Chemische Verbindung




Als chemische Verbindung bezeichnet man einen Reinstoff, der aus Atomen von zwei oder mehreren chemischen Elementen besteht, wobei – im Gegensatz zu Gemischen – die Atomarten zueinander in einem festen Verhältnis stehen.[1] Das zahlenmäßige Verhältnis der Atome zueinander wird durch chemische Bindungen zwischen den Atomen bestimmt, und das Verhältnis lässt sich in einer Summenformel darstellen. Eine Summenformel ist jedoch oft nicht eindeutig, da isomere Verbindungen dieselbe Summenformel haben, aber unterschiedliche Verbindungen sind. Charakteristisch für jede chemische Verbindung ist ihre eindeutige chemische Struktur.




Inhaltsverzeichnis






  • 1 Arten von chemischen Verbindungen


    • 1.1 Molekulare Verbindungen


    • 1.2 Ionische Verbindungen


    • 1.3 Intermetallische Verbindung


    • 1.4 Komplexe




  • 2 Binäre, ternäre und quaternäre Verbindungen


  • 3 Organische Verbindungen


  • 4 Einteilung im Schema der chemischen Stoffe


  • 5 Siehe auch


  • 6 Weblinks


  • 7 Einzelnachweise





Arten von chemischen Verbindungen |


Bei den mehr als 100 Millionen (Stand: Juni 2015)[2] bekannten chemischen Verbindungen unterscheidet man grob ionische oder salzartige Verbindungen sowie Komplexe, metallische und molekulare Verbindungen. Auch die Unterteilung anorganisch/organisch ist grundlegend, wobei als „organisch“ – mit wenigen Ausnahmen – die Kohlenstoff-Verbindungen bezeichnet werden. Im Jahr 2002 waren etwa 3 Millionen anorganische Verbindungen sowie 1 Million Polymere bekannt.[3]



Grundsätzlich gibt es also im Hinblick auf die Art der Bindung zwischen den beteiligten Elementen vier Arten von chemischen Verbindungen:




  • Molekulare Verbindungen (in der Regel aus einem nichtmetallischen Element und einem oder mehreren weiteren Nichtmetallen)

  • ionische Verbindungen (in der Regel aus einem Metall und einem oder mehreren Nichtmetallen)

  • metallische Verbindungen (aus Metallen)


  • Komplexe Verbindungen (aus Metall-Kationen und Ionen oder Molekülen)


Eine genauere Unterscheidung von Verbindungen und deren Zuordnung zu einem dieser vier Typen kann mit Hilfe der Elektronegativitätsdifferenz der an der Bindung beteiligten Elemente vorgenommen werden. Zudem gibt es Übergangsformen zwischen den vier o. g. Idealtypen.



Molekulare Verbindungen |




Wasser: Molekulare Verbindungen sind bei Raumtemperatur flüssig, gasförmig, fest oder wachs- bis kunststoffartig.



Molekulare Verbindungen entstehen aus Nichtmetall und Nichtmetall – sie sind Nichtleiter (Isolatoren) mit zumeist relativ niedrigem Siedepunkt (diamantartige oder kunststoffartige Verbindungen mit Riesenmolekülen ausgenommen).


Die kleinsten Teilchen molekularer Verbindungen sind neutrale Atomverbände (Moleküle). Diese bestehen aus zwei Atomen (zum Beispiel im Kohlenmonoxid, CO), aus drei Atomen (zum Beispiel im Kohlendioxid) oder auch aus einigen Tausend oder Zehntausend Atomen (Riesenmoleküle, Polymere, zum Beispiel im Kunststoff Polyethylen oder im Erbgut-Molekül Desoxyribonukleinsäure DNA). Die Atome in den Molekülen sind über kovalente Bindungen verknüpft, das heißt, dass die miteinander verbundenen Atome Paare von Außenelektronen gemeinsam nutzen (Elektronenpaarbindung).


Beispiele für molekulare Verbindungen sind neben Wasser auch Methangas, Zucker, Kohlendioxid, Polyethylen usw.



Ionische Verbindungen |




Eisensulfidmineral (Pyrit) – eine Verbindung aus Eisen- und Sulfid-Ionen




Kochsalzkristall


Ionische Verbindungen (Salze) bestehen aus Kationen und Anionen. Sie sind oft salzartig:




  • spröde,


  • kristallförmig,

  • von hohem Schmelz- und Siedepunkt und


  • elektrisch leitfähig nur in Schmelze oder Lösung.


