Baubotanik




Die Baubotanik ist eine Methode, mit lebenden Pflanzen lebende Bauwerke zu konstruieren. Sie beschreibt eine Bauweise, bei der Bauwerke durch das Zusammenwirken technischen Fügens und pflanzlichen Wachsens entstehen. Dazu werden lebende und nicht-lebende Konstruktionselemente so miteinander verbunden, dass sie zu einer pflanzlich-technischen Verbundstruktur verwachsen.


Die Konstruktionsweise vereint die ästhetischen und ökologischen Qualitäten lebender Bäume mit statischen Funktionen und baulichen Anforderungen. So kann der Einsatz künstlicher Baustoffe minimiert werden. Die Bauten stellen wertvolle Habitate für eine Vielzahl von Tierarten dar und machen konventionelle Fundamente überflüssig, da sie Wurzelverankerungen besitzen.


Die Anwendung von Baubotanik ist jedoch keine neue Erfindung, sondern in anderen Kulturen seit Jahrhunderten bekannt. Beispiele sind die lebenden Brücken der Khasi im nordostindischen Bundesstaat Meghalaya[1].
Auch die Tanzlinde und das Gebück sind historische Beispiele.


Am Institut Grundlagen moderner Architektur und Entwerfen (kurz IGMA) der Universität Stuttgart wird wissenschaftlich über diese Technik gearbeitet[2]. Eine frühe Veröffentlichung im Architekturbereich war Baubotanik. Mit lebenden Pflanzen konstruieren im Jahr 2005 in der Zeitschrift Baumeister.


Bislang wurden im Rahmen der Forschung einfache experimentelle Bauten wie ein Steg realisiert. Ein baubotanischer Turm veranschaulicht die Möglichkeiten, wie durch Addition von Einzelpflanzen größere baubotanische Strukturen gebildet werden können.[3] Im Rahmen der Bayerischen Landesgartenschau 2007 in Waldkirchen wurde eine zweigeschossige Vogelbeobachtungsstation gepflanzt.[4] Für die Landesgartenschau Baden-Württemberg 2012 in Nagold wurde ein dreigeschossiger Platanenkubus angelegt. [5]


Seit 2003 findet man Weidenkirchen auf einigen ehemaligen Gartenschaugeländen, die diesem Ansatz folgen, jedoch nur sehr begrenzte Funktionalitäten als Bauwerk bereitstellen.



Siehe auch |



  • Ökologisches Bauen

  • Baumhaus



Literatur |


  • Ferdinand Ludwig: Botanische Grundlagen der Baubotanik und deren Anwendung im Entwurf. (Dissertation) Fakultät für Architektur und Stadtplanung, Universität Stuttgart, 2012


Weblinks |




  • Forschungsgebiet Baubotanik der Universität Stuttgart


  • Institut Grundlagen moderner Architektur der Universität Stuttgart


  • Institut für Tragkonstruktionen und konstruktives Entwerfen der Universität Stuttgart


  • Baubotanik - Ferdinand Ludwig - Website des Baubotanikers Ferdinand Ludwig mit experimentellen Bauwerken und der Darstellung von Forschungsprojekten


  • Bureau Baubotanik - Website des Bureau Baubotanik, mit ausführlichen Informationen und Darstellungen von Modellprojekten


  • Baubotanik.de - Website über Entstehung und Definition der Baubotanik


  • Fernsehbericht (Memento vom 16. Dezember 2007 im Internet Archive) der Deutschen Welle



Einzelnachweise |




  1. Im Nordosten von Indien – Wurzelbrücke. Süddeutsche Zeitung, abgerufen im 10. September 2012. 


  2. Pressemitteilung Nr. 5/2007 vom 17. Januar 2007


  3. Uni-Kurier der Universität Stuttgart Nr.: 104 - 2/2009


  4. Bureau Baubotanik: Vogel-Beobachtungsstation


  5. Baubotanischer Platanenkubus der Landesgartenschau Nagold 2012 (Memento vom 14. Oktober 2012 im Internet Archive) (PDF; 3,7 MB)




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