Römerstraße Trier–Köln
Die Römerstraße Trier–Köln ist ein Teilstück der Via Agrippa, eines römerzeitlichen Fernstraßennetzes, das von Lyon ausging. Die Strecke von Augusta Treverorum (Trier) zur CCAA (Köln), der Hauptstadt der römischen Provinz Germania inferior, hatte eine Länge von 66 römischen Leugen (= 147 km).[1] Sie ist überliefert im Itinerarium Antonini, dem Wegeverzeichnis des Kaisers Caracalla (198–217), das im 3. Jahrhundert überarbeitet wurde, und auf der Tabula Peutingeriana, der im 16. Jahrhundert aufgefundenen römischen Weltkarte mit der Darstellung des römischen Straßennetzes des 4. Jahrhunderts.[2]
Inhaltsverzeichnis
1 Streckenverlauf
2 Bauart und Abmessung
3 Baugeschichte
4 Forschungsgeschichte
5 Literatur
6 Einzelnachweise
Streckenverlauf |
Der Streckenverlauf der Römerstraße wird im Itinerarium Antonini mit sieben Stationen beschrieben, deren Entfernung in Leugen angegeben ist.
1 gallische Leuga entspricht 1,5 milia passuum = ca. 2200 m, wobei 1 mille passuum = 1000 passus = ca. 1480 m [3]
Die spätere Peutingertafel verzeichnet mit Ausnahme von Tolbiacum (Zülpich) und Belgica (Billig) dieselben Orte, jedoch ohne den Zusatz Vicus. Allerdings weichen die Angaben erheblich von denen des antoninischen Itinerars ab und werden vielfach als Schreibfehler interpretiert.[4]
Römischer Stationsname | Heutiger Name | Entfernungsangaben | ||
---|---|---|---|---|
Zwischen den Orten | Von Trier | |||
Leuga | Kilometer | Kilometer | ||
Treveros | Trier | |||
Beda vicus | Bitburg | XII | 27 | 27 |
Ausava vicus | Büdesheim | XII | 27 | 54 |
Egorigio vicus | Jünkerath | VII | 16 | 70 |
Marcomago vicus | Marmagen | VIII | 18 | 88 |
Tolbiaco vicus | Zülpich | XII | 24 | 112 |
Agrippina | Köln | XVI | 35 | 147 |
[5]
Neuere Forschungen und Prospektionen auf einem bis zu 250 m breiten Korridor entlang der Straße haben ergeben, dass sich mindestens alle drei bis vier Kilometer, in dichter besiedelten Gegenden oft sogar nur im Abstand von wenigen hundert Metern, unmittelbar an der Straße Fundplätze unterschiedlichen Umfangs von vici (Ansiedlungen), mansiones (Herbergen) und Pferdewechselstationen (mutationes), stationes beneficiarium (Militärische Straßenposten) und religiösen Weihebezirken befinden. Erst recht gilt dies für Straßenkreuzungen, -verzweigungen und Flussübergänge. Diese Straßeninfrastruktur wurde begünstigt durch den zuvor durch Augustus eingeführten cursus publicus, einer Art Staatspost.[6]
Bauart und Abmessung |
Aufbau und Abmessung des Straßenkörpers[7] der Römerstraße Trier–Köln sind nicht einheitlich.
In der Eifel besteht der Straßenkörper zumeist aus drei jeweils etwa 30 cm hohen Schichten, die mit einem Gemisch aus klein zerschlagenen Steinen, mit Kies und Sand abgedeckt sind. Die unterste Schicht bildet – wo entsprechendes Material zur Verfügung stand – eine Stickung aus hochgestellten Steinplatten oder eine massive Schüttung aus Bruch von Kalksteinen oder weißen quarzhaltigen Sandsteinen. Darüber liegt eine Schicht zerschlagener Kalk-,Sand- und Grauwackensteine, die oft mit Lehm vermischt ist. Darüber befindet sich eine Schicht von Kies. Die ganze Steinlage ist etwa 100 cm hoch und gewölbt, durch Ausbesserungen teils höher und dadurch schmaler. Die oberen Schichten sind des Öfteren ausgewaschen oder abgeräumt.
Außerhalb der Eifel nach Köln sind die Steinlagen durch 20–50 cm hohe Kieslagen ersetzt, die sich unter der Erde noch oft erhalten haben. In Stadtnähe ist die Straße mit unbehauenen Steinplatten gepflastert.
