Siegbert A. Warwitz
Siegbert A. Warwitz (* 19. September 1937 in Münster) ist ein deutscher Germanist, Sportwissenschaftler, Psychologe und Pädagoge.
Nach einer Ausbildung zum Offizier der Bundeswehr absolvierte er an den Universitäten Münster, Innsbruck, Tübingen und Wien ein Philologiestudium für das Höhere Lehramt in den Fächern Germanistik, Sportwissenschaft und Philosophie und promovierte nach einem anschließenden Psychologiestudium mit summa cum laude zum Dr. phil. Er übernahm einen zweijährigen experimentalpsychologischen Forschungsauftrag der Universität Wien, lehrte einige Jahre am Humanistischen Gymnasium in Ravensburg und folgte dann einem Ruf auf eine Professur der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe.
Seine Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen der Experimentellen Sportpsychologie und einer von ihm entwickelten „Verkehrserziehung vom Kinde aus“, wobei ihn besonders Wahrnehmungsfragen, das Phänomen Spielen und die Wagnis/Risiko-Problematik interessieren. Als Wagnisforscher ist er durch seine empirischen Studien zur Mentalität von Grenzgängern und Extremsportlern sowie durch seine wissenschaftlichen Analysen entsprechender Erklärungsmodelle hervorgetreten. Dabei entwarf er eine eigene, ethisch begründete Wagnistheorie. Er ist Autor des sportmotorischen Testverfahrens Wiener Koordinationsparcours (WKP) sowie des Fußgängerdiploms (FD) und des Karlsruher 12-Schritte-Programms (KZSP) zur Verkehrssicherung des Schulanfängers. Als Didaktiker führte er das Prinzip des mehrdimensionalen Lernens in die Unterrichtslehre ein. Das klassische Lehrtheater des Verkehrskasper verdankt ihm seine Erneuerung zu einer zeitgemäßen Form der Verkehrserziehung.
Er war viele Jahre Dekan und in einer Reihe weiterer Hochschulämter tätig. In der Verkehrspädagogik engagierte er sich als Senatsbeauftragter seiner Hochschule, in der Lehrerbildung, auf Vortragsreisen und als Wissenschaftlicher Berater verschiedener Institutionen. Auf dem Risikofeld wurde er als Sachverständiger mit zahlreichen Gutachteraufträgen betraut.
1995 wurde ihm in Karlsruhe im Auftrag des Bundespräsidenten Roman Herzog von Christiane Herzog der Bruno-Epple-Preis ("Der 7. Sinn für Kinder") verliehen „für herausragende wissenschaftliche Verdienste um die Verkehrssicherheit von Kindern“. Die auf Initiative der Deutschen Verkehrswacht erfolgte Preisverleihung war mit einer gemeinnützig ausgerichteten Spende von 100.000 DM verbunden.[1]
Schriften |
Die altgermanische Heldendichtung und ihr Verhältnis zur Heldensage. Münster 1963 (Archiv der Universität Münster, Germanistisches Institut)
Sport im Spiegel der Sprache – eine Metaphernanalyse. Tübingen 1967. (Archiv der Universität Tübingen)
Interdisziplinäre Sporterziehung. Didaktische Perspektiven und Modellbeispiele fachübergreifenden Unterrichts. Hofmann, Schorndorf 1974, DNB 740560026 ISBN 3-7780-4551-2.
Das sportwissenschaftliche Experiment. Planung – Durchführung – Auswertung – Deutung. Hofmann, Schorndorf 1976, ISBN 3-7780-9021-6.- mit Anita Rudolf: Projektunterricht. Didaktische Grundlagen und Modelle. Verlag Hofmann, Schorndorf 1977, ISBN 3-7780-9161-1.
- mit Anita Rudolf (Hrsg.): Schriftenreihe Projektunterricht in Schule und Hochschule. Karlsruhe 1980–1999.
