Gießen
Wappen | Deutschlandkarte | |
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50.5872222222228.6697222222222159Koordinaten: 50° 35′ N, 8° 40′ O | ||
Basisdaten | ||
Bundesland: | Hessen | |
Regierungsbezirk: | Gießen | |
Landkreis: | Gießen | |
Höhe: | 159 m ü. NHN | |
Fläche: | 72,55 km2 | |
Einwohner: | 87.343 (31. Dez. 2017)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 1204 Einwohner je km2 | |
Postleitzahlen: | 35390–35398 | |
Vorwahlen: | 0641, 06403 | |
Kfz-Kennzeichen: | GI | |
Gemeindeschlüssel: | 06 5 31 005 | |
LOCODE: | DEGIE | |
Stadtgliederung: | 6 Stadtteile | |
Adresse der Stadtverwaltung: | Berliner Platz 1 35390 Gießen | |
Webpräsenz: | ||
Oberbürgermeisterin: | Dietlind Grabe-Bolz (SPD) | |
Lage der Stadt Gießen im Landkreis Gießen | ||
Die mittelhessische Universitätsstadt Gießen im gleichnamigen Landkreis ist mit ca. 86.000 Einwohnern die siebtgrößte Stadt Hessens und eine der sieben Sonderstatusstädte des Landes. Als Sitz eines Regierungsbezirks und des Landkreises ist sie Verwaltungszentrum Mittelhessens, bedeutender Verkehrsknotenpunkt und eines der Oberzentren der Region. Mit dem zehn Kilometer westlich gelegenen Wetzlar im Lahn-