Asklepios
Asklepios (altgriechisch Ἀσκληπιός asklēpiós, Bedeutung unbekannt, aber auf eine ursprünglich vorgriechische Gottheit hindeutend;[1]lateinisch Aesculapius; deutsch auch Äskulap, englisch Asclepius) ist in der griechischen Mythologie und römischen Mythologie der Begründer und Gott der Heilkunst. Die Schlange, die sich in den meisten Darstellungen um den Äskulapstab windet, weist ihn den chthonischen oder Erdgottheiten zu.
Inhaltsverzeichnis
1 Mythologie
1.1 Geburt
1.2 Wirken
1.3 Tod
2 Darstellung
3 Verehrungsstätten
4 Ähnliche Legenden
5 Literatur
6 Weblinks
7 Einzelnachweise
Mythologie |
Geburt |
Asklepios gilt als Sohn des Apollon und der Koronis, der Tochter des Königs Phlegyas.
Als Koronis bereits von dem Gott Apollon schwanger war, ließ sie sich mit einem Sterblichen ein. Zur Strafe wurde sie von Apollons Zwillingsschwester Artemis getötet. Als ihre Leiche auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde, näherte sich Hermes und schnitt den ungeborenen Äskulap aus ihrem Mutterschoß. Hermes brachte ihn zum heilkundigen Kentaur Cheiron, der das Kind aufnahm und in der Heilkunst unterwies, welche er einst selbst von Apollon gelernt hatte.
Wirken |
Mit diesem mythologischen Ursprung wird Asklepios als unvergleichlicher Meister der ärztlichen Heilkunst gesehen. Mit Hilfe magisch heilsamer Kräfte des Blutes der Gorgone Medusa, welches ihm Athene brachte, sei es ihm sogar gelungen, einen Toten wieder zum Leben zu erwecken. Des Weiteren wird Asklepios auch in der Ilias erwähnt,[2] wo Homer in ihm einen „unvergleichbaren Arzt“ sieht, dessen Sohn Machaon seinen Dienst vor den Toren des umkämpften Troja verrichtet.
Asklepios soll die Chirurgie und die Medizin (sowie die darin eingeschlossene Kräuterkunde) beherrscht haben. Die Heilbehandlung im Asklepius-Kult bestand oft darin, dass der Kranke im meist außerhalb der Stadt gelegenen Tempel des Asklepios schlief. Im Traum erschien ihm dann der Arzt und gab dem Patienten Diäten oder andere Kuren auf. Es heißt sogar, er hätte es einem glatzköpfigen Mann ermöglicht, sich an einem neuen Haarwuchs zu erfreuen.
Seine Tochter Hygieia gilt als Personifikation der Gesundheit. Seine zweite Tochter Panakeia gilt als Personifizierung des Heilens durch Heilpflanzen.
Tod |
Mit der Wiedererweckung eines Toten hatte Asklepios wohl seine Befugnisse überschritten, jedenfalls beschwerte sich Hades energisch bei seinem Bruder Zeus über ihn. Auch letzterer fürchtete nun ob des Erfolges des Heilkünstlers, dass bald kein Mensch mehr sterben würde. Er schleuderte daraufhin einen Blitz auf Asklepios und tötete diesen. Dessen Vater Apollon zürnte darüber und tötete alle Kyklopen, die die Blitze für Zeus schmiedeten. Die Strafe, die Zeus Apollon hierfür auferlegte, besagte, dass dieser nun ein Jahr lang die Rinder des Admetos hüten müsse.
Darstellung |
Asklepios wird meist als ein bärtiger, ernster Mann, der mit Lorbeer verziert ist und sich auf einen Stab stützt, abgebildet. Dieser Stab, der von einer Schlange (Natter), in deren Form er sich einst verwandelte, um im Jahr 293 v. Chr.[3] eine Seuche in Rom zu beenden, umschlungen wird, der sogenannte Asklepiosstab, wurde zum Symbol der Heilkunde. Der Hahn, die Eule, die Schlange und die Zypresse waren ihm heilig.
Verehrungsstätten |
Asklepios besaß je nach Gegend viele Namen, einige davon lauteten: Aglaopes, Apaleriacus, Archgetas, Aulonius, Causius, Coronides, Cotyläus, Demenaetus, Epidaurius, Gortynius, Hagnitas, Pergameuns und Tricäcus.