- mit Anita Rudolf: Spielen – neu entdeckt. Herder, Freiburg im Breisgau 1982, ISBN 3-451-07952-6.
Spiele anderer Zeiten und Völker. Karlsruhe 1998.
Verkehrserziehung vom Kinde aus. Wahrnehmen – Spielen – Denken – Handeln. 6. Auflage. Schneider, Baltmannsweiler 2009, ISBN 978-3-8340-0563-2.
Sinnsuche im Wagnis. Leben in wachsenden Ringen. Erklärungsmodelle für grenzüberschreitendes Verhalten. 2. Auflage, Schneider, Baltmannsweiler 2016, ISBN 978-3-8340-1620-1.- mit Anita Rudolf: Vom Sinn des Spielens. Reflexionen und Spielideen. 4. Auflage. Schneider, Baltmannsweiler 2016, ISBN 978-3-8340-1664-5.
Einzelnachweise |
↑ Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender 1996. Geistes- und Sozialwissenschaften. 17. Ausgabe, Verlag Walter de Gruyter, Berlin/ New York 1996, S. 1538 – Preisverleihung „Der 7. Sinn für Kinder“ in Citymedia, Business-Magazin. hrsg. v. Axel Kahn, Jahrg. 4, Ausgabe 10, Rheinstetten-Mörsch 1995, S. 10 (mit Pressefoto) – „Herzog-Gattin zeichnet Professor aus“ in Recklinghäuser Zeitung v. 18. Oktober 1995 (mit Portrait) – „Verkehr überfordert nicht nur die Kinder, Christiane Herzog überreichte Preis“, in Kurier, Amtsblatt der Stadt Karlsruhe Jahrgang 49, Nr. 42 v. 20. Oktober 1995 (mit Pressefoto) – auch in Badische Neueste Nachrichten/BNN v. 13. Oktober 1995, Nr. 237, S. 25 (mit Pressefoto)
Weblinks |
Literatur von und über Siegbert A. Warwitz im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Risiko – Gefahr oder Chance Zeitschrift Panorama, Brennpunkt 2004, Abruf am 28. Juni 2017.
Wagnis muss sich lohnen (PDF-Datei; 622 kB). Interview in bergundsteigen.at. Oktober 2011
@1@2Vorlage:Toter Link/www.ims.bz(Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven: Recht auf Risiko - Kongress: International Mountain Summit Brixen, Italien 2011)
Was Teufelskerle antreibt - Interview im Deutschlandradio am 12. Oktober 2012
Das TÜV-geprüfte Abenteuer, Matinee im Südwestfunk 2 vom 22. Mai 2016
Vom Spielraum zum Verkehrsraum - Netzwerk Verkehrserziehung Wien 2012
Spielen - Das Kind im Manne - Reportage SWR-Fernsehen 2012.
Warum Friedenspiele umstritten sind - Interview mit Christin Severin, NZZ, 23. März 2015, siehe auch im Artikel: Spielzeugwaffen sind weniger schlimm als ihr Ruf an der gleichen Stelle.
Jeder gruselt sich auf seine Art - Interview WDR 2 zum Urbedürfnis des Menschen nach Grausen 2015
Warum es so schwer ist, mutig zu sein - Interview mit Steffen Hallaschka sternTV-Sendung RTL: Psycho-Experimente 27. Juli 2016
Wie Wagnisse unser Leben bereichern - Interview mit Deutschlandradio Wissen vom 13. August 2014
Der Gewinn, der im Wagnis steckt - Reportage SWR-Fernsehen, Planet-Wissen 30. Januar 2018 (Frank Drescher)
Personendaten | |
---|---|
NAME | Warwitz, Siegbert A. |
ALTERNATIVNAMEN | Warwitz, Siegbert |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Germanist, Sportwissenschaftler, Psychologe, Pädagoge |
GEBURTSDATUM | 19. September 1937 |
GEBURTSORT | Münster |