Lactantius






Wandmalerei aus dem vierten Jahrhundert


Lucius Caecilius Firmianus (Firmianus, qui et Lactantius, so der Name bei Hieronymus, De viris illustribus 80; dt. Namensform meist Laktanz; * um 250; † um 320), kurz Lactantius, war ein aus der römischen Provinz Africa stammender lateinischer Rhetoriklehrer und christlicher Apologet. Er wird zu den Kirchenvätern gezählt.




Inhaltsverzeichnis






  • 1 Leben


  • 2 Werk


  • 3 Nachwirkung


  • 4 Werke


  • 5 Ausgaben/Übersetzungen


  • 6 Literatur


  • 7 Weblinks





Leben |


Lactantius war von berberischer, nicht christlicher Herkunft. In Sicca Veneria wurde er Schüler von Arnobius.


Lactantius hatte zunächst eine erfolgreiche öffentliche Karriere. Der römische Kaiser Diokletian berief ihn als offiziellen Rhetor nach Nikomedia; die Reise aus Africa wird in seinem nicht erhaltenen Gedicht Hodoeporicum beschrieben. Dort machte er die Bekanntschaft des Statthalters und Polemikers Sossianus Hierokles, des heidnischen Philosophen Porphyrios sowie der späteren Kaiser Konstantin und Galerius. Nach seinem Übertritt zum Christentum kündigte er seine Stelle, kurz vor der Veröffentlichung von Diokletians erstem „Edikt gegen die Christen“ vom 24. Februar 303, mit dem die Christenverfolgung unter Diokletian eingeleitet wurde.


Als lateinischer Rhetor in einer griechischen Stadt lebte er daraufhin, gemäß Hieronymus, in Armut und verdiente kärglich von seinen Schriften, bis Konstantin sein Mäzen wurde. Wegen der Christenverfolgungen musste er Nikomedia verlassen und wurde dann in fortgeschrittenem Alter von Kaiser Konstantin zum Lehrer dessen Sohnes Crispus ernannt. Im Jahre 317 folgte Lactantius Crispus nach Trier, doch das Datum und die Umstände seines Todes sind unbekannt.



Werk |


Laktanz ist einer der bekanntesten Apologeten (Verteidiger) des frühen Christentums, das heißt, er verteidigte mit seinen Schriften das Christentum gegen die heidnische Kritik seiner Umwelt. Das Latein des auch als Rhetoriklehrer tätigen Laktanz galt als so gut, dass ihn Pico della Mirandola als „christlichen Cicero“ (cicero christianus) bezeichnete. Allerdings äußerten Autoren wie Hieronymus Zweifel am Inhalt seiner Theologie wie zum Beispiel an seinen Ansichten zur Natur Jesu. Laktanz lehnte die heidnische Literatur nicht ab, sondern benutzte sie recht ausgiebig und sah in seiner stilistischen Gewandtheit ein gutes Mittel, christliches Gedankengut eingängig zu vermitteln. Theologisch vertrat Laktanz ein eschatologisches und ein dualistisches Weltbild.


Sein wichtigstes Werk sind die Institutiones Divinae („Göttliche Unterweisungen“), die zu apologetischen Zwecken eine umfassende Darstellung und Kritik antiker Philosophie, Mythologie etc. aus christlicher Sicht entfalten. Im Mittelalter ungleich bekannter war aber seine kleine Schrift De mortibus persecutorum („Von den Todesarten der Verfolger“), in der er die Lebens- und vor allem Leidens- und Todesgeschichten von zehn römischen Kaisern erzählt, die sich nach der Überlieferung in den Christenverfolgungen im Römischen Reich besonders hervorgetan hatten. Das Werk gilt als stark propagandistisch gefärbt, die jeweiligen Herrschaftsjahre werden in denkbar schlechtestem Licht präsentiert; dennoch stellt das Werk eine nicht unwichtige Quelle für die Geschichte der Spätantike in der Zeit Diokletians dar. Darin findet sich auch eine der Versionen der Vision Konstantins (De mortibus persecutorum 44,1–9). Ein vollständiges Manuskript wurde erst 1678 in der französischen Abtei Saint Pierre de Moissac entdeckt.



Nachwirkung |


Laktanz war einer der wenigen Gebildeten in der Zeit von der Spätantike bis zur Renaissance, der die Kugelgestalt der Erde ablehnte. Für ihn stand die daraus folgende Möglichkeit von Menschen auf der unten liegenden Südhalbkugel, den Antipoden, im Widerspruch zu Aussagen der Bibel (zum Beispiel Röm 10,18 EU). Der Kirchenvater Augustinus von Hippo schloss sich der Ablehnung der Antipoden an, auch wenn er die Kugelgestalt der Erde für möglich hielt. In De genesi ad litteram ermahnte er die christlichen Prediger, bewiesenen Aussagen der heidnischen Philosophen über den Kosmos keine unsinnigen, aus wörtlicher Auslegung der Schrift abgeleiteten Annahmen gegenüberzustellen. 748 bezichtigte Bonifatius, bezugnehmend auf Laktanz, Virgilius von Salzburg bei Papst Zacharias der Häresie, da er einen gesonderten Erlöser für die Antipoden in Betracht zog. An diesen Brief erinnerten Philosophen wie Blaise Pascal und Descartes die Kirche, als sie das heliozentrische System auf Grund von Bibelstellen ablehnte.