Ausgeübt wurde der Asklepios-Heilkult, die Ausprägung eines theurgischen Krankheitskonzepts, das auf das 7. bis 5. vorchristliche Jahrhundert zurückgeht,[4] vor allem in Asklepieia in Epidauros, Troizen, Athen, Knidos, Naupaktos, Pergamon, Sikyon und auf Kos. In der Heilstätte von Kos soll auch Hippokrates seine medizinische Ausbildung erhalten haben. Die Ruinen des riesigen Komplexes mit Tempel, Behandlungszimmern und Altar können bis heute besichtigt werden.
293 v. Chr. fand der Kult auch Eingang in Rom, 289 v. Chr. wurde auf der Tiberinsel ein Asklepios-Tempel eingeweiht.
Ähnliche Legenden |
Die Asklepios-Sage ähnelt der Gebrüder-Grimm-Variante vom „Gevatter Tod“; dort wird der Tod zum Gevatter (Taufpaten) eines Mannes, welcher nur jene mit einem Kraut heilen darf, die nicht tödlich krank sind. Der junge Mann wird zum „berühmtesten Arzt der Welt“, ein Ruf, der ursprünglich Asklepios gebührte. Als der Arzt aber trotz seines beruflichen Erfolges eines Tages zwei todkranke Menschen heilt (einen alten König und seine schöne Tochter), nimmt der Tod ihn statt ihrer mit.
Es gibt auch Anhaltspunkte dafür, dass zwischen dem ägyptischen Imhotep-Heilkult und dem späteren griechischen Asklepios-Heilkult eine gewisse historische Kontinuität bestand. Tempelmedizin und heilsamer Tempelschlaf waren auch Elemente des Imhotep-Heilkultes.[4]
Literatur |
Eduard Thraemer: Asklepios. In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 1,1, Leipzig 1886, Sp. 615–641 (Digitalisat).- Eduard Thraemer: Asklepios 2. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band II,2, Stuttgart 1896, Sp. 1642–1697.
- Emma J. Edelstein, Ludwig Edelstein: Asclepius. Collection and Interpretation of the Testimonies. Johns Hopkins University Press, Baltimore 1945, ISBN 0-8018-5769-4
Karl Kerényi: Der göttliche Arzt. Studien über Asklepios und seine Kultstätten. H. Gentner, Darmstadt 1956.- Jürgen W. Riethmüller: Asklepios. Heiligtümer und Kulte (Antike Heiligtümer Band 2), Verlag für Archäologie und Geschichte, Heidelberg 2005, ISBN 3-935289-30-8
- Tomas Lehmann (Hrsg.): Wunderheilungen in der Antike. Von Asklepios zu Felix Medicus. ATHENA, 2006, ISBN 3-89896-270-9
Günther Lorenz: Asklepios, der Heiler mit dem Hund, und der Orient. In: Günther Lorenz: Asklepios, der Heiler mit dem Hund, und der Orient. Religion und Medizin in alten Kulturen in universalhistorischer Sicht. Gesammelte Schriften. innsbruck university press, Innsbruck 2016, ISBN 978-3-902936-92-9, S. 25–66.- Ferdinand Peter Moog: Asklepios (lat. Aesculapius), Asklepioskult. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin/ New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 112–114.
Florian Steger: Asklepios. Medizin und Kult. Franz Steiner, Stuttgart 2016, ISBN 978-3-515-11447-9.
Weblinks |
Wiktionary: Äskulap – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Asklepios – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Äskulap und die Schlange als Symbol der Erdgottheiten auf planet-wissen.de- Heinz Schmitz: Wenn Götter heilen – Das Heiligtum des Asklepios in Epidauros.
Franz Biba: Asklepios und das Schlangensymbol in Pharmazie und Medizin. (PDF; 1,22 MB)
Einzelnachweise |
↑ Menelaos Christopoulos: Light and Darkness in Ancient Greek Myth and Religion. Lexington Books, 2010, ISBN 978-0-739-13901-1, S. 67, Fußnote 119 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑ Homer: Ilias, 11. Gesang, 518
↑ Ferdinand Peter Moog: Ein eherner Genesungswunsch - Anmerkungen zu einer Münze des L. Aelius Caesar. In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen, Band 25, 2006, S. 7–18, hier: S. 12.
↑ ab Wolfgang U. Eckart: Geschichte der Medizin, 1. Aufl. 1990, S. 35 f.; 2. Aufl. 1994, S. 35 f.; 3. Aufl. 1998, S. 44 f.; 4. Aufl. 2001, S. 44 f.; 5. Aufl. 2005, S. 5–8; 6. Aufl. 2009, S. 21–24; 7. Aufl. Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin, 2013, S. 4–7; jeweils Springer Verlag Berlin, Heidelberg, New York. doi:10.1007/978-3-642-34972-0