Altsteinzeit






































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Steinzeit

Die Altsteinzeit – fachsprachlich Paläolithikum, von griech. παλαιός (palaios) „alt“ und λίθος (lithos) „Stein“ – war die erste und längste Periode der Urgeschichte und bezeichnet in Europa und Asien jeweils den ältesten Abschnitt der Steinzeit. Der Terminus bezieht sich auf die dominierende Überlieferung von Steinwerkzeugen, während Werkzeuge aus Knochen und Holz vergleichsweise selten gefunden werden. In Afrika wird der Begriff Early Stone Age verwendet. Auf dem amerikanischen Kontinent und in Australien ist diese Gliederung nicht üblich.


Die systematische Herstellung von Steinwerkzeugen war ein entscheidender Schritt in der Hominisation. Sowohl die frühen Vertreter der Gattung Homo als auch ihre Nachfahren, die Neandertaler und Cro-Magnon-Menschen, lebten als Jäger und Sammler.




Inhaltsverzeichnis






  • 1 Definition


  • 2 Unterteilung


  • 3 Altsteinzeitliches UNESCO-Weltkulturerbe in Deutschland


  • 4 Siehe auch


  • 5 Weblinks


  • 6 Einzelnachweise




Definition




Altsteinzeitliche Funde im Wetterau-Museum in Friedberg (Hessen).


Der britische Anthropologe Sir John Lubbock teilte in seinem 1865 erschienenen Werk Prehistoric Times die Steinzeit in die „Periode des geschlagenen Steins“ (Old Stone Age ‚Altsteinzeit‘) sowie die „Periode des geschliffenen Steins“, die er New Stone Age ‚Jungsteinzeit‘ nannte.[1]


Unterteilung


Der Beginn des Begriffs Altsteinzeit ist an die Herstellung erster Steinwerkzeuge gekoppelt. Mit der basalen Menschheitsgeschichte in Afrika begann dort vor etwa 2,5 Millionen Jahren das Early Stone Age (mit der Kultur des Oldowan), das dort weit früher begann als auf allen anderen Kontinenten. Noch ältere Steinwerkzeuge (etwa 2,6 Millionen Jahre alt) sind mutmaßlich einem noch nicht bekannten Vorfahren von Homo ergaster zuzuschreiben.[2]


Das ebenfalls dem Early Stone Age zuzurechnende Acheuléen ist durch Faustkeile charakterisiert und die erste archäologische Kultur, die flächenhaft auch in Asien und Europa nachgewiesen ist und damit die Out-of-Africa-Theorie belegt. Träger dieser Werkzeuge waren Homo ergaster bzw. Homo erectus. Das afrikanische Middle Stone Age und Later Stone Age sind zeitlich abweichend von anderen Kontinenten.


Die europäische Altsteinzeit wird in die drei Perioden Altpaläolithikum, Mittelpaläolithikum und Jungpaläolithikum unterteilt, innerhalb derer es archäologische Kulturen gibt, die über charakteristische Steinwerkzeuge abgegrenzt werden. Träger des ältesten Besiedlungshorizontes waren der bislang nur in Nordspanien so definierte Homo antecessor und im übrigen Europa Homo heidelbergensis (als europäische Ausprägung von Homo erectus). Die archäologischen Kulturen sind in geowissenschaftlicher Tradition meist nach den ersten Fundorten des jeweiligen Zeitabschnitts benannt, den so genannten Typlokalitäten. Neben dem Acheuléen wurde in Europa der – heute nur noch forschungsgeschichtlich relevante – Technokomplex des Clactonien für faustkeilfreie Inventare des Altpaläolithikums verwendet.


  • Das Mittelpaläolithikum bzw. die Zeit des Neandertalers wird häufig mit dem Beginn der Levalloistechnik in Verbindung gebracht. Wichtige Kulturen sind:


    • Moustérien, ca. 200.000 v. Chr. bis 40.000 v. Chr., das durch sehr fein gearbeitete Werkstücke in zahlreichen, auf die Funktion hin gestalteten Formen charakterisiert ist. Typisch sind fein ausgebildete Faustkeile.