Werke |




Anfang der Divinae institutiones in einer Renaissance-Prachthandschrift (Florenz, ca. 1420–1430)




  • De opificio Dei (Über das Schöpfungswerk Gottes)


  • Divinae institutiones (Göttliche Unterweisungen). Umfasst sieben Bücher, diese sind:


    • de falsa Religione (Über die falsche Religion)


    • de origine erroris (Über den Ursprung des Irrtums)


    • de falsa sapientia (Von der falschen Weisheit)


    • de vera sapientia et religione (Über die wahre Weisheit und Religion)


    • de justitia (Über die Gerechtigkeit)


    • de vero cultu (Von der wahren Verehrung)


    • de vita beata (Über das selige Leben)




  • Epitome divinarum institutionum (Auszug aus den „Göttliche Unterweisungen“)


  • De mortibus persecutorum (Von den Todesarten der Verfolger)


  • De ave Phoenice (Über den Vogel Phönix)


  • De ira Dei (Vom Zorn Gottes)



Ausgaben/Übersetzungen |



  • Lucius Caelius Firmianus genannt Lactantius: Göttliche Unterweisungen in Kurzform. Eingeleitet, übersetzt und erläutert von Eberhard Heck und Gudrun Schickler. K.G. Saur, München/Leipzig 2001, ISBN 3-598-73006-3.

  • Laktanz: De mortibus persecutorum – Die Todesarten der Verfolger. Lat./dt., übersetzt und eingeleitet von Alfons Städele (= Fontes Christiani. Band 43). Brepols, Turnhout 2003.

  • Laktanz: De ira Dei liber. Herausgegeben und eingeleitet von Heinrich Kraft und Antonie Wlosok. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1971, ISBN 3-534-06044-X.



Literatur |


Übersichtsdarstellungen



  • Christiane Ingremeau: Lactance (L. Cae[ci]lius Firmianus). In: Richard Goulet (Hrsg.): Dictionnaire des philosophes antiques. Band 4, CNRS Éditions, Paris 2005, ISBN 2-271-06386-8, S. 65–71

  • Bernd Kettern: Lactantius, L. Caecilius (Caelius) Firmianus L.. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 4, Bautz, Herzberg 1992, ISBN 3-88309-038-7, Sp. 897–899.


Untersuchungen




  • Timothy D. Barnes: Lactantius and Constantine. In: Journal of Roman Studies. Nr. 63, 1973, S. 29–46.

  • Elizabeth De Palma Digeser: The Making of a Christian Empire. Lactantius and Rome. Cornell University Press, Ithaca/London 2000, ISBN 0-8014-3594-3.

  • Anne Friedrich: Das Symposium der XII sapientes. Kommentar und Verfasserfrage (= Texte und Kommentare. Bd. 22). de Gruyter, Berlin/New York 2002, ISBN 3-11-017059-0.

  • Renate Laszlo: Die poetischen Dichtungen des Lactantius. Tectum, Marburg 2002, ISBN 3-8288-8387-7.

  • Andreas Löw: Hermes Trismegistos als Zeuge der Wahrheit. Die christliche Hermetikrezeption von Athenagoras bis Laktanz (= Theophaneia. Bd. 36). Philo, Berlin/Wien 2002, ISBN 3-8257-0322-3.

  • Wolfram Winger: Personalität durch Humanität. Das ethikgeschichtliche Profil christlicher Handlungslehre bei Lactanz. Denkhorizont – Textübersetzung – Interpretation – Wirkungsgeschichte (= Forum interdisziplinäre Ethik. Bd. 22). Peter Lang, Frankfurt am Main 1999, ISBN 3-631-33602-0.


  • Antonie Wlosok: Laktanz und die philosophische Gnosis. Untersuchungen zu Geschichte und Terminologie der gnostischen Erlösungsvorstellung. Carl Winter Universitätsverlag, Heidelberg 1960.



Weblinks |



 Wikisource: Lactantius – Quellen und Volltexte


 Wikisource: Lucius Caelius Firmianus Lactantius – Quellen und Volltexte (Latein)


 Commons: Lucius Caecilius Firmianus Lactantius – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien



  • Literatur von und über Lactantius im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek

  • Werke von und über Lactantius in der Deutschen Digitalen Bibliothek

  • Lateinische Texte in der bibliotheca Augustana

  • Deutsche Übersetzungen in der Bibliothek der Kirchenväter:

    • Von den Todesarten der Verfolger (De mortibus persecutorum)

    • Vom Zorne Gottes (De ira dei)

    • Auszug aus den göttlichen Unterweisungen (Epitome divinarum institutionum)

    • Gottes Schöpfung (De opificio Dei)



  • Gesamtwerk von Migne Patrologia Latina mit Inhaltsverzeichnis

  • Die Initialen einer frühhumanistischen Handschrift der Divinae institutiones, Cod. 4 der Stiftsbibliothek Stams, sind im Kurzinventar der illuminierten Handschriften in Stams beschrieben.

  • wissenschaftliche Sammelrezension bei PLEKOS




























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