Der Straßenkörper ist 4,00 m bis 6,00 m breit. Oft wird er seitlich von Ersteigen und Gräben besäumt, streckenweise auch mit beidseitigen Sommerwegen, sodass sich Gesamtbreiten von bis zu 27 m ergaben.[8]
Baugeschichte |
Die Straße fügt sich ein in das durch Marcus Vipsanius Agrippa von Lugdunum (Lyon) ausgehend geplante und in Angriff genommene Straßennetz[9]. Ein Anhaltspunkt für die Datierung ist der Bau der ersten römischen Moselbrücke in Trier, deren Errichtung ins Jahr 17 und 16 v. Chr. gesetzt wird[10]. Da Agrippa 12 v. Chr. gestorben ist, konnte die Römerstraße Trier–Köln zwar nicht mehr in der Zeit seiner zweiten Statthalterschaft in Gallien (bis 18 vor Christus) aber wahrscheinlich noch zu seinen Lebzeiten fertiggestellt werden. (→ Via Agrippa)
Forschungsgeschichte |
siehe auch Marcomagus
Erste Erkundungen über den Verlauf führte in der Neuzeit der königlich preußische Oberstleutnant Friedrich Wilhelm Schmidt (1786–1845) in den Jahren 1828/29 durch. Der preußische General von Veith, der zeitweise in Mechernich lebte, ergänzte in den 1880er Jahren diese Forschungen mit eigenen Untersuchungen. Beide veröffentlichten ihre teils widersprüchlichen Befunde in den Jahrbüchern des Vereins von Alterthumsfreunden im Rheinlande. (1861–1885)
Der Kustos des Provinzialmuseums Bonn, Joseph Hagen, fasste 1923 die Erkenntnisse des 19. Jahrhunderts zu diesem römischen Verkehrsweg im 8. Band der Erläuterungen zum Geschichtlichen Atlas der Rheinlande unter dem Titel Die Römerstraßen der Rheinprovinz zusammen. Acht Jahre später (1931) erschien eine zweite Auflage des Werkes, die für das Gebiet um den Vicus Marcomagus zahlreiche, teils gravierende Änderungen bei den Befunden, enthält.
Seine Darstellung bildet noch heute die Grundlage der Bodenprospektion im Bereich der rheinischen Römerstraßen.
Literatur |
- Friedrich Wilhelm Schmidt, hrsg. von Ernst Schmidt: Forschungen über die Römerstrassen etc. im Rheinlande. In: Jahrbücher des Vereins von Alterthumsfreunden im Rheinlande 31 (1861), S. 1–220 (Online-Ressource, abgerufen am 3. März 2012).
- Carl von Veith: Die Römerstrasse von Trier nach Köln. In: Jahrbücher des Vereins von Alterthumsfreunden im Rheinlande. Heft 83–85, Bonn 1883–85.
- Hermann Aubin: Geschichtlicher Handatlas der Rheinprovinz. Köln 1926.
- Joseph Hagen: Römerstraßen der Rheinprovinz (= Erläuterungen zum geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz. Band 8). 2. Auflage. Kurt Schroeder Verlag, Bonn 1931.
- Charles Marie Ternes: Die Römer an Rhein und Mosel. Stuttgart 1975.
- Römisch-Germanisches Zentralmuseum Mainz (Hrsg.): Führer zu vor- und frühgeschichtlichen Denkmälern, Bd. 26: Nordöstliches Eifelvorland. Mainz 1976.
- Römisch-Germanisches Zentralmuseum Mainz (Hrsg.): Führer zu vor- und frühgeschichtlichen Denkmälern, Bd. 33 Südwestliche Eifel. Mainz 1977.
Heinz Günter Horn: Die Römer in Nordrhein-Westfalen. Stuttgart 1987.- Michael Rathmann: Untersuchungen zu den Reichsstraßen in den westlichen Provinzen des Imperium Romanum. Darmstadt 2003.
- Heinz Günter Horn: Mit den Römern unterwegs: Agrippastraße. Von Köln bis Dahlem in 4 Etappen. J.P. Bachem Verlag, Köln 2014, ISBN 978-3-7616-2782-2.
Einzelnachweise |
↑ Joseph Hagen: Die Römerstraßen der Rheinprovinz. Bonn 1931, S. 78
↑ Tabula Peutingeriana. Codex Vindobonensis 324, Österreichische Nationalbibliothek, Wien. Kommentiert von E. Weber. Graz 2004, ISBN 3-201-01793-0
↑ Konrat Ziegler u. a. (Hrsg.): Der Kleine Pauly. Lexikon der Antike. München 1979, Sp. 591
↑ z. B. Harm-Eckart Beier: Untersuchung zur Gestaltung des römischen Straßennetzes im Gebiet von Eifel, Hunsrück und Pfalz aus der Sicht des Straßenbauingenieurs. Dissertation, Goslar 1971, S. 41
↑ Harm-Eckart Beier: Untersuchung zur Gestaltung des römischen Straßennetzes im Gebiet von Eifel, Hunsrück und Pfalz aus der Sicht des Straßenbauingenieurs. Dissertation, Goslar 1971, S. 39
↑ Jeanne-Nora Andrikopoulou-Strack, Wolfgang Gaitzsch, Klaus Grewe, Susanne Jenter und Cornelius Ulbert: Neue Forschungen zu den Römerstraßen im Rheinland, In: Thomas Otten, Hansgerd Hellenkemper, Jürgen Kunow, Michael Rind: Fundgeschichten – Archäologie in Nordrhein-Westfalen: Begleitbuch zur Landesausstellung NRW 2010, S. 163 f. (fortan Neue Forschungen)
↑ Veith: Die Römerstrasse von Trier nach Köln. In: Jahrbücher des Vereins von Alterthumsfreunden im Rheinlande, Heft L XXXIX, Bonn 1885, S. 1–27.
↑ Neue Forschungen S. 164
↑ Strabo: Geographika. Übersetzung und Anmerkungen von Albert Forbiger. Wiesbaden 2005. ISBN 3-86539-051-X
↑ Klaus Grewe: Die Agrippastraße zwischen Köln und Trier in: Landschaftsverband Rheinland: Erlebnisraum Römerstraße Köln–Trier, 2007