Die Ionen entstehen bei der Reaktion von Metall- und Nichtmetallatomen dadurch, dass die Metallatome Elektronen abgeben (Oxidation), die dann von den Nichtmetallatomen aufgenommen werden (Reduktion). Die so gebildeten Metall-Kationen und Nichtmetall-Anionen vereinigen sich auf Grund der elektrischen Anziehungskräfte zu Ionenkristallen. Nach den Nichtmetallen unterscheidet man bei ionischen Verbindungen zum Beispiel Oxide (Sauerstoff als Anion), Sulfide (mit Schwefel), Fluoride, Chloride, Bromide, Iodide, Nitride (mit Stickstoff), Carbide (mit Kohlenstoff), Hydride (mit Wasserstoff) usw.
Oft kommt Sauerstoff als drittes Element hinzu; man spricht dann von Sulfaten, Chloraten, Nitraten, Carbonaten usw.


Beispiele für Ionenverbindungen sind Eisen(III)-oxid (dem Rost ähnlich), Pyrit (Eisensulfid), Natriumchlorid (Kochsalz) und Kalziumsulfat (Gips).



Intermetallische Verbindung |



Intermetallische Verbindung (umgangssprachlich oft auch als Legierungen bezeichnet)
entstehen aus Metall und Metall – sie sind:



  • elektrisch leitfähig,

  • gut verformbar,

  • glänzend,

  • gute Wärmeleiter und

  • bei Zimmertemperatur meistens fest.




Beile aus Bronzelegierungen. Bronze war der erste von Menschen hergestellte Werkstoff (s. unter Bronzezeit).


Die Vereinigung von unterschiedlichen Metallen zu Legierungen kann – insbesondere beim Zusammengießen von Metallschmelzen – in beliebigen Mengenverhältnissen erfolgen.


Wenn sich jedoch „intermetallische Verbindungen“ bilden, so sind in ihnen die beteiligten Elemente nur in ganz bestimmten Mengenverhältnissen enthalten („intermetallische Phase“, „stöchiometrische Zusammensetzung“).


Beispiele für Legierungen sind Bronze (aus Kupfer und Zinn), Messing (Kupfer mit Zink) und Kupfernickel (als Münzmetall). Beispiele für intermetallische Verbindungen sind die zwischen Magnesium und Germanium (Formel: Mg2Ge), das Al2Cu, das Magnesiumsilicid Mg2Si, die Bronze Cu4Sn sowie das Zementit Fe3C (aus Eisen und Kohlenstoff, wobei dieser sich wie ein Metall verhält) und WC (Wolframcarbid).



Komplexe |




Der Blutfarbstoff Hämoglobin – ein Eisenkomplex im Blut, dessen Struktur sich mit der Aufnahme (Oxygenation) bzw. der Abgabe von Sauerstoff (Desoxygenation) ändert (Komplexbildungsreaktion).


Verbindungen höherer Ordnung (Komplexe) entstehen bei einer Komplexbildungsreaktion zumeist aus Buntmetallkation und Molekülen mit freien Elektronenpaaren (Liganden). Sie sind oft auffallend farbig.


Beispiele: Der rote Blutfarbstoff Hämoglobin aus Eisen-II-Ionen und Eiweißmolekülen und der tiefblaue Kupfertetrammin-Komplex aus Kupfer-II-Ionen und Ammoniak.



Binäre, ternäre und quaternäre Verbindungen |


Chemische Verbindungen lassen sich auch über die Anzahl der beteiligten chemischen Elemente einteilen.


Binäre Verbindungen setzen sich aus zwei verschiedenen Elementen zusammen und haben die allgemeine Formel AxBy. Chlorwasserstoff (HCl), Natriumfluorid (NaF) und Wasser (H2O) setzen sich jeweils aus zwei Elementen zusammen und sind damit alle binäre Verbindungen. Die Verbindungen können molekulare, ionische (Salze) oder intermetallische Verbindungen sein.


Analog dazu setzen sich ternäre Verbindungen aus drei verschiedenen Elementen zusammen, wie zum Beispiel Natriumcarbonat (Na2CO3), das sich aus Natrium, Kohlenstoff und Sauerstoff zusammensetzt.


Eine quaternäre Verbindung ist beispielsweise Kaliumhydrogencarbonat (KHCO3).


Der Begriff primäre Verbindung ergibt hingegen keinen Sinn, da definitionsgemäß chemische Verbindungen aus mindestens zwei Elementen zusammengesetzt sein müssen. Unterschiedliche Stoffe aus nur einem Element werden Modifikationen genannt. Gelegentlich wird auch der Begriff Elementverbindung verwendet.



Organische Verbindungen |


Molekulare Verbindungen, in denen Kohlenstoff in Verbindung mit Wasserstoff enthalten ist, werden als „organisch“ bezeichnet. Sie bilden den weitaus größten Teil aller chemischen Verbindungen und leiten sich vom Methangas, der Gruppe der Alkane bzw. den Kohlenwasserstoffen ab. Im Kohlenwasserstoffgerüst organischer Verbindungen befinden sich oft weitere Atomgruppen, die die Eigenschaften der organischen Verbindung beeinflussen.


Dem Kohlenstoffgerüst entsprechend werden organische Verbindungen unterteilt in:




  • aliphatische Kohlenwasserstoffe (Aliphaten, hierunter acyclische Kohlenwasserstoffe, gesättigte (Alkane), ungesättigte (Alkene und Alkine) und cyclische Kohlenwasserstoffe),


  • aromatische Kohlenwasserstoffe (Aromaten, unterteilt in einfache Aromaten und kondensierte Aromaten),


  • Heterocyclen sowie


  • biochemische Verbindungen (Alkaloide, Aminosäuren, Fette, Kohlenhydrate, Proteine, Steroide, Terpene, Vitamine usw.)


Den funktionellen Gruppen entsprechend teilt man organische Verbindungen ein in



  • Sauerstoff- und Hydroxyverbindungen (Alkohole, Aldehyde, Ester, Ether, Ketone, Carbonsäuren usw.),

  • Stickstoffverbindungen (Amine, Amide, Nitroverbindungen, Nitrile),

  • Schwefelverbindungen (Alkanthiole, Sulfide und Disulfide, Ester der Schwefelsäure, Sulfone, Sulfoxide, Thionamide, Thiolester, Thiosäure),

  • Phosphorverbindungen (Phosphate, Phosphine),


  • metallorganische Verbindungen.



Einteilung im Schema der chemischen Stoffe |





Schematische Einteilung der Stoffe


























































































































































































































































































































































































































 
 
 
 
 
 
 
 
Stoff
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Gemisch
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Reinstoff
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

homogenes
Gemisch
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Verbindung
 
Element
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Gasgemisch
Gemisch mehrerer
Gase

 

Legierung
Gemisch unterschiedlicher
Metalle

 

Lösung
Festkörper, Flüssigkeit,
Gas in einer Flüssigkeit gelöst

 
 
 
 
 
 
molekular
 
ionisch
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

heterogenes
Gemisch
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Schaum
Gasförmige Bläschen in
einer Flüssigkeit

 

Hartschaum
Gasförmige Bläschen in
einem Festkörper

 
Aerosol
 

Suspension
Feste Teilchen in
einer Flüssigkeit

 

Emulsion
Gemisch mehrerer nicht
mischbarer Flüssigkeiten

 
Gemenge
Gemisch mehrerer nicht
mischbarer Festkörper

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Rauch
Feste Teilchen
in einem Gas

 

Nebel
Flüssige Teilchen
in einem Gas

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 





Siehe auch |



  • Organische Chemie


  • Global harmonisiertes System zur Einstufung und Kennzeichnung von Chemikalien (GHS)



Weblinks |



 Wiktionary: chemische Verbindung – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen


  • Chemische Verbindungen nach ihren Hauptelementen (Memento vom 7. April 2015 im Internet Archive) (englisch)


Einzelnachweise |




  1. Eintrag zu chemische Verbindungen. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 16. Juni 2014.


  2. CAS Assigns the 100 Millionth CAS Registry Number® to a Substance Designed to Treat Acute Myeloid Leukemia. Chemical Abstracts Service, 29. Juni 2015.


  3. „chemische Verbindung“ im Universal-Lexikon. Abgerufen am 8. August 2012.









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