sind: Johan Sundberg (ehemals KTH, Stockholm, Schweden), Ingo Titze (University of Iowa und National Center for Voice and Speech,[1] USA) und Peter-Michael Fischer.



Stimmtechniken |


Die menschliche (Sing)Stimme kann durch verschiedene erlernbare Techniken unterschiedliche Klangfarben hervorbringen, beim Sprechen etwa den Unterschied zwischen Sprechstimme und Sprecherstimme[2] und beim Singen beispielhaft etwa das Belting im Gegensatz zur „klassischen Opernstimme“ (Belcanto) oder Obertonsingen. Genau wie sich jemand beim Erlernen eines Musikinstruments durch jahrelanges Üben vom Anfänger zum Virtuosen entwickeln kann, kann durch Gesangsausbildung und Stimmtraining „das Instrument Stimme“ weiterentwickelt werden. Beispielsweise ist beim Singen des Vokals "A" hauptsächlich der Rachenraum beteiligt (beim Zuhalten der Nase ändert sich der Ton kaum), wird näselnd der stimmhafte Konsonant "M" gesungen und dann der Mund zum "A" geöffnet, schwingt die Luftsäule im Mund und im Nasenraum (ein Zuhalten der Nase verändert dann den Ton). Solche Stimmtechniken zur Erweiterung des Vokalraums (wie auch Heben und Senken des Kehlkopfs oder Heben und Senken der Zunge, Verbesserung des Stimmsitzes (siehe dazu Gesangspädagogik) und viele andere mehr) können die Stimme verstärken oder verändern[2].



Authentifizierung |


Bei der Stimmerkennung kann ein akustischer Fingerabdruck in der Biometrie als Faktor für die Authentifizierung in Rechnernetzwerken eingesetzt werden.




Siehe auch |



  • Fistelstimme


  • Formant, Sängerformant

  • Logopädie

  • Phonagnosie

  • Polsterpfeife



Literatur |




  • Peter-Michael Fischer: Die Stimme des Sängers. Metzler, Stuttgart, Weimar 1993, ISBN 3-476-01604-8


  • Karl-Heinz Göttert: Geschichte der Stimme. München 1998, ISBN 3-7705-3281-3


  • Günther Habermann: Stimme und Sprache. 4. Auflage. Thieme, Stuttgart 2003, ISBN 3-13-556004-X

  • Bernhard Richter: Die Stimme. Grundlagen, künstlerische Praxis, Gesunderhaltung. Henschel Verlag, Leipzig 2013, ISBN 978-3-89487-727-9

  • Johan Sundberg: The Science of the Singing Voice. 1987, Die Wissenschaft von der Singstimme, deutsch: Friedemann Pabst, Orpheus, Bonn 1997, ISBN 3-922626-86-6

  • Ingo Titze: Principles of Voice Production. Prentice Hall, 1994, ISBN 0-13-717893-X (Facsimile)

  • Jochen Waibel: Ich Stimme. Das Stimmhaus-Konzept für die Balance von Stimme und Persönlichkeit. EHP, Köln 2000, ISBN 3-9804784-3-2

  • Jürgen Wendler, Wolfram Seidner, Ulrich Eysholdt: Lehrbuch der Phoniatrie und Pädaudiologie. 4., völlig überarbeitete Auflage. Thieme, Stuttgart, New York 2005, ISBN 3-13-102294-9



ROM-DVD |


  • Bernhard Richter, Matthias Echternach, Louisa Traser, Michael Burdumy, Claudia Spahn: Die Stimme. Einblicke in die physiologischen Vorgänge beim Singen und Sprechen, 2017, Helbling, ROM-DVD


Weblinks |




  • Strömungsphysikalische Grundlagen der menschlichen Stimmgebung Forschungsprojekt der DFG


  • Der Ton macht die Person Artikel in der Wirtschaftswoche mit einigen Hörproben



Einzelnachweise |




  1. National Center for Voice and Speech


  2. ab Bernhard Richter, Matthias Echternach, Louisa Traser, Michael Burdumy, Claudia Spahn: Die Stimme. Einblicke in die physiologischen Vorgänge beim Singen und Sprechen, 2017, Helbling, ROM-DVD









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