    • Micoquien (oder „Keilmesser-Gruppen“), ca. 130.000 v. Chr. bis 70.000 v. Chr., Auftreten der Keilmesser


    • Blattspitzen-Gruppen, die flache und ovale Werkzeuge (Blattspitzen) nutzten.


    • Châtelperronien bis ca. 34.000 v. Chr. (regional eingeschränkt, Frankreich und Nordspanien)



  • Jungpaläolithikum, als Zeithorizont des anatomisch modernen Menschen (in Europa Cro-Magnon-Mensch). Wichtige Kulturen sind die folgenden, durch Klingen aus Feuerstein dominierte Kulturen:


    • Aurignacien 40.000 bis ca. 28.000 v. Chr.: Beginn der jungpaläolithischen Kleinkunst in Europa, erste Felsbilder


    • Gravettien von ca. 28.000 v. Chr. bis ca. 21.000 v. Chr. Zeithorizont der Venusfigurinen.


    • Solutréen von ca. 22.000 v. Chr. bis ca. 18.000 v. Chr.


    • Magdalénien von ca. 18.000 v. Chr. bis ca. 12.000 v. Chr.



Das Paläolithikum endet im Vorderen Orient („Fruchtbarer Halbmond“) und in China vor etwa 20.000 bis 12.000 Jahren mit einer allmählichen Ablösung der wildbeuterischen Lebensweise durch Ackerbau und Tierhaltung (Epipaläolithikum). Die produzierende Lebensweise entstand in anderen Weltregionen wesentlich später. Auch in Europa vollzog sich der Übergang zur Landwirtschaft später, hier folgte auf die Altsteinzeit zunächst die Mittelsteinzeit (Mesolithikum).


Altsteinzeitliches UNESCO-Weltkulturerbe in Deutschland


Die Höhlenfundstellen Geißenklösterle, Sirgenstein, Hohler Fels, Vogelherd, Hohlenstein-Stadel und Bockstein und die umgebenden Landschaften gehören mit der weltweit ältesten mobilen Kunst – Löwenmensch, Venus vom Hohlen Fels, Mammutfigur, Pferdefigur und Flöten aus Vogelknochen und Mammutelfenbein – seit Juli 2017 zum ersten altsteinzeitlichen UNESCO-Weltkulturerbe in Deutschland.[3]


Siehe auch



 Portal: Ur- und Frühgeschichte – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Ur- und Frühgeschichte

Weblinks




  • Literatur zur Altsteinzeit im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek

  • Überblick über die Altsteinzeit in Oberfranken (Landschaftsmuseum Obermain Kulmbach)

  • Altsteinzeit in Nittendorf

  • Die Altsteinzeit in Texten und Tabellen


Einzelnachweise




  1. John Lubbock: Prehistoric Times, as Illustrated by Ancient Remains and the Manners and Customs of Modern Savages. Williams and Norgate, London 1865 (deutsche Ausgabe: Die vorgeschichtliche Zeit erläutert durch die Überreste des Alterthums und die Sitten und Gebräuche der jetzigen Wilden. Costenoble, Jena 1874, 2 Bände).


  2. Sileshi Semaw: The World’s Oldest Stone Artefacts from Gona, Ethiopia: Their Implications for Understanding Stone Technology and Patterns of Human Evolution Between 2·6–1·5 Million Years Ago. In: Journal of Archaeological Science. 27, Nr. 12, 2000, S. 1197–1214, doi:10.1006/jasc.1999.0592 (Volltext auch bei indiana.edu als PDF).


  3. Stephan M. Heidenreich/Conny Meister/Claus Joachim Kind: Höhlen und Eiszeitkunst der Schwäbischen Alb. Das erste altsteinzeitliche UNESCO-Weltkulturerbe in Deutschland, in: Denkmalpflege in Baden-Württemberg. Nachrichtenblatt der Landesdenkmalpflege, 46. Jg. (2017) 3, S. 162–169.









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