Estland


































































































Eesti Vabariik
Republik Estland











Flagge Estlands


Wappen Estlands


Flagge

Wappen


Amtssprache

Estnisch

Hauptstadt

Tallinn

Staatsform

parlamentarische Republik

Regierungssystem

parlamentarische Demokratie

Staatsoberhaupt

Präsidentin
Kersti Kaljulaid

Regierungschef

Premierminister
Jüri Ratas

Fläche
45.339[1] km²

Einwohnerzahl
1.319.133 (1. Januar 2018)[2]

Bevölkerungsdichte
29 Einwohner pro km²

Bevölkerungs­entwicklung

-0,54 % (2016)[3] pro Jahr

Bruttoinlandsprodukt

  • Nominal

  • Total (KKP)

  • BIP/Einw. (nominal)

  • BIP/Einw. (KKP)


2017[4]

  • 25,97 Mrd. USD (103.)

  • 41,56 Mrd. USD (112.)

  • 19.840 USD (42.)

  • 31.749 USD (44.)



Index der menschlichen Entwicklung

0,865 (30.) (2016)[5]

Währung

Euro (EUR)

Unabhängigkeit
24. Februar 1918 (Deklaration)
20. August 1991 (Wiedererlangung)

Nationalhymne

Mu isamaa, mu õnn ja rõõm
(„Mein Vaterland, mein Glück und [meine] Freude“)


Nationalfeiertag
24. Februar (Unabhängigkeitstag)

Zeitzone

UTC+2 OEZ
UTC+3 OESZ (März bis Oktober)

Kfz-Kennzeichen

EST

ISO 3166

EE, EST, 233

Internet-TLD

.ee

Telefonvorwahl
+372


Österreich
Belgien
Bulgarien
Republik Zypern
Tschechien
Deutschland
Dänemark
Dänemark
Estland
Spanien
Finnland
Frankreich
Frankreich
Vereinigtes Königreich
Vereinigtes Königreich
Griechenland
Griechenland
Ungarn
Irland
Italien
Italien
Italien
Litauen
Luxemburg
Lettland
Niederlande
Polen
Portugal
Rumänien
Schweden
Slowenien
Slowakei
Island
Montenegro
Mazedonien
Kroatien
Türkei
Türkei
Malta
Serbien
Grönland
Färöer
Norwegen
Norwegen
Isle of Man
Guernsey
Jersey
Andorra
Monaco
Schweiz
Liechtenstein
Vatikanstadt
San Marino
Albanien
Kosovo
Bosnien und Herzegowina
Republik Moldau
Weißrussland
Russland
Ukraine
Autonome Republik Krim
Kasachstan
Abchasien
Südossetien
Georgien
Aserbaidschan
Aserbaidschan
Armenien
Iran
Libanon
Syrien
Israel
Jordanien
Saudi-Arabien
Irak
Russland
Tunesien
Algerien
Marokko
Estonia in European Union.svg
Über dieses Bild



Estland-Karte-de.png


Estland ([.mw-parser-output .IPA a{text-decoration:none}ˈeːstlant], auch [ˈɛstlant], estnisch Eesti [ˈeːsti]) ist ein Staat im Baltikum. Als nördlichster der drei baltischen Staaten grenzt es im Süden an Lettland, im Osten an Russland sowie im Norden und Westen an die Ostsee. Über den Finnischen Meerbusen hinweg bestehen enge Beziehungen zu Finnland, und historisch gibt es durch die Deutsch-Balten viele kulturelle Verbindungen nach Deutschland.


Der erstmals von 1918 bis 1940 und erneut seit 1991 unabhängige Staat ist Mitglied der Vereinten Nationen, seit 2004 der EU. Estland ist zudem Mitglied des Europarats, der NATO sowie der OSZE, seit 2010 der OECD und seit 2011 der Eurozone.


Estland hat gut 1,3 Millionen Einwohner (Januar 2018). Hauptstadt und größte Stadt Estlands ist Tallinn, die zweitgrößte Stadt Tartu.




Inhaltsverzeichnis






  • 1 Geographie


    • 1.1 Klima


    • 1.2 Flora und Fauna




  • 2 Geschichte


    • 2.1 Deutscher Einfluss


    • 2.2 Erste Unabhängigkeit


    • 2.3 Sowjetrepublik


    • 2.4 Erneute Unabhängigkeit 1990




  • 3 Politik


    • 3.1 Staatsaufbau


    • 3.2 Wahlen per Internet


    • 3.3 Koalitionen ab 1992


    • 3.4 Außenpolitik


      • 3.4.1 EU-Mitgliedschaft


      • 3.4.2 Grenzvertrag mit Russland




    • 3.5 Militär


    • 3.6 Menschenrechte


    • 3.7 Staatshaushalt


    • 3.8 Steuersystem


    • 3.9 E-Residency




  • 4 Bevölkerung


    • 4.1 Nichtbürger


    • 4.2 Religion


    • 4.3 Bildungswesen


    • 4.4 Gesundheitswesen




  • 5 Verwaltungsgliederung


    • 5.1 Landkreise


    • 5.2 Größte Städte




  • 6 Wirtschaft


    • 6.1 Bruttoinlandsprodukt


    • 6.2 Entwicklung


    • 6.3 Arbeitsmarkt


    • 6.4 Geografische Verteilung


    • 6.5 Währungssystem


    • 6.6 Preise und Löhne


    • 6.7 Produktion


    • 6.8 Tourismus


    • 6.9 Investitionen


    • 6.10 Außenhandel




  • 7 Infrastruktur


    • 7.1 Digitalisierung


    • 7.2 Straßen


    • 7.3 Eisenbahn


    • 7.4 Schifffahrt


    • 7.5 Flugverkehr




  • 8 Kultur


    • 8.1 Medienlandschaft


    • 8.2 Musik


    • 8.3 Architektur


    • 8.4 Sport


    • 8.5 Küche


    • 8.6 Feiertage




  • 9 Siehe auch


  • 10 Literatur


  • 11 Weblinks


  • 12 Einzelnachweise





Geographie |




Finnischer Meerbusen (Satellitenaufnahme)


Estland befindet sich im Norden des Baltikums. Die Zuordnung der Gesamtregion wiederum ist umstritten und wird neben geographischen Faktoren auch von historisch-kulturellen und politischen Aspekten beeinflusst.
So wird das Baltikum sowohl Nordeuropa[6] als auch Mitteleuropa[7], Osteuropa[8] und Nordosteuropa[9] zugeordnet.


Estland liegt an der östlichen Küste der Ostsee. Flächenmäßig ist es etwas kleiner als Niedersachsen und etwas größer als die Schweiz. Das seenreiche Wald- und Hügelland mit vielen Mooren (teilweise Gewinnung von Torf) hat eine durchschnittliche Höhe von nur 50 m. Im südöstlichen Moränengebiet steigt es zum livländischen Hügelland bis zur höchsten Erhebung, dem Suur Munamägi (318 Meter), an. Der größte See ist der Peipsi järv (Peipussee), die größten Inseln Saaremaa und Hiiumaa.


Die gesamte Küstenlinie hat eine Länge von 3.794 Kilometer. Sie ist durch mehrere Golfe (wie die Rigaer Bucht), Meerengen und Einbuchtungen gekennzeichnet.




Klima |


Das Klima Estlands ist im Allgemeinen kühl-gemäßigt bis rau mit kalten, frostigen Wintern und mäßig warmen Sommern auf nordeuropäischem Niveau. Das Jahresmittel der Temperatur liegt in der Hauptstadt Tallinn bei 4,5 °C, es fallen 650 Millimeter Niederschlag mit einem Maximum im Spätsommer. Im Juli werden durchschnittlich 16,5 °C und im Januar −6,0 °C erreicht. Trotz des kalten Winters bleiben die Küsten jedoch meist eisfrei.



Flora und Fauna |





Tarvasjõgi


Mehr als 50 Prozent der estnischen Landesfläche sind bewaldet. Der häufigste Laubbaum in den estnischen Wäldern ist die Birke. Sie ist ein vielbesungenes Motiv in Liedern und Volksdichtung und ein nationales Symbol des Landes. Vor allem auf sandigen Böden in Meeresnähe kommt die Waldkiefer häufig vor. Sie nimmt einen Anteil von etwa 35 % der estnischen Waldflächen ein. Am größten ist ihre Bedeutung auf den vorgelagerten Inseln Saaremaa und Hiiumaa sowie im Landkreis Harjumaa.[10] Auch Fichte, Tanne und Lärche zählen zu den in Estland heimischen Nadelbaumarten.


In Estland sind als große Säugetierarten Elche (ca. 12.000), Rothirsche (ca. 2.800), Rehe (ca. 50.000) sowie Braunbären (etwa 600), Luchse (etwa 800), Wölfe
(etwa 140) und Wildschweine heimisch und jagdbar. Ferner kommen Rotfüchse, Biber, Marder und die seltener gewordenen Schneehasen (etwa 12.000) vor.



Geschichte |



Das heutige Estland besteht aus der ehemaligen, von 1710 bis 1918 zum Russischen Reich gehörigen Ostseeprovinz Gouvernement Estland und dem nördlichen Teil Livlands, zu dem auch die Insel Saaremaa (Ösel) gehörte.



Deutscher Einfluss |


Die mit dem Deutschen Orden ins Land gekommenen Vasallen hatten sich 1252 erstmals zu einer autonomen Landesverwaltung zusammengeschlossen, die durch das bis 1346 dänische Nordestland bestätigt wurde. Nach dem Ende der Herrschaft des Ordens im Jahr 1561 nahmen die hanseatischen Städte und die Ritterschaften auf dem Land die öffentlich-rechtlichen Selbstverwaltungsaufgaben wahr. Diese Landesprivilegien, eine Art Autonomiestatut, wurden von der schwedischen Oberschaft bestätigt und blieben auch nach der russischen Eroberung Estlands im Großen Nordischen Krieg (1710) unberührt.




Bei der Unabhängigkeitserklärung in Pärnu am 23. Februar 1918


Die Oberschicht der Stadtbürger und Gutsbesitzer war deutschsprachig, bis 1885 war Deutsch Unterrichts- und Behördensprache. Aufgrund einer Russifizierungskampagne der russisch-zaristischen Regierung löste Russisch Deutsch in dieser Funktion ab.



Erste Unabhängigkeit |


Eine zentrale Rolle spielte bei der Entwicklung zur eigenen kulturellen und politischen Identität die Universität Tartu (Dorpat), auf der seit den 1870er Jahren die studierenden Esten sich bewusst nicht mehr über die Mitgliedschaft in den Korporationen assimilieren wollten, sondern vor allem im Verein Studierender Esten eine eigene Identität förderten. Während des Zerfalls des Russischen Reiches im Verlauf der Oktoberrevolution erlangte Estland am 24. Februar 1918 seine Unabhängigkeit und wurde 1921 Mitglied des Völkerbundes.


