Insula










Rekonstruktion einer Insula in Ostia


Insula, lateinisch für Insel, ist die Bezeichnung des Häuserblocks in meist rechtwinklig angelegten Städten im Altertum, insbesondere in römischen Städten. Im engeren Sinne werden damit römische Mietshäuser bezeichnet. Zur Kaiserzeit lebten in der Stadt Rom über eine Million Menschen auf engem Raum. Wohnraum war knapp und teuer. So kamen römische Architekten auf die Idee, in die Höhe zu bauen. Es entstanden die sogenannten Insulae – Mietshäuser mit bis zu fünf oder sechs Geschossen.


Insulae waren vor allem in größeren Städten zu finden und wurden zumeist von weniger wohlhabenden Menschen bewohnt, da sie wenig Miete kosteten. Es waren in der Regel mehrstöckige Gebäude mit 6 bis 7 Etagen, wobei sich im Erdgeschoss häufig Geschäfte (tabernae) befanden und in den Stockwerken darüber die Wohnungen (cenacula) der Mieter. Die geräumigeren und besser ausgestatteten Wohnungen befanden sich in der ersten Etage (siehe z. B. die Casa dei Dipinti und die Domus di Giove e Ganimede in Ostia). Hier gab es Komfort, mehrere Zimmer, Balkone, fließendes Wasser und Toiletten. In den oberen Stockwerken wurden die Wohnungen zunehmend kleiner, schlechter und auch günstiger.


Die Insulae wurden vor allem in den großen schnell wachsenden Städten gebaut, da der Platz innerhalb der Stadtmauern begrenzt war. Auch Städte, die keine Stadtmauern hatten (wie z. B. Rom im Prinzipat), mussten eher in die Höhe als in die Breite wachsen, da keine schnellen Transportmittel zur Verfügung standen. In den Wohnblöcken konnten in 6 bis 7 Geschossen viele Menschen auf wenig Platz wohnen. Platzsparen war sehr wichtig, deshalb durften die Grundmauern nicht dicker als einen halben Meter sein, wenig für so hohe Gebäude. Trotz der winzigen Wohnungen in den Insulae war mehr Wohnraum nötig, was dazu führte, dass auf den Dächern noch weitere Holzverschläge gebaut wurden. Durch diese Bauweise und die engen Straßen kam es oft zu Bränden, die ganze Stadtviertel zerstörten.


Die Insulae wurden meist aus luftgetrockneten Ziegeln erbaut, die sich bei Hochwasser vollsogen und zusammenbrachen. Dies war bei gebrannten Ziegeln nicht möglich, doch diese waren aufwendiger herzustellen und somit teurer. Selbst die Qualität der luftgetrockneten Ziegel muss sehr gering gewesen sein, denn normalerweise dürften auch sie nach einer Überschwemmung nicht zerfallen. Bei den teureren Häusern mit gebrannten Ziegeln wurden diese oft als Mauerschalen genutzt, zwischen die Opus Cementicium, eine Art antiker Beton aus Sand, Kalkwasser und grobem oder feinem Kies, gegossen wurde. Für die Fundamentierung, Boden- und Deckenkonstruktionen, für die Dachkonstruktion, die Treppenhäuser, die Balkone (soweit es welche gab), die Fensterläden und die Türen wurde Holz verwendet.


Die Insulae verfügten, wenn überhaupt, über nur eine unzureichende Frischwasserversorgung, und auch diese nur in der ersten Etage. Die Mieter der oberen Geschosse benutzten öffentliche Toiletten und Badehäuser. Dies führte vor allem nach dem 1. Jahrhundert n. Chr. zu schweren Krankheiten in den Städten.


Die Mietwohnungen befanden sich oft in schlechtem Zustand, da die Vermieter sich weigerten, die Schäden beheben zu lassen. Infolge mangelhafter Bauweise bildeten sich Risse in den Mauern, wodurch es in den Wohnungen immer zugig war und bei Regenfällen Wasser eindrang. Dies konnte auch zu Kalkablösung und Schimmelbildung führen.


Strabon berichtete über Hauszusammenbrüche, die nicht von mangelhafter Qualität des Hauses herrührten, sondern von dem Verkaufsinteresse des Vermieters, der wesentlich mehr Geld verdienen konnte, wenn er luxuriöse Atriumhäuser auf seinem Grundstück baute.


Für die Insulae führte Augustus eine Höhenbegrenzung von 21 m ein.[1] Diese Verordnung wurde offensichtlich nicht befolgt, denn nach dem Feuer im Jahre 64 n. Chr. zur Regierungszeit des Kaisers Nero wurden Gesetze verabschiedet, in denen die Höhe auf 21 m begrenzt und ein Abstand von 3 m zwischen den Gebäuden angeordnet wurde. Das Gesetz regelte auch, dass die Fassaden nebeneinander liegender Gebäude Flachdachanbauten bekamen, um die Arbeit der Feuerwehrleute zu erleichtern.[2] Der weniger haltbare und instabile Schlammziegel wurde beim Bau dieser hohen Mietshäuser durch verkleidetes Gussmauerwerk ersetzt. Doch die Verstöße gegen die Bauverordnung ließen nicht nach und zwangen Trajan schließlich dazu, die Höhe der Insulae auf 18 m zu begrenzen.[3] Die engen Gassen führten bei Bränden zu erschwerten Fluchtmöglichkeiten.[4]


siehe auch: Römisches Haus



Literatur |



  • Peter Connolly, Hazel Dodge: Die antike Stadt. Das Leben in Athen und Rom. Könemann Verlag, Köln 1998, ISBN 3-8290-1104-0.

  • Wolfram Hoepfner, Ernst-Ludwig Schwandner: Haus und Stadt im klassischen Griechenland. 2., überarb. Aufl. Wohnen in der klassischen Polis. Bd. 1. Deutscher Kunstverlag, München 1994, ISBN 3-422-06024-3.

  • Alexander G. McKay: Römische Häuser, Villen und Paläste. Atlantis, Luzern 1980, ISBN 3-7611-0585-1. S. 76–94.



Weblinks |



 Commons: Antike römische Häuser und Insulae – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien


Anmerkungen |




  1. Strabon 5,3,7.


  2. Seneca, De Consolatione ad Marciam 22, 3; De Beneficiis 6, 6, 2; Briefe, 10; Controversiae 2, 1, 11; De Ira 3, 35, 4-5; De Tranquillitate Animi 11, 7


  3. Sextus Aurelius Victor Epitome 27.


  4. erwähnt bei McKay: Römische Häuser, S. 231, der keine antiken Quellen nennt




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