In den Jahren 1939 bis 1940 wurden die Deutschbalten von den Nationalsozialisten aus Estland und Lettland unter dem Motto Heim ins Reich im Rahmen einer Umsiedlung ins Deutsche Reich geholt. Grund war die im Geheimabkommen zum Hitler-Stalin-Pakt geschlossene Vereinbarung, das Baltikum der sowjetischen Interessensphäre zuzuschlagen.



Sowjetrepublik |


Unter massivem Druck und Gewaltandrohung wurde Estland zusammen mit Lettland und Litauen 1940 von der Sowjetunion gemäß der im deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt festgelegten Bestimmungen zur Abgrenzung und Festlegung der deutschen und sowjetischen Interessensphäre annektiert. Nach offizieller sowjetischer Lesart traten die baltischen Staaten der UdSSR bei, allerdings bestand über die ganze Periode der Zugehörigkeit Estlands zur UdSSR eine estnische Exilregierung, deren Kontinuität auch in der heutigen offiziellen Interpretation Estlands anerkannt wird. Auch international wurde die Annexion bis zur erneuten Unabhängigkeit überwiegend nicht anerkannt. Die Estnische Sozialistische Sowjetrepublik wurde mit Unterstützung von sowjetischen Emissären proklamiert, nachdem Estland zuvor bereits sowjetische Truppen auf seinem Territorium dulden musste. 1940/41 erfolgten Massendeportationen von Esten, besonders aus dem Besitz- und Bildungsbürgertum, in das Innere der Sowjetunion. Viele von ihnen kamen in den Straflagern des Gulag um. Nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion 1941 war das Land bis 1944 von deutschen Truppen besetzt und wurde verwaltungstechnisch dem Generalkommissariat Ostland zugeordnet. In dieser Zeit wurde die Genozid-Politik der NS-Machthaber an den Juden auch in Estland unter Mitwirkung Einheimischer verfolgt. Etwa 1.000 einheimische und ca. 10.000 Juden aus Ost- und Mitteleuropa wurden im Holocaust getötet.


Aufgrund der Erfahrungen mit den Sowjets schlossen sich viele Esten den deutschen Truppen an, ebenso kämpften Esten auf sowjetischer Seite. Zehntausende von Esten flüchteten 1944 Richtung Westen nach Deutschland (von dort aus später nach Amerika und Australien), nicht wenige auch nach Schweden oder Finnland. Nach der erneuten Besetzung durch die Rote Armee im Herbst 1944 wurde das Land unter Wiederherstellung der Estnischen Sozialistischen Sowjetrepublik von 1940/41 in die Sowjetunion eingegliedert. Es folgten erneut Deportationen von vermeintlich oder tatsächlich dem sowjetischen System ablehnend gegenüberstehenden Einwohnern Estlands und Repressalien gegen so genannte Volksfeinde.[11]


Während des Zweiten Weltkrieges verließ auch die schwedischsprachige Bevölkerung, die vor allem auf den Inseln Hiiumaa (Dagö), Vormsi (Worms) und Ruhnu (Runö) gelebt hatte, das Land. Bis dahin hatten sie sich ihr Estlandschwedisch, das mit dem Finnlandschwedischen zu den ostschwedischen Dialekten zählt, bewahrt.


In der Zeit von 1945 bis 1990 wurde durch gezielte Ansiedlung nichtestnischer Einwohner, insbesondere von Russen, die Zusammensetzung der Bevölkerung nach Nationalitäten wesentlich zu Ungunsten der einheimischen estnischen Bevölkerung verändert.



Erneute Unabhängigkeit 1990 |


Am 30. März 1990 erklärte Estland sich wieder zur Republik.


Am 18. Dezember 1990 verzichtete Estland auf eine weitere Mitarbeit im Obersten Sowjet der UdSSR.
Bei einer Volksabstimmung am 3. März 1991 über den künftigen Status der Republik stimmten 78 % der Wahlberechtigten für die Unabhängigkeit. Der Vorsitzende des Obersten Rates der Republik Estland, Arnold Rüütel, erklärte, dass ein Referendum keine rechtlich bindende Wirkung habe. Nach dem Augustputsch in Moskau am 20. August 1991 erklärte der Oberste Rat die volle Unabhängigkeit von der Sowjetunion. Am 23. August 1991 wurde der sowjetische Geheimdienst KGB verboten und am 25. August alle Organe der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU). Die Sowjetunion erkannte die Unabhängigkeit Estlands am 6. September 1991 an.


Estland stellte damit nach einem mehrjährigen Prozess der Loslösung von der Sowjetunion – im Zuge von Glasnost und Perestroika, insbesondere seit 1988 – seine Souveränität wieder her. Diese Entwicklung verlief überwiegend friedlich; sie wurde als „Singende Revolution“ bekannt. Estland wurde am 29. März 2004 NATO-Mitglied. Die estnische Bevölkerung befürwortete am 14. September 2003 in einem Referendum den Beitritt zur Europäischen Union. Am 1. Mai 2004 wurde daraufhin Estland in die EU aufgenommen.


Am 9. Dezember 2010 erfolgte der Beitritt zur OECD.[12]


Am 1. Januar 2011 führte Estland als erster der baltischen Staaten den Euro ein (siehe auch Estnische Euromünzen).


Ein großes Problem für Estland stellt die Abwanderung junger und qualifizierter Einwohner (meist ethnische Esten) nach Skandinavien und Westeuropa dar, bei einer konstant niedrigen Geburtenrate.




Politik |



Staatsaufbau |




Riigikogu – das Parlament von Estland





Kersti Kaljulaid, die Präsidentin





Jüri Ratas, der Premierminister


Estland ist eine parlamentarische Republik. Die gesetzgebende Gewalt gehört dem Riigikogu (Staatsversammlung/Parlament), der laut dem estnischen Grundgesetz 101 Abgeordnete hat. Der Riigikogu wird von allen estnischen Staatsbürgern, die das 18. Lebensjahr vollendet haben, gewählt; das passive Wahlrecht haben estnische Staatsbürger mit der Vollendung des 21. Lebensjahres. Im Demokratieindex 2016 belegt Estland Platz 33 von 167 Ländern.[13]


Das Staatsoberhaupt ist der Präsident der Republik Estland, der ein abstammungsgemäßer Staatsbürger Estlands und mindestens 40 Jahre alt sein muss. Das Amt des Präsidenten ist hauptsächlich zeremonieller Natur. Er oder sie vertritt Estland völkerrechtlich, ernennt die estnischen Botschafter, beglaubigt die ausländischen Gesandten in Estland und verleiht Orden sowie militärische und diplomatische Titel.


Die Regierung der Republik besteht aus den Ministern und dem Premierminister (Regierungschef). Der Premierminister wird von Präsidenten und Parlament mit der Regierungsbildung beauftragt. Die daraufhin vom designierten Premierminister nominierten Minister legen ihrem Amtseid im Parlament ab und werden anschließend zusammen mit dem Regierungschef vom Präsidenten ernannt.


Die Trennung zwischen Staatsoberhaupt und Regierungschef wird in Estland so konsequent erst seit der Wiederherstellung der staatlichen Unabhängigkeit in den 1990er Jahren praktiziert.


Bei der Parlamentswahl in Estland am 1. März 2015 lag die Wahlbeteiligung bei 64,2 %.



Wahlen per Internet |


Gewählt wird in Estland in Wahlkabinen oder über das Internet. Bei den Internetwahlen können die Wähler sich bis zum Vorwahlschluss umentscheiden. Am Wahltag kann die Internetwahl, falls gewünscht, dann zum letzten Mal noch korrigiert werden.



Koalitionen ab 1992 |


Seit das Kabinett Laar I 1992 die Regierung übernahm, wurden alle estnischen Regierungen durch Koalitionen getragen.









































































































































































































































































Jahre Kabinett

Zentrums­partei

Volks­union[14]

Koalitions­partei[15]

Sozial­demokratische Partei[16]

Reform­partei[17]

Res Publica[18]

Vaterlands­union[18][19]
links der Mitte (sozialliberal) links der Mitte (agrarisch)
Mitte (zentristisch) Mitte (sozial­demokratisch)
rechts der Mitte (klassischer Liberalismus) rechts der Mitte (konservativ)
rechts der Mitte (national­konservativ)

Wahl 1992
15 0+0[14]
17 12 10+29[19]
1992–1994
Laar I


[19]
1994–1995
Tarand


[19]


Wahl 1995
16
41[20]
6 19 8
1995
Vähi II



1995–1996
Vähi III



1996–1997 Vähi III



1997–1999
Siimann





Wahl 1999
28 7 7 17 18 18
1999–2002
Laar II



2002–2003
Kallas





Wahl 2003
28 13 6 19 28 7
2003–2005
Parts



2005–2007
Ansip I





Wahl 2007
29 6 10 31 19
2007–2009
Ansip II



2009–2011 Ansip II





Wahl 2011
26 0 19 33 23
2011–2014
Ansip III



2014–2015
Rõivas I




Wahl 2015
27 15 30 14
2015–2016
Rõivas II


seit 2016
Ratas




Außenpolitik |




Staaten, in denen die Republik Estland diplomatische oder berufkonsularische Vertretungen unterhält



EU-Mitgliedschaft |




Plenarsaal des Europäischen Parlaments in Brüssel. Estland ist einer von 28 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union.


Am 14. September 2003 stimmten die Esten über den Beitritt zur Europäischen Union ab. Die Wahlbeteiligung lag bei 64 %. Mit einer Mehrheit von 66,9 % Jastimmen zu 33,1 % Neinstimmen votierten die Bürger für die Mitgliedschaft in der EU; das ist die niedrigste Zustimmungsrate aller zentral- und osteuropäischen EU-Neumitglieder.


Zum 1. Juli 2017 übernahm Estland zum ersten Mal seit seinem Beitritt die EU-Ratspräsidentschaft. Nachdem Großbritannien aufgrund des Brexit-Votums darauf verzichtet hatte, hat Estland angeboten, seine sonst am 1. Januar 2018 beginnende Ratspräsidentschaft schon ein halbes Jahr eher zu beginnen.[21]


Europawahl 2014:


Wahlbeteiligung: 36,4 %













































Partei % Sitze Europäische Partei Fraktion im EP
Reformpartei 24,3 2 ELDR
ALDE
Zentrumspartei 22,4 1 ELDR
ALDE
Pro-Patria- und Res-Publica-Union 13,9 1 EVP
EVP
Sozialdemokratische Partei 13,6 1 SPE
S&D

Indrek Tarand (Einzelkandidat)
13,2 1 parteilos
Grüne/EFA


Grenzvertrag mit Russland |



Am 18. Mai 2005 wurde in Moskau der seit 1999 verhandelte Grenzvertrag mit Russland unterzeichnet. Die Verzögerung hing mit der Weigerung des russischen Präsidenten Wladimir Putin zusammen, die estnische Sicht der Annexion 1940 und des Vertrags von Dorpat 1920 zu akzeptieren.


Am 27. Juni 2005 zog Russland die geleistete Unterschrift allerdings zurück, da es mit dem Entwurf der Präambel der estnischen Seite nicht einverstanden war, den diese dem Vertrag voranstellen wollte und in dem auf die „Jahrzehnte der Besatzung“ sowie die vergangenen „Aggressionen der Sowjetunion gegen Estland“ hingewiesen wird. Im Jahr 2011 wurde ein neuer Grenzvertrag von beiden Seiten ratifiziert.


Im Zuge der Einführung der estnischen Euromünzen kam es auf Grund der Darstellung der Grenzen Estlands auf der Rückseite der Münzen zu diplomatischen Verstimmungen mit Russland.



Militär |



Estland verfügt über eigene Streitkräfte mit insgesamt etwa 25.000 Personen; im aktiven Dienst stehen etwa 4.000 Personen.[22] Die Streitkräfte sind gegliedert in Heer, Marine, Luftwaffe und Estnischer Verteidigungsbund. Es besteht eine gesetzliche Wehrpflicht für Männer. Estland ist Mitglied der NATO.


Estland gab 2017 knapp 2,1 Prozent seiner Wirtschaftsleistung oder 536 Millionen Dollar für seine Streitkräfte aus.[23]



Menschenrechte |


Amnesty International weist in seinem Jahresbericht 2010 darauf hin, dass es in Estland immer wieder zu Diskriminierung von Minderheiten kommt. Am 15. Oktober 2010 verabschiedete das Parlament eine Reihe von Gesetzen, die auch gewaltlose Aktionen und symbolische Handlungen mit Flaggen anderer Staaten als der estnischen unter Strafe stellt.[24]


Ein Konflikt zwischen russischsprachigen Nichtbürgern und Esten entzündete sich 2007 an dem sogenannten Bronze-Soldaten von Tallinn. Dieses Kriegerdenkmal aus Sowjetzeiten wurde im April 2007 auf Veranlassung der estnischen Behörden von seinem ursprünglichen Platz in der Innenstadt der estnischen Hauptstadt auf einen Militärfriedhof in einem Randbezirk verlagert. Dies führte zu Protesten und blutigen Unruhen vor allem seitens der russischsprachigen Bevölkerung. Die Proteste gegen die Verlegung des Denkmals wurden durch estnische Sicherheitskräfte niedergeschlagen; ein Demonstrant kam zu Tode, viele wurden verletzt und ca. 1100 Personen wurden festgenommen. Es handelte sich um die schwersten Ausschreitungen in Estland seit der Unabhängigkeit 1991. Auch in Russland gab es massive Proteste gegen die Umsetzung des Denkmals mit Demonstrationen in mehreren russischen Städten, einer mehrtägigen Belagerung der estnischen Botschaft in Moskau, Boykottaufrufen gegen estnische Waren und Cyberattacken gegen die estnische Regierung.[25][26]


Der Europarat drängte Estland wiederholt, Maßnahmen zu ergreifen, die einer Benachteiligung von Minderheiten entgegenwirkten.[27]



Staatshaushalt |


Der Staatshaushalt umfasste 2016 Ausgaben von umgerechnet 9.559 Millionen US-Dollar, dem standen Einnahmen von umgerechnet 9.489 Millionen US-Dollar gegenüber. Daraus ergibt sich ein marginales Haushaltsdefizit von ca. 0,1 % der Wirtschaftsleistung.[28] Die Staatverschuldung betrug 2016 9,5 % der Wirtschaftsleistung womit Estland das am wenigsten verschuldete Land der gesamten Europäischen Union war.[29]


Der Anteil der Staatsausgaben betrug (als Prozent des Bruttoinlandsprodukts) in folgenden Bereiche:


Gesundheit:[30] 13,4 % (2014)


Bildung:[31] 6,4 % (2012)


Militär:[32] 2,0 % (2014)


Entgegen der landläufigen Ansicht, ein Haushaltsdefizit sei in der Verfassung des Landes verboten, ist der Umgang der Regierung mit dem Staatshaushalt zwar nicht gesetzlich festgeschrieben, folgt aber stets klaren Richtlinien. Ein ausgeglichenes Budget ist Prinzip, den Gemeinden des Landes ist es nicht erlaubt, ihr budgetiertes Defizit um 60 % der erwarteten Jahreseinkünfte überschreiten zu lassen (75 % bis 2004), und die Begleichung von Staatsschulden darf 20 % der für das jeweilige Abschlussjahr erwarteten Einnahmen nicht übersteigen. Zwischen 1993 und 2007 wurde in fast jedem Jahr ein Haushaltsüberschuss verzeichnet.


Diese Vorgaben sind in der Konsequenz auch bei der Aufnahme neuer Kredite zu beachten. Banknoten und Münzen im Umlauf ebenso wie die Guthaben der Geschäftsbanken bei der Estnischen Bank müssen stets voll durch Gold und Fremdwährungsguthaben gedeckt sein. Faktisch wird damit ein ausgeglichenes Budget erzwungen.



Steuersystem |


Nach der Unabhängigkeit 1991 galt in Estland für Personen eine progressive Besteuerung mit 16, 24 und 33 Prozent. Das Steuersystem wurde 1994 reformiert, und als erstes europäisches Land führte Estland im selben Jahr eine Einheitssteuer ein, deren Satz damals bei 26 % lag. Im Januar 2005 wurde dieser Satz auf 24 % reduziert und eine weitere Senkung in jährlichen 1-%-Punkt-Schritten beschlossen. Seit dem 1. Januar 2008 liegt der Einkommenssteuersatz dieser Einheitssteuer bei 21 %. Seit dem 1. Januar 2015 liegt der Steuersatz bei 20 %. Unternehmen zahlen für nicht entnommene Gewinne keine Steuern. Nur die entnommenen Gewinne werden mit der Flat Tax von 20 % besteuert (Berechnung 20/80 %) und gelten bei den Gesellschaftern bereits als endbesteuert und müssen nicht nochmals einer Besteuerung unterworfen werden.[33]



E-Residency |


Dank eines starken IT-Sektors (s. Telekommunikation) ist Estland eines der fortgeschrittensten Länder im Bereich e-Government. So bietet Estland seit Ende Januar 2015 Bürgern vieler Staaten eine sog. e-Residency an. Die e-Residenten werden allerdings keine Bürger oder Bewohner Estlands und erhalten dadurch auch keine Aufenthaltserlaubnis, EU-Visa oder das Recht zu wählen, sondern lediglich eine digitale Identität.


Für eine e-Residency kann man sich online bewerben. Nach einer Bearbeitungszeit von wenigen Wochen, einer Prüfung durch das estnische Grenzschutzamt und der Zahlung einer Bearbeitungsgebühr (ca. 100 US$ im März 2016) kann dann eine Karte mit Chip und Lesegerät in Estland oder in vielen estnischen Botschaften abgeholt werden.


Diese ermöglicht Folgendes:



  • Erstellen von digitalen Signaturen

  • Verschlüsseln von Dokumenten

  • Benutzung des offiziellen Portals eesti.ee

  • Gründung von Unternehmen in Estland

  • Einreichung einer estnischen Steuererklärung online

  • Erstellung von Bankkonten (nach einmaliger persönlicher Vorstellung bei einer Bank in Estland)[34]


All dies ist den Bürgern und dauerhaften Bewohnern von Estland schon länger online möglich. Geleitet wird das Projekt von Taavi Kotka, dem stellvertretenden Kanzler der Kommunikations- und Informationssysteme des Wirtschaftsministeriums und einer der Gründer von Skype, ebenfalls ein ursprünglich estnisches Produkt.


Zu bekannten e-Residenten gehören u. a. Edward Lucas (Journalist bei The Economist) und Shinzō Abe (amtierender Ministerpräsident Japans). Nach dem ursprünglichen Vorschlag von Taavi Kotka beim Wettbewerb der Estonian Development Foundation soll es bis 2025 ganze 10 Millionen e-Residenten geben. Vor allem Unternehmer sollen Internetunternehmen gründen und somit Steuern in Estland zahlen können, wobei es komplizierte Fälle von Doppelbesteuerung geben könnte, wie der Ex-Finanzminister Estlands, Jürgen Ligi, zu bedenken gab. Anfang 2015 gab es vor allem Bewerbungen aus Finnland, Russland, Lettland, den USA und dem Vereinigten Königreich.



Bevölkerung |












Bevölkerungspyramide Estland 2016.png

Bevölkerungspyramide Estland 2016

Russians in Estonia 2010.png

Verteilung der russischsprachigen Minderheit in Estland nach dem Zensus aus dem Jahr 2010. Die russischsprachige Wohnbevölkerung konzentriert sich vor allem in der Nähe der Grenze zu Russland in den Industriestädten Kohtla-Järve und Narva sowie im Raum Tallinn. Auf den vorgelagerten Inseln Saaremaa (Ösel), Hiiumaa (Dagö) und Vormsi (Worms) leben dagegen auch heute nur wenige Russen, da diese zu Sowjetzeiten militärisches Sperrgebiet waren.

Neben der estnischen Mehrheit (68,95 %) gibt es eine große russische Minderheit (25,48 %) sowie kleinere Gruppen von Ukrainern (2,05 %), Weißrussen (1,14 %) und Finnen (0,78 %). In Tallinn sind 45 % der Einwohner keine ethnischen Esten.






















































































































































































































































































































































Estlands Bevölkerung nach Ethnien, 1922–2013
Ethnische
Herkunft
19221{displaystyle ^{1}}^1
19341{displaystyle ^{1}}^1
19591{displaystyle ^{1}}^1
19701{displaystyle ^{1}}^1
19791{displaystyle ^{1}}^1
19891{displaystyle ^{1}}^1
20002{displaystyle ^{2}}^{2}
20062{displaystyle ^{2}}^{2}
20112{displaystyle ^{2}}^{2}
20132{displaystyle ^{2}}^{2}
Anzahl % Anzahl % Anzahl % Anzahl % Anzahl %
Anzahl % Anzahl % Anzahl % Anzahl % Anzahl %

Esten
969.976 87,6 992.520 88,1 892.653 74,6 925.157 68,2 947.812 64,7
963.281 61,5 935.884 68,2 921.908 68,6 924.100 69,0 898.845 69,9

Russen
91.109 8,2 92.656 8,2
240.227 20,1 334.620 24,7 408.778 27,9 474.834 30,3
354.660 25,8 345.168 25,7 341.450 25,5 324.431 25,2

Ukrainer

15.769 1,3 28.086 2,1 36.044 2,5 48.271 3,1
29.259 2,1 28.321 2,1 27.530 2,1 22.368 1,7

Weißrussen

10.930 0,9 18.732 1,4 23.461 1,6 27.711 1,8
17.460 1,3 16.316 1,2 15.315 1,1 12.327 1,0

Finnen
401 0,0 1.088 0,1 16.699 1,4 18.537 1,4 17.753 1,2
16.622 1,1 11.974 0,9 11.163 0,8 10.494 0,8 7.311 0,6

Tataren

166 0,0 1.534 0,1 2.204 0,2 3.195 0,2 4.058 0,3
2.610 0,2 2.500 0,2 2.428 0,2 1.973 0,2

Letten
1.966 0,2 5.435 0,5 2.888 0,2 3.286 0,2 3.963 0,3
3.135 0,2 2.345 0,2 2.230 0,2 2.177 0,2 1.748 0,1

Polen
969 0,1 1.608 0,1 2.256 0,2 2.651 0,2 2.897 0,2
3.008 0,2 2.212 0,2 2.097 0,2 1.993 0,1 1.629 0,1

Juden
4.566 0,4 4.434 0,4 5.433 0,5 5.282 0,4 4.954 0,3
4.613 0,3 2.178 0,2 1.939 0,1 1.770 0,1 1.958 0,2

Litauer
436 0,0 253 0,0 1.616 0,1 2.356 0,2 2.379 0,2
2.568 0,2 2.131 0,2 2.079 0,1 2.046 0,2 1.694 0,1

Deutsche
18.319 1,7 16.346 1,5 670 0,1 7.850 0,6 3.944 0,3
3.466 0,2 1.878 0,1 1.895 0,1 1.918 0,1 1.509 0,1

Schweden
7.850 0,7 7.641 0,7
435 0,0 254 0,0 297 0,0


Andere
11.467 1,0 4.266 0,4 6.116 0,5 6.883 0,5 9.042 0,6
13.798 0,9 9.480 0,7 9.068 0,7 8.973 0,7 10.686 0,8
Gesamt
1.107.059 1.126.413
1.196.791 1.356.079
1.464.476 1.565.662
1.372.071 1.344.684
1.340.194 1.286.479

1{displaystyle ^{1}}^1 Angaben nach miksike.ee und lcweb2.loc.gov.
2{displaystyle ^{2}}^{2} Angaben nach pub.stat.ee
Angaben jeweils am 1. Januar des Jahres


Nichtbürger |





Setu


Trotz zahlreicher staatlicher Programme ist es noch nicht gelungen, die in der Zeit der Sowjetunion eingewanderten oder gezielt angesiedelten Einwohner nichtestnischer Nationalität vollständig zu integrieren. So haben etwa die Hälfte der russischsprachigen Einwohner Estlands noch keinen estnischen Pass.[35] Es gibt aber auch Russischsprachige, die ihre Familiennamen geändert haben, in der Hoffnung, bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu haben. Andererseits nutzen auch viele einen Vorteil ihres Nichtbürgerausweises, der es ihnen ermöglicht, sowohl in die EU als auch nach Russland visafrei einreisen zu können.[35]


Im Durchschnitt verfügen die Esten im Vergleich zu der russischsprachigen Minderheit über ein höheres Einkommen. Esten sind in Leitungspositionen überproportional vertreten, Russischsprachige sind eher im Dienstleistungs- und Produktionsbereich beschäftigt.


Mittlerweile lassen sich zahlreiche Nichtesten einbürgern. Das Einbürgerungsverfahren ist jedoch mit einem Sprachtest verbunden, den viele, vor allem ältere Russischsprachige, als schwierig und unzumutbar empfinden. Jüngere Russischsprachige beherrschen vielfach Estnisch und tun sich mit den Aufnahmekriterien leichter. In letzter Zeit bringen Russischsprachige vermehrt ihre Kinder in die estnischsprachigen Kindergärten und Schulen, um ihnen eine bessere Integration zu ermöglichen.


Auf der anderen Seite sprechen die Esten wiederum immer weniger Russisch, was die Kommunikation mit den Geschäftspartnern aus Russland erschwert und so den russischsprachigen Einwohnern dahingehend Beschäftigungsmöglichkeiten eröffnet.


Von insgesamt etwa 100.000 Auslandsesten leben knapp 40.000 in Russland, 35.000 in Kanada und 15.000 in Schweden. Andere größere Gruppen gibt es noch in Finnland, Südafrika und in Australien. In Deutschland lebten 2010 etwa 4040 Esten.



Religion |





Dom zu Tartu


Die Mehrheit der Esten gehört heute keiner Konfession an.


Religiöse Institutionen spielen nur noch für eine Minderheit der Bevölkerung eine Rolle. Traditionelle Religion der Esten ist der christliche Glaube in der Form des Luthertums, wie er in Skandinavien weit verbreitet ist. Die Estnische Evangelisch-Lutherische Kirche (EELK) ist eine quasi-offizielle Kirche (üblich ist beispielsweise die Abhaltung von Gottesdiensten zu Parlamentseröffnungen), und ihr Erzbischof ist die Zentralfigur der estnischen öffentlichen Religion. Die EELK dominiert auch die relativ umfassende Theologenausbildung in Estland (in Tartu an der Universität und in Tallinn an der Kirchlichen Hochschule). Heute bekennen sich weniger als 30 % der Bevölkerung als Mitglieder in christlichen Kirchen beziehungsweise Glaubensgemeinschaften. Davon sind:



  • 13,6 % evangelisch-lutherisch

  • 12,8 % orthodox

  • 0,5 % Baptisten

  • 0,5 % römisch-katholisch


Die zehn bedeutenden christlichen Kirchen und Gemeinschaften haben sich im Rat Christlicher Kirchen Estlands zusammengeschlossen.


Eine Besonderheit bilden die etwa 5000 Altorthodoxen, die seit dem 18. Jahrhundert vor der Verfolgung im russischen Kernland in die Randgebiete des Russischen Reiches flohen. Am estnischen Ufer des Peipussees gibt es zahlreiche von Altorthodoxen bewohnte Dörfer. Kleinere Gemeinden gibt es auch in Tallinn und Tartu.[36]


Zudem sind etwa 4000 Personen Mitglied der christlichen Gemeinschaft der Zeugen Jehovas.[37]


Zum jüdischen Glauben bekennen sich nur noch etwa 0,1 % der estnischen Bevölkerung.[38]


Daneben gibt es kleinere Gemeinden sonstiger protestantischer, jüdischer und islamischer Gemeinschaften, außerdem neopagane Gruppen.[39]



Bildungswesen |




Die Universität Tartu ist die älteste Universität Estlands und dessen einzige Volluniversität


Nach der Unabhängigkeit wurde Russisch als erste Fremdsprache durch Englisch ersetzt. Zum Teil beginnt der Englischunterricht bereits im Kindergarten. Nicht synchronisierte englischsprachige Fernsehsendungen fördern das Erlernen des Englischen erheblich.


In Estland gibt es zwölf anerkannte Universitäten, davon sieben staatliche und fünf private Universitäten sowie 26 weitere Hochschulen.


In vielen Schulen Tallinns gibt es elektronische Klassenbücher. Das ermöglicht Lehrern wie auch den Eltern, von zu Hause aus Einsicht in die Einträge über die Schüler zu erhalten. Das erforderliche Computer-Programm wird den Eltern vom Staat kostenlos zur Verfügung gestellt.


Bereits Ende der 1990er Jahre hatte jede Schule einen Internetzugang.


Im PISA-Ranking von 2015 erreichen Estlands Schüler Platz 9 von 72 Ländern in Mathematik, Platz 3 in Naturwissenschaften und Platz 6 beim Leseverständnis. Estnische Schüler gehörten damit zu den besten von allen teilnehmenden Ländern und erreichten zusammen mit Finnland den Spitzenwert unter den europäischen Nationen.[40]



Gesundheitswesen |


Laut WHO hat Estland mit geschätzt 10.000 Infizierten die höchste HIV-Infektionsrate in der WHO-Region Europa: 0,58 % der Bevölkerung[41] (1,3 % der Bevölkerung zwischen 15 und 49 Jahren). Am meisten betroffen sind Strafgefangene sowie Angehörige der russischsprachigen Minderheit in Kohtla-Järve, Narva und Tallinn. Allerdings werden in Estland vergleichsweise viel mehr HIV-Tests durchgeführt als in den anderen europäischen Ländern, auch werden ausnahmslos alle schwangeren Frauen per Gesetz auf HIV getestet.


Die Lebenserwartung in Estland betrug im Zeitraum von 2010 bis 2015 76,8 Jahre (Männer: 71,9 Jahre, Frauen: 81,2 Jahre). Der Unterschied zwischen weiblicher und männlicher Lebenserwartung ist einer der höchsten der Welt.[42]



Verwaltungsgliederung |




Finnland
Lettland
Russland
Kreis Hiiu
Kreis Saare
Kreis Lääne
Kreis Harju
Kreis Lääne-Viru
Kreis Ida-Viru
Kreis Rapla
Kreis Järva
Kreis Jõgeva
Kreis Tartu
Kreis Põlva
Kreis Võru
Kreis Valga
Kreis Viljandi
Kreis Pärnu


Kreiseinteilung Estlands (anklickbar)


Das Gebiet der Republik Estland gliedert sich in 15 Landkreise, 34 Städte, 11 Minderstädte sowie zahlreiche Siedlungen und Dörfer. Die estnische Verwaltungsgliederung unterliegt folgender hierarchischen Einteilung:


  • Republik Estland (Eesti Vabariik)
    • Landkreis (maakond)
      • Gemeinde (omavalitsus): Stadtgemeinde (linn) oder Landgemeinde (vald)



Gemeinden sind weiter in Städte, Minderstädte (alev), Siedlungen (alevik) und Dörfer (küla) untergliedert (Siedlungsgliederung).



Landkreise |


Estland gliedert sich in 15 Landkreise (estnisch pl. maakonnad, sing. maakond):



































































































Kreis
Verwaltungssitz
Einwohner 1. Januar 2017 [43]
Code 1
Harju
Tallinn
582.556 EE-37
Hiiu
Kärdla
9.335 EE-39
Ida-Viru
Jõhvi
143.880 EE-44
Jõgeva
Jõgeva
30.840 EE-49
Järva
Paide
30.378 EE-51
Lääne
Haapsalu
24.301 EE-57
Lääne-Viru
Rakvere
58.856 EE-59
Põlva
Põlva
27.963 EE-65
Pärnu
Pärnu
82.535 EE-67
Rapla
Rapla
34.085 EE-70
Saare
Kuressaare
33.307 EE-74
Tartu
Tartu
145.550 EE-78
Valga
Valga
30.084 EE-82
Viljandi
Viljandi
47.288 EE-84
Võru
Võru
33.505 EE-86

1 Code nach ISO 3166-2


Für die Vergleichbarkeit von Daten innerhalb der EU wurde Estland auf der Ebene NUTS 3 in fünf Regionen (Statistikeinheiten) unterteilt, zu deren Bildung die obigen Landkreise wie folgt zusammengestellt wurden:

































Region
Landkreise
Code
Nordestland Harju EE001
Westestland Hiiu, Lääne, Pärnu, Saare EE004
Zentralestland Järve, Lääne-Viru, Rapla EE006
Nordostestland Ida-Viru EE007
Südestland Jõgeva, Põlva, Tartu, Valga, Viljandi, Võru EE008


Größte Städte |




Die Hauptstadt von Estland – Tallinn


Hauptartikel: Liste der Städte in Estland





Rathaus von Tartu
































































































Stadt
Kreis
Einwohner[43]
31. März 2000
1. Januar 2017

Tallinn (deutsch: Reval)
Harju
400.378
426.538

Tartu (deutsch: Dorpat)
Tartu
101.169
93.124

Narva (deutsch: Narwa)
Ida-Viru
68.680
57.130

Pärnu (deutsch: Pernau)
Pärnu
45.500
39.620

Kohtla-Järve (deutsch: Kochtel-Türpsal)
Ida-Viru
47.679
35.187

Viljandi (deutsch: Fellin)
Viljandi
20.756
17.711

Rakvere (deutsch: Wesenberg)
Lääne-Viru
17.097
15.526

Maardu (deutsch: Maart)
Harju
16.738
15.077

Kuressaare (deutsch: Arensburg)
Saare
14.925
13.382

Sillamäe (deutsch: Sillamäggi)
Ida-Viru
17.199
13.288

Valga (deutsch: Walk)
Valga
14.323
12.452

Võru (deutsch: Werro)
Võru
14.879
12.167

Jõhvi (deutsch: Jewe)
Ida-Viru
12.112
10.051

Haapsalu (deutsch: Hapsal)
Lääne
12.054
9.946


Wirtschaft |


Nach der Wiedererlangung der Unabhängigkeit organisierte Estland sein Gemeinwesen nach skandinavischem Vorbild völlig um: wenig Hierarchien, viel Transparenz der staatlichen Organe, moderne Kommunikationstechnik. Jedoch zeigt das Wirtschaftsmodell des Landes im Vergleich zu den skandinavischen Nachbarn, die eher auf Prinzipien der sozialen Marktwirtschaft setzen, marktliberale Züge.[44]


Im Global Competitiveness Index, der die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes misst, belegt Estland Platz 29 von 137 Ländern (Stand 2017–2018).[45] Im Index für wirtschaftliche Freiheit belegte Estland 2017 Platz 6 von 180 Ländern.[46][47]



Bruttoinlandsprodukt |


Nach der Überwindung der Russlandkrise (ab 2000) weist die Wirtschaft aller drei baltischen Staaten ein hohes Wachstum auf, allerdings ausgehend von einem niedrigen Ausgangszustand nach der Krise. In Estland lag der Zuwachs des Bruttoinlandsproduktes (BIP) (real) seither bei jährlich mindestens 5 %. 2006 war Estland mit einem Zuwachs der Wirtschaftsleistung von 10,8 % der Spitzenreiter der Europäischen Union.


Die Finanzkrise machte sich in Estland bereits zum Jahresbeginn 2008 bemerkbar, ab dem zweiten Quartal lagen die BIP-Werte inflationsbereinigt unter denen des Vorjahres. Für das Gesamtjahr war ein Rückgang um 2 % zu erwarten. Hauptgrund war vor allem die stark zurückgegangene Inlandsnachfrage (Bausektor, Einzelhandel).[48]


Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) belief sich für 2008 auf gut 250 Milliarden Estnische Kronen (EEK), gut 16 Milliarden Euro.[49] Pro Kopf der Bevölkerung waren das 12.000 Euro (zum Vergleich: Deutschland 27.200 Euro). Vergleicht man das BIP nach Kaufkraftstandards (also nach der Kaufkraft eines Euros) mit dem Durchschnitt der EU (EU-27:100) erreichte Estland 2008 bereits einen Wert von knapp 65 (Deutschland: 112). Verglichen mit dem Jahr 2000 steigerte sich dieser Wert inflationsbereinigt um fast die Hälfte (+45 %; damals: 44,6).[50] Im Jahr 2014 erreichte Estland einen Indexwert von 76 (EU-28: 100, Deutschland: 126).[51]


Das Bruttoinlandsprodukt Estlands betrug im Jahr 2015 nunmehr 20,5 Mrd. EUR. Das Pro-Kopf-BIP betrug im selben Jahr 15.598 EUR. Das Wirtschaftswachstum lag 2015 bei 1,1 % und 2016 bei 1,6 %.[52]


Das hohe Wachstum der baltischen Länder in der Vergangenheit hat ihnen die Bezeichnung Baltische Tiger eingebracht.



Entwicklung |


Alle BIP-Werte sind in US-Dollar (Kaufkraftparität) angeben.[53]








































































































































Jahr
1993
1995
2000
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017

BIP
(Kaufkraftparität)
11,09 Mrd.
11,62 Mrd.
16,97 Mrd.
26,86 Mrd.
30,53 Mrd.
33,77 Mrd.
32,56 Mrd.
27,98 Mrd.
28,96 Mrd.
31,80 Mrd.
33,79 Mrd.
35,00 Mrd.
36,65 Mrd.
37,67 Mrd.
38,94 Mrd.
41,56 Mrd.

BIP pro Kopf
(Kaufkraftparität)
7.338
8.022
12.113
19.765
22.600
25.144
24.328
20.946
21.721
23.919
25.494
26.508
27.856
28.685
29.684
31.750

BIP Wachstum
(real)
...
2,2 %
10,6 %
9,4 %
10,3 %
7,7 %
−5,4 %
−14,7 %
2,3 %
7,6 %
4,3 %
1,9 %
2,9 %
1,7 %
2,1 %
4,9 %
Inflation
(in Prozent)
...
29,0 %
3,9 %
4,1 %
4,4 %
6,7 %
10,6 %
0,2 %
2,7 %
5,1 %
4,2 %
3,2 %
0,5 %
0,1 %
0,9 %
3,7 %
Arbeitslosigkeit
(in Prozent)
6,5 %
9,6 %
14,6 %
8,0 %
5,9 %
4,6 %
5,5 %
13,5 %
16,7 %
13,2 %
10,0 %
8,6 %
7,4 %
6,2 %
6,8 %
5,8 %
Staatsverschuldung
(in Prozent des BIP)
...
9 %
5 %
5 %
4 %
4 %
4 %
7 %
7 %
6 %
10 %
10 %
11 %
10 %
9 %
9 %


Arbeitsmarkt |


Die Arbeitslosenrate betrug im Mai 2018 4,9 % und liegt damit deutlich unter dem EU-Durchschnitt.[54] Im Jahr 2017 betrug die Jugendarbeitslosigkeit 13,9 %.[55] Im selben Jahr arbeiteten 2,7 % aller Arbeitskräfte in der Landwirtschaft, 20,5 % in der Industrie und 76,8 % im Dienstleistungssektor. Die Gesamtzahl der Beschäftigten wird für 2017 auf 670.000 geschätzt; davon sind 48,5 % Frauen. Aufgrund von Auswanderung und Alterung der Bevölkerung herrscht ein zunehmender Mangel an Arbeitskräften.[56]



Geografische Verteilung |


Der Schwerpunkt der wirtschaftlichen Aktivitäten konzentriert sich auf die Region rund um die Hauptstadt Tallinn (Harjumaa), die knapp 40 % der Bevölkerung Estlands beherbergt. Gut 60 % des Bruttoinlandsprodukts werden hier erwirtschaftet (2006), in der Branche ‚Handel‘ über 70 %. Zentrum der Landwirtschaft sind die Regionen Zentral- und Südostestland, die bei einem Anteil von 35 % an der estnischen Gesamtbevölkerung 63 % der landwirtschaftlichen Produktion erzeugen (inklusive Forstwirtschaft). In Nordostestland (Ida-Virumaa) dominiert dagegen aufgrund der Verarbeitung der lokalen Ölschiefer-Vorkommen die Energiewirtschaft (30 % des nationalen Produkts dieser Branche bei einem Bevölkerungsanteil von 13 %).[57]



Währungssystem |


Am 27. Juni 2004 traten Estland und weitere zwei der zehn neuen EU-Länder dem Wechselkursmechanismus II im Rahmen des EWS II bei, der erste Schritt, um den Euro einzuführen. Estland, Litauen und Slowenien legten die Leitkurse ihrer Währungen zum Euro fest und verpflichteten sich ab sofort, die Schwankungen unter ±15 % zu halten. Bis zum Beitritt des Landes zum Euro am 1. Januar 2011 lag der Leitkurs für die estnische Krone bei 15,6466 pro Euro, was eine maximale Schwankungsbreite von (gerundet) 13,30 bis 17,99 Kronen bedeutete. Der Kurs ergab sich durch die seit 1993 festgelegte Kopplung der Krone zur Deutschen Mark im Verhältnis 1 DEM = 8 EEK. Estland verpflichtete sich (wie auch Litauen) zu einer nachhaltigen Haushaltspolitik.


Das Design der estnischen Euromünzen wurde 2004 in einer öffentlichen Wahl bestimmt. Die Einführung des Euro musste jedoch mehrfach verschoben werden und fand am 1. Januar 2011 statt. Am 12. Mai 2010 bescheinigten die Europäische Kommission und die Europäische Zentralbank Estland die Erfüllung aller EU-Konvergenzkriterien. Im Juni 2010 stimmten die EU-Finanzminister sowie die Staats- und Regierungschefs der EU der Aufnahme Estlands in die Eurozone zu.[58][59] Einen Monat später legten die Finanzminister den offiziellen Wechselkurs von 15,6466 estnischen Kronen für einen Euro fest.[60]



Preise und Löhne |


Bis 2003 gab es eine deutliche Verlangsamung der Teuerung, seit dem EU-Beitritt 2004 steigt die Teuerungsrate aber wieder an (1,3 %). Die vergleichsweise hohen Preissteigerungen der Vorjahre (im Schnitt bei 5 %) hatten – bei stabiler Währung – in Estland zu deutlich höheren Lebenshaltungskosten als in den Nachbarstaaten Lettland und Litauen geführt. Entsprechend sind die vergleichsweise hohen Durchschnittslöhne von 812,70 Euro (2. Quartal 2009) (zum Vergleich: Lettland 667,33 Euro (Mai 2009)) nicht automatisch mit einem höheren Lebensstandard gleichzusetzen.



Produktion |


Vorherrschende Industriezweige sind (2002) die Holz-, Papier- und Möbelindustrie (25 %) und die Nahrungsmittelindustrie (28 %). Große Zuwächse gab es in der Elektroindustrie / Maschinen- und Fahrzeugteilebau (18 %), wo Estland mit Norma einen der weltweit größten Hersteller für Sicherheitsgurte beherbergt.


Bedeutende Unternehmen des produzierenden Gewerbes in Estland:



  • Holz- und Möbelindustrie: Horizon in Kehra

  • Fahrzeugteile: Norma in Tallinn (Sicherheitsgurte)

  • Elektronik: Elcoteq in Tallinn

  • Baustoffe: Nordic Tsement in Kunda

  • Bauindustrie: Merko Ehitus in Tallinn

  • Textilindustrie: Kreenholm (Küchentextilien) in Narva, Baltex 2000 (Stoffe und Garne) in Tallinn

  • Nahrungsmittel: Rakvere Lihakombinaat in Rakvere (Fleisch), A.LeCoq in Tartu (Bier & Getränke), Saku in Saku/Harjumaa (Bier & Getränke), Kalev in Rae bei Tallinn (Süßigkeiten)

  • Energie: Eesti Põlevkivi in Jõhvi (Ölschieferabbau)



Tourismus |


Estland wurde 2016 von 3,1 Millionen ausländischen Touristen besucht, die dem Land Einnahmen in Höhe von 1,5 Mrd. US-Dollar brachten. Die meisten Touristen kamen 2017 aus Finnland (40,1 %), Russland (11,3 %) und Deutschland (6,3 %). Im Land gibt es zwei UNESCO-Welterbestätten.[61]



Investitionen |


Estland hat mit Stand 31. Dezember 2004 knapp 7 Mrd. Euro ausländisches Kapital an Direktinvestitionen angezogen, das sind 5170 Euro pro Kopf und fast 80 % des jährlichen BIP (zum Vergleich Litauen: knapp 1350 Euro pro Kopf). Bedeutendstes Herkunftsland von Direktinvestitionen (FDI) in Estland ist mit weitem Abstand Schweden. Die Investitionen in Höhe von annähernd 3,2 Mrd. Euro wurden vor allem im Bereich Bankwesen und Telekommunikation getätigt. Es folgen Finnland (1,7 Mrd. Euro) und mit bereits großem Abstand die USA (300 Mio. Euro). Aus Deutschland stammen bisher lediglich 157 Mio. Euro, unwesentlich mehr als aus Österreich (104 Mio. Euro).


Ausländische Investoren sind zum Beispiel:



  • Finanzwesen: Swedbank (S): 60 % an Hansapank, SEB (S): an SEB Pank, Sampo (FIN), If (S/Versicherung), Ergo (D/Versicherung), Nordea (FIN/Leasing)

  • Telekommunikation: TeliaSonera (S-FIN): an Eesti Telekom (Telekommunikation), Tele 2 (S)

  • Energie: Shell bzw. Statoil (UK bzw. N/Tankstellen), E.on Ruhrgas, Fortum und Gazprom (D/FIN/RU) an Eesti Gaas, Daikia (F) an Tallinna Küte (Wärme)

  • Textil: Tolaram (SGP) 100 % an Baltex 2000, Bora’s Wäfveri (S) an Krenholm

  • Baustoffe: Atlas Nordic Cement (FIN) an Kunda Nordic Tsement

  • Holzverarbeitung: Tolaram (SGP): 100 % an Horizon, Atlantic Veneer Group (USA) an Balti Spoon (Holzplatten, Möbel)

  • Nahrungsmittel: HK Ruokatalo (FIN) an Rakvere Lihakombinaat (Fleisch), Olvi an A. Le Coq (Bier und andere Getränke), Carlsberg an Saku (Brauerei), Procordia Food (S) an Felix Pöltsamaa (Konserven)



Außenhandel |


Haupthandelspartner Estlands sind die Nachbarländer Schweden, Finnland, Lettland und Litauen. Aber auch Deutschland ist ein wichtiger Partner: 8 % der Exporte gehen nach Deutschland und sogar 13 % der Importe kommen aus Deutschland (jeweils Rang 3).


Hauptexportprodukte sind Maschinen und Maschinenteile (27 % der Ausfuhrgüter), gefolgt von Holz und Holzprodukten / Möbeln (13 %). Erst dann folgen Textilien (9 %), Metalle und Metallprodukte (8 %) und Nahrungsmittel (7 %). Trotz der im Vergleich zu den baltischen Nachbarländern etwas höherwertigen Ausfuhrprodukte ist die Handelsbilanz anhaltend deutlich negativ (mit sogar steigender Tendenz): Exporten im Wert von 4,7 Milliarden Euro stehen Importe im Wert von 6,7 Milliarden Euro (2004) gegenüber. Dadurch bleibt auch die Zahlungsbilanz (inkl. Finanztransfers/Direktinvestitionen, Dienstleistungen) negativ, das Defizit erreichte 2004 13 % des BIP-Wertes.



Infrastruktur |


Im Verkehrswesen spielen die Straße und die Schifffahrt auf der Ostsee die wichtigste Rolle, im Güterverkehr auch die Eisenbahn.



Digitalisierung |




Einer von vielen WLAN-Hot-Spots in Tartu


In Estland garantiert der Staat seit dem Jahr 2000 per Gesetz seinen Bürgern einen Zugriff auf das Internet.[62] Im ganzen Land gibt es WLAN-Zugangspunkte zum Internet, mit denen die bewohnten Flächen abgedeckt werden.[63] Rund 99 Prozent des Landes sind mit diesem kostenlosen Hot-Spot-Netz abgedeckt. Wer keinen eigenen Rechner hat, darf gratis an einem von 700 öffentlichen Terminals in Postämtern, Bibliotheken oder Dorfläden ins Netz. Alle Schulen sind online. Estland verfügt über die meisten Internetanschlüsse pro Kopf weltweit.[64]


Estland gibt an, das weltweit technologisch modernste Verwaltungssystem zu haben. Jeder Bürger besitzt eine ID-Nummer. Seit 2007 können Esten über das Internet an Wahlen teilnehmen, ihre Steuern abrechnen und Rezepte vom Arzt empfangen. Wegen der damit verbundenen Verwundbarkeit durch Cyber-Angriffe wurden Backupserver in Luxemburg eingerichtet. Sie enthalten die digitale Verwaltungssoftware Estlands und die Datensätze der Bürger. Am 26. April 2007 begann ein massiver digitaler Angriff von gekaperten Computernetzwerken, der die Server der Behörden, Medien und Banken kollabieren ließ. Er war Anlass zu diesen Maßnahmen sowie der Einrichtung von Cyberkriegsforschungszentren, an denen auch die NATO beteiligt ist.[65]



Straßen |


Das gesamte Straßennetz umfasste 2011 etwa 58.412 km, wovon 10.427 km asphaltiert sind.[28] Von Tallinn aus gehen sternförmig autobahnähnlich ausgebaute Schnellstraßen in die Richtungen Pärnu (Via Baltica), Tartu und Narva aus.


Die längste Schnellstraße bildet derzeit die Nationalstraße 1 nach Narva. Die Nationalstraße 2 nach Tartu wird sukzessive immer weiter ausgebaut. Der estnische Teil der Via Baltica (Nationalstraße 4 / E 67) nach Pärnu ist dagegen nur auf den ersten 20 Kilometern autobahnähnlich ausgebaut und führt anschließend als Landstraße weiter nach Pärnu und zur lettischen Grenze bei Ikla. Zur Schnellstraße ausgebaut wird derzeit (Stand: 2015) auch die Umfahrung von Tallinn (Nationalstraße 11).


Asphaltiert sind derzeit (2008) überwiegend nur Straßen von überbezirklicher Bedeutung. Viele kleine Ortschaften werden aus nur einer Richtung von einer asphaltierten Stichstraße erschlossen. Die übrigen Straßen sind unbefestigt. Im Land erhältliche Karten im Maßstab 1:200.000 weisen sehr genau aus, welche Straßen asphaltiert sind und welche nicht; von Jahr zu Jahr sind Fortschritte zu verzeichnen.


Es gibt so gut wie keine separaten Radwege; wenn eine überörtliche Straße, wie die Via Baltica, abschnittsweise als Schnellstraße mit zweimal zwei Fahrspuren ausgebaut ist, wird sie nichtsdestoweniger von Radfahrern mitbenutzt. Wegen der Konzentration des Verkehrs auf die asphaltierten Straßen ist der Verkehr dort in manchen Gegenden nicht weniger dicht als auf Straßen ähnlichen Ausbauzustands im engbesiedelten Mitteleuropa.


Estland hat als erstes Land der EU und der Welt ein landesweites, öffentlich getragenes Ladesystem für das Aufladen der Batterien von Elektroautos.[66] Die 165 Schnellladesäulen sind nach dem CHAdeMO-Standard ausgerüstet. Sie sind im gesamten Land verteilt, auch auf den estnischen Inseln und haben einen maximalen Abstand von 40–60 km. Sie können mit einer verfügbaren Smartphone-App gefunden werden. Durch das dichte Netz und 30-minütige Schnellladungen soll so eine landesweite Elektromobilität gewährleistet werden. Das System arbeitet mit einem einheitlichen Buchungssystem und verfügt über verschiedene, teils recht günstige Tarifmodelle.[67] Mit dem Ladestationsnetz ist Estland im europäischen Vergleich führend, obwohl es mit Norwegen ein Land mit noch höherer Durchdringung von Elektroautomobilen gibt. Hier weist Estland eine Rate von einem Elektroauto pro 1000 Einwohner auf, Norwegen hingegen vier pro 1000 Einwohner.[66]



Eisenbahn |





Baltischer Bahnhof, Tallinn




estnische Stadler FLIRT


Der Schienenverkehr in Estland wird von Operail (Güterverkehr), Elron (Personenverkehr im Inland) sowie Eesti Raudtee und Edelaraudtee (beide Infrastruktur) betrieben. Der internationale Personenverkehr beschränkt sich auf Verbindungen nach Moskau und St. Petersburg, wobei diese wegen wiederkehrender Betriebsprobleme, die vor allem auf die anhaltenden Spannungen mit Russland zurückgehen, nicht sonderlich rentabel sind. Immer wieder fallen Züge aus; weiterhin benötigen sowohl Esten als auch estnische Russen zur Einreise nach Russland ein Visum, das im Voraus bezogen werden muss, vergleichsweise teuer ist und durchaus nicht immer rechtzeitig ausgestellt wird.


Im innerestnischen Personenverkehr spielte die Eisenbahn nach ihrer insofern gescheiterten Privatisierung und der anschließenden Stilllegung zahlreicher Strecken fast keine Rolle mehr, jedoch steigen die Passagierzahlen wieder an. Das verbliebene Netz besteht aus einem binären Baum mit Wurzel im Baltischen Bahnhof in Tallinn. Der überörtliche öffentliche Verkehr wird noch immer großenteils durch Überlandbusse abgewickelt, jedoch macht die Eisenbahn dank niedrigerer Preise vor allem auf den Strecken Tallinn–Tapa–Narva, (Tallinn–)Tapa–Tartu und Tallinn–Pärnu Boden gut. Mittlerweile ist auch in den Zügen drahtloses Internet verfügbar, wenn auch nur in der 1. Klasse.


Von Mitte 2013 bis Anfang 2014 wurde die gesamte veraltete innerestnische Zugflotte gegen moderne elektrische sowie dieselelektrisch betriebene Züge vom Typ Stadler FLIRT ausgetauscht.


Einen Umbruch im Eisenbahnverkehr verspricht das Großprojekt Rail Baltica, das Tallinn über Pärnu mit den benachbarten Hauptstädten Riga, Vilnius und Warschau verbinden soll. Somit wird auch ein Schienenverkehr bis Berlin möglich. Das Projekt wird von der EU finanziell unterstützt und soll 2025 abgeschlossen werden.[68]



Schifffahrt |





Sillamäe


Hochseehäfen befinden sich in Tallinn, Muuga, Pärnu, Paldiski und Sillamäe.


Am 28. September 1994 sank die estnische Fähre Estonia vor der Küste Finnlands auf der Überfahrt nach Stockholm. Bei dem Unglück starben 852 Menschen.



Flugverkehr |





Flughafen Tallinn-Lennart Meri


Der wichtigste Flughafen Estlands ist der internationale Flughafen Tallinn; er ist Heimatflughafen der estnischen Fluggesellschaften Nordica (bedient von Tallinn aus internationale Ziele in Europa) und SmartLynx Airlines Estonia (Charterfluggesellschaft). Daneben existieren ein weiterer internationaler Flughafen in Tartu sowie kleinere Flughäfen in Pärnu, Kuressaare und Kärdla sowie auf Kihnu und Ruhnu.


Ausländische Fluggesellschaften, die Tallinn anfliegen, sind Air Baltic (von Riga und Vilnius), Lufthansa (von Frankfurt am Main und München), Easyjet (von London-Stansted), Ryanair (von Weeze und Bremen), SAS (von Stockholm), LOT (von Warschau), Czech Airlines (von Prag) und KLM (von Amsterdam).



Kultur |





Estnisches Nationalmuseum


Estland war durch seine politische Entwicklung und Besiedlungsgeschichte immer ein interkulturelles Land. Die Oberherrschaft hatte zunächst Dänemark, 1252–1561 der Deutsche Orden, danach Schweden und im 18. bis 19. Jahrhundert Russland. Die estnische Kultur und Architektur wurde über einen Zeitraum von etwa 800 Jahren stark durch die ortsansässige deutschbaltische Oberschicht geprägt. Die großen Städte, insbesondere Tallinn (unter dem alten Namen Reval) waren stark von der Kultur der Hanse geprägt. Vom Mittelalter bis weit ins 19. Jahrhundert bildeten die deutschen Kaufleute das tonangebende Element in Tallinn. Ab 1850 setzte eine verstärkte Russifizierung unter den Zaren ein. Ein Gegengewicht dazu bildeten baltische Studentenverbindungen und ab den 1870er Jahren vor allem die Universität Tartu (Dorpat).


In der Wissenschaft blieb der westliche Einfluss – wie auch im zaristischen Russland – stark, allein schon durch die bis 1870 deutschsprachige Universität. So erhielt sie 1811 durch Initiative deutscher Wissenschaftler die Sternwarte Dorpat, und auch die folgenden 7 Direktoren bis 1900 kamen aus Deutschland. Der berühmteste, Friedrich Wilhelm Struve, wechselte allerdings 1839 an die neu errichtete Sternwarte Pulkowo bei St. Petersburg.


Einen kulturellen Umbruch erfuhr Estlands Kultur durch den Verlust deutscher und schwedischer Bevölkerungsanteile infolge des Zweiten Weltkriegs und den Zuzug von Russen und anderer Volksgruppen während der sowjetischen Zeit.


Heute orientiert sich die estnische Kultur wegen der Verwandtschaft des Estnischen zum Finnischen stark am nördlichen Nachbarn Finnland. Sie ist weitgehend westlich ausgerichtet und unterhält zahlreiche Kooperationen mit deutschen Gesellschaften, evangelischen Kirchen (Nordelbische Kirche) und Universitäten (Göttingen, Greifswald, Kiel, Konstanz, München und Münster).


Die estnische Literatur spiegelt diese vielfältigen Einflüsse wider – in Estland wurde neben Deutsch und Estnisch auch in Lettisch, Ostschwedisch und Finnisch, Russisch, Latein, Griechisch und Französisch geschrieben. Das literarische Forschungsprojekt EEVA der Universität Tartu und des Estnischen Literaturmuseums ist bestrebt, diesen multilingualen Kulturraum des Baltikums ab dem 13. Jahrhundert digital zu dokumentieren.


Das estnische Nationalepos ist der Kalevipoeg.



Medienlandschaft |


Bei der Rangliste der Pressefreiheit 2017, welche von Reporter ohne Grenzen herausgegeben wird, belegte Estland Platz 12 von 180 Ländern.[69] Das Land hatte damit eine der freiesten Pressen der Welt und hatte die unabhängigste Presse Osteuropas.


Neben den vier estnischsprachigen Fernsehsendern ETV Eesti Televisioon, ETV2 (öffentlich-rechtlich), Kanal 2 (vom norwegischen Unternehmen Schibsted) und TV3 Eesti (von der schwedischen Modern Times Group) empfängt man in Estland zahlreiche fremdsprachige Sender über Terrestrik, Satellit und Kabel (mit vier Kabelnetzbetreibern). So ist es üblich, dass man noch finnische, schwedische, russische, englische und deutsche Sender empfängt. Die öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt Eesti Rahvusringhääling hat als drittes Programm einen eigenen russischsprachigen Sender namens ETV+. Das Staatsfernsehen Russlands startete einen Ableger für Estland namens Perwyj Baltijskij Kanal Estonia (Der erste baltische Kanal Estland).


Estnisches Fernsehen über Satellit gibt es im Pay-TV-Paket des skandinavischen Anbieters „Viasat“ auf der Satellitenposition 5° Ost (Sirius 4), die auch in Mitteleuropa empfangbar ist. Wer das Viasat-Paket abonniert, erhält neben TV3 und TV3+ russische, finnische, schwedische, norwegische, dänische und englischsprachige Sender. Auf dem gleichen Satelliten sind die baltischen MTV-Ableger MTV Eesti, MTV Latvija und MTV Lietuva im Abonnement erhältlich.


Spartenprogramme sind aufgrund des kleinen Marktes in Estland nicht vertreten.
Wie auch in Skandinavien ist es im Baltikum wegen der hohen Übersetzungskosten weitgehend üblich, dass die Sender ausländische Fernsehproduktionen im Original mit estnischen Untertitel-Einblendungen senden, also ohne Synchronübersetzung wie in Deutschland.


Es gibt fünf öffentlich-rechtliche Radioprogramme. Vikerraadio ist das informationsorientierte Hauptprogramm. Raadio 2 bedient das jüngere Publikum. Raadio 4 sendet auf russisch. Klassikaraadio bringt Klassik, Folklore, Jazz und Weltmusik. Raadio Tallinn sendet von 9:00 bis 19:00 Uhr ohne Unterbrechung Musik und übernimmt in der übrigen Zeit Programme der BBC, der DW und von RFI.


Etwa 97 Prozent der estnischen Bevölkerung besitzen ein Fernsehgerät.


Mit einer Gesamtauflage von 523 Tageszeitungen pro 1000 Einwohnern hat Estland eine der höchsten Zeitungsleseraten der Welt.[70]


Rund 91,4 % der Bevölkerung verfügten 2016 über einen Internetanschluss; 2007 waren 20,8 % aller Haushalte mit Breitband-Internetzugang versorgt.[71]



Musik |




Estnische Volkstanzgruppe als Kulturträger auf Auslandsreise


Weltweit bekannt ist Arvo Pärt, ein zeitgenössischer Komponist moderner Klassik. Rudolf Tobias, ausgangs des 19. Jahrhunderts der erste estnische Komponist, ist Kennern der Chormusik durch seine Motetten auch außerhalb Estlands ein Begriff. Eduard Tubin machte im 20. Jahrhundert durch seine romantischen bis atonalen Sinfonien auf Estland aufmerksam, was im Jahr 2005 durch ein großes Festival gewürdigt wurde. Neeme Järvi ist Dirigent von Weltruf, ebenso sein Sohn Paavo Järvi (derzeit Cincinnati Symphony Orchestra und hr-Sinfonieorchester Frankfurt). Im Populärbereich kommt dem Pianisten Olav Ehala eine große Bedeutung zu, der zahlreiche Filmmusiken schrieb und bei Theaterproduktionen mitwirkt. Ester Mägi schreibt ähnlich wie Veljo Tormis viele Kompositionen und Volkslieder für Chor um, die während der Besatzungszeit der Sowjetunion in Vergessenheit zu geraten drohten und seit der Unabhängigkeit sehr populär geworden sind. Zu erwähnen ist das alle fünf Jahre stattfindende Sängerfest, wo Zehntausende, vereint zu einem Chor, nationales Liedgut singen.




Die Tradition des estnischen Sängerfests wurde 1869 begründet


Estland ist momentan auch sehr erfolgreich mit Acts wie Eda-Ines Etti, J.M.K.E., Tanel Padar, Malcolm Lincoln, Vaiko Eplik, Kerli und Vanilla Ninja in die europäische Pop-Kultur integriert.


Estland konnte beachtliche Erfolge beim Eurovision Song Contest erreichen, den Dave Benton gemeinsam mit Tanel Padar 2001 für das Land gewann. Der Eurovision Song Contest 2002 fand daraufhin in Tallinn statt.




Architektur |




Das Schloss von Sangaste


Die estnischen Städte werden immer noch von den Holzhäusern geprägt, auch wenn die sowjetischen Plattenbauten dazwischen ragen. Heutzutage wird viel mit Schiefer gebaut. Das höchste Bauwerk Estlands ist der Fernsehturm in Tallinn (314 Meter), der in den Jahren 1975–1980 anlässlich der Olympischen Spiele in Moskau erbaut wurde.


In den Tagen des Staatsstreiches in Moskau (August 1991) sollte er von russischen Truppen besetzt werden, was durch die estnische Polizei und Demonstranten verhindert wurde. Der Turm gehört trotzdem nicht zu den besonderen nationalen Symbolen des neuen Estland. Ein möglicher Grund ist seine Lage – der Fernsehturm liegt weitab von der Innenstadt am stadtnahen Wald.


Das vierthöchste Bauwerk Estlands mit einer Höhe von 254 Metern ist der Mast des Senders Kothla.



Sport |





JK Tammeka Tartu und JK Trans Narva


Der Sport hat in Estland einen hohen Stellenwert. Bereits 1920 nahm das Land erstmals an den Olympischen Sommerspielen teil und setzten diese eigenständige Teilnahme auch bis zur Besetzung durch die UdSSR 1940 fort. Nach deren Ende und der estnischen Unabhängigkeit formierten sich die nationalen Sportverbände erneut. Olympische Medaillen konnte das Land vor allem im Gewichtheben, Ringen und Skisport gewinnen. Der sowjetische Schach-Großmeister Paul Keres kommt aus Estland. Auch bei der Ästhetischen Gruppengymnastik ist Estland eine Hochburg.


Während Fußball in Estland vor dem Zweiten Weltkrieg noch zu den beliebtesten Sportarten zählte, änderte sich das mit der sowjetischen Besatzung. Von nun an wurde Fußball als Machtinstrument missbraucht, und es folgten die Auflösung des estnischen Fußballverbandes, die Umbenennung der Vereine und die Eingliederung der Nationalmannschaft in das sowjetische Team. Als russische Sportart verpönt, wurde Fußball immer unbeliebter und erlangte erst nach der Unabhängigkeit wieder zunehmende Popularität. Im Jahr 2011 ist Fußball mit 20.000 Aktiven wieder beliebteste Sportart in Estland.[72]



Küche |




Feiertage |




Siehe auch |



 Portal: Estland – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Estland


Literatur |



  • Gert Walter: Estland: Geschichte und Gegenwart einer jungen Sowjetrepublik. Verlag der Nation, Berlin 1968, DNB 458570079.

  • Seraina Gilly: Der Nationalstaat im Wandel. Estland im 20. Jahrhundert. Lang, Bern u. a. 2002, ISBN 3-906769-19-4 (= Arbeiten aus dem Historischen Seminar der Universität Zürich, Band 97, Dissertation Universität Zürich 2001).

  • Charles Mahaux, Bernd Nielsen-Stokkeby, Volker von Buxhoeveden: Estland ein Traum. Verlag Wissenschaft und Politik, Köln 1991, ISBN 3-8046-8778-4.



Weblinks |



 Wiktionary: Estland – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen


 Commons: Estland – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien


 Wikisource: Estland – Quellen und Volltexte


 Wikiquote: Estnische Sprichwörter – Zitate


 Wikimedia-Atlas: Estland – geographische und historische Karten


 Wikivoyage: Estland – Reiseführer



  • Länderinformationen zu Estland (Auswärtiges Amt, Berlin)


  • Eesti Instituut – Estnisches Kulturinstitut (estn., engl.)


  • Virtuelle Fachbibliothek Nordeuropa und Ostseeraum (Vifanord)


  • Estland – Bilder u. Länderinformationen (dt., engl.)



Einzelnachweise |




  1. S. Tambur: Estonia 100 square kilometers larger than thought. Abgerufen am 17. Juli 2015. 


  2. Statistikamt Estland, Datenbankanfrage, 21. Juni 2018


  3. cia.gov


  4. imf.org


  5. hdr.undp.org United Nations Development Programme (UNDP),


  6. United Nations Statistics Division- Standard Country and Area Codes Classifications (M49). In: millenniumindicators.un.org. Abgerufen am 17. September 2017. 


  7. Ständiger Ausschuss für Geographische Namen (StAGN): P. Jordan: „Großgliederung Europas nach kulturräumlichen Kriterien“, Europa Regional 13 (2005), Heft 4, Leibniz-Institut für Länderkunde, Leipzig


  8. Bundeszentrale für Politische Bildung: Europalexikon


  9. Der neue Fischer Weltalmanach 2017, Seite 278. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2016


  10. Yearbook Forest 2008. Auf: keskkonnainfo.ee. Abgerufen am 8. Oktober 2015 (PDF; 9,6 MB).


  11. nordwest radio Deportationen in Estland (Memento vom 28. Juni 2004 im Internet Archive)


  12. Estonia’s accession to the OECD (en), OECD. 9. Dezember 2010. Abgerufen am 22. Juli 2016. 


  13. Democracy Index 2016. Abgerufen am 13. Dezember 2017 (englisch). 


  14. ab seit 1995 in gemeinsamer Liste mit Koalitionspartei als Bündnis Maarahva Ühendus aus Eesti Pensionäride ja Perede Erakond (gegründet 1991), Eesti Maarahva Erakond (gegründet 1994) und Eesti Maaliit (gegründet 1991), 1999 Gründung als Partei


  15. 2000 oder 2002 aufgelöst


  16. von 1992 bis 1999 Die Moderaten (bis 1996 eine Wahlallianz von Eesti Sotsiaaldemokraatlik Partei (Estnische Sozialdemokratische Partei) und Eesti Maa-Keskerakond (Estnische Land-Zentrumspartei), danach fusioniert), nach Fusion mit Eesti Rahvaerakond (Volkspartei) 1999–2004 Volkspartei – Die Moderaten, 2004 Umbenennung in Sotsiaaldemokraatlik Erakond (ebenfalls mit „Estnische Sozialdemokratische Partei“ übersetzt)


  17. 1992–1994 ihr Vorläufer Liberaldemokratische Partei


  18. ab Seit 2006 fusioniert zu Isamaa ja Res Publica Liit


  19. abcd 1992 bis 1995 separate Parteien Eesti Rahvusliku Sõltumatuse Partei (Partei der nationalen Unabhängigkeit Estlands) und Rahvuslik Koonderakond „Isamaa“ (Nationale Koalitionspartei „Vaterland“), 1995 fusioniert


  20. gemeinsame Liste von Volksunion und Koalitionspartei


  21. gri/cgn: Estland hat EU-Ratsvorsitz übernommen. Deutsche Welle, 1. Juli 2017, abgerufen am 1. Juli 2017. 


  22. Defence Development Plan. Ministry of Defence, archiviert vom Original am 4. April 2015; abgerufen am 8. Juni 2017 (englisch). 


  23. Home | SIPRI. Abgerufen am 10. Juli 2017 (englisch). 


  24. Amnesty International: Estonia – Amnesty International Report 2010 (Memento vom 6. Juni 2011 im Internet Archive), abgerufen am 16. Dezember 2011 (englisch)


  25. Konflikt um Sowjet-Ehrenmal – Streit zwischen Estland und Russland eskaliert, Spiegel Online, 1. Mai 2007, Abruf 8. Juni 2017


  26. Denkmal-Streit – Junge Russen machen Stimmung gegen Estland, WeltN24, 29. April 2007, Abruf 8. Juni 2017


  27. Länderbericht Estland 2010 des Europarats. Abgerufen am 3. Januar 2012 (englisch). 


  28. ab The World Factbook — Central Intelligence Agency. Abgerufen am 14. Juni 2017 (englisch). 


  29. Eurostat – Tables, Graphs and Maps Interface (TGM) table. Abgerufen am 14. Juni 2017. 


  30. Health expenditure, public (% of government expenditure) | Data. Abgerufen am 14. Juni 2017 (amerikanisches Englisch). 


  31. Government expenditure on education, total (% of GDP) | Data. Abgerufen am 14. Juni 2017 (amerikanisches Englisch). 


  32. Military expenditure (% of GDP) | Data. Abgerufen am 14. Juni 2017 (amerikanisches Englisch). 


  33. AS Andmevara: Income Tax Act – Riigi Teataja. In: www.riigiteataja.ee. Abgerufen am 26. November 2016. 


  34. Services & Benefits – e-Estonia. In: e-estonia.com. Abgerufen am 21. August 2016. 


  35. ab Russen in Estland: Fast normale Staatsbürger. FAZ, 26. Februar 2015.


  36. starover.ee


  37. Stand 2010; Quelle: Jahrbuch 2011 der Zeugen Jehovas.


  38. www.miksike.ee


  39. Jürgen Beyer: Europas Mitte liegt am Rande des Abendlandes. Estland im Zentrum europäischer Kultureinflüsse, in: Kathrin Pöge-Alder u. Christel Köhle-Hezinger (Hgg.): Europas Mitte – Mitte Europas. Europa als kulturelle Konstruktion (=Schriftenreihe des Collegium Europaeum Jenense, Bd. 36), Jena: Collegium Europaeum Jenense 2008, S. 111–134, hier S. 122–125.


  40. PISA-Studie - Organisation for Economic Co-operation and Development. Abgerufen am 14. April 2018 (englisch). 


  41. welt-in-zahlen.de


  42. World Population Prospects – Population Division – United Nations. Abgerufen am 14. Juli 2017. 


  43. ab Estonia: Counties, Cities and Towns - Population Statistics in Maps and Charts. Abgerufen am 15. Dezember 2017 (englisch). 


  44. Bertelsmann Stiftung Ländergutachten 2003, Estland, gesichtet 13. Mai 2010


  45. Country/Economy Profiles. In: Global Competitiveness Index 2017-2018. (weforum.org [abgerufen am 4. Dezember 2017]). 


  46. reports.weforum.org


  47. heritage.org


  48. Statistikamt Estland, Bericht für das 3. Quartal 2008


  49. Estnisches Statistikamt; Datenbankanfrage, 12. September 2014 (Memento des Originals vom 13. September 2014 im Internet Archive) i Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/pub.stat.ee


  50. Statistisches Bundesamt Deutschland – Europäischer Datenservice (Memento des Originals vom 4. November 2013 im Internet Archive) i Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/epp.eurostat.ec.europa.eu


  51. Bruttoinlandsprodukt (BIP) zu laufenden Marktpreisen nach NUTS-3-Regionen. Eurostat, 26. Februar 2016, abgerufen am 2. Dezember 2016. 


  52. Auswärtiges Amt – Estland- Übersicht, zuletzt gesehen am 3. Februar 2017.


  53. Report for Selected Countries and Subjects. Abgerufen am 11. September 2018 (amerikanisches Englisch). 


  54. Home - Eurostat. Abgerufen am 8. August 2018 (deutsch). 


  55. Unemployment, youth total (% of total labor force ages 15-24) (modeled ILO estimate) | Data. Abgerufen am 8. August 2018 (amerikanisches Englisch). 


  56. The World Factbook — Central Intelligence Agency. Abgerufen am 6. August 2018 (englisch). 


  57. Statistikamt Estland, regionales Wirtschaftsprodukt nach Branchen, Datenbankanfrage, 29. Januar 2009


  58. Spiegel Online: Estland kann den Euro einführen, 12. Mai 2010.


  59. Estland bekommt den Euro n-tv.de, 17. Juni 2010


  60. Umtauschkurs für die estnische Krone festgelegt derstandard.at, 13. Juli 2010


  61. UNWTO 2017. World Tourism Organization, abgerufen am 14. August 2018. 


  62. Marie-Astrid Langer: Zu Besuch in der Zukunft. Firmen- und Regierungsvertreter aus aller Welt wollen von Estland lernen, wie der digitale Wandel ein Land verändern kann. In: Neue Zürcher Zeitung, 27. Februar 2015, internationale Ausgabe, S. 7.


  63. Archivlink (Memento des Originals vom 5. Dezember 2006 im Internet Archive) i Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.wifi.ee


  64. 3sat.de


  65. Hans Grassenegger Cyberwar - Stell dir vor, es ist Krieg und keiner merkt es, in Publik-Forum Nr. 19/2017 vom 13. Oktober, S. 13ff, ISSN 0343-1401


  66. ab elmo.ee (englisch)


  67. elmo.ee (englisch)


  68. David Briginshaw: Rail Baltica - Building a bridge to the European standard-gauge network. (railjournal.com [abgerufen am 26. Juni 2018]). 


  69. Rangliste der Pressefreiheit. Reporter ohne Grenzen, abgerufen am 13. August 2017. 


  70. Estonian Media (Memento vom 22. März 2005 im Internet Archive)


  71. International Telecommunication Union – BDT


  72. Aus dem Abseits ins Rampenlicht – Estland vor EM. In Transfermarkt vom 11. November 2011, abgerufen am 13. September 2014.


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58.725.516666666667Koordinaten: 59° N, 26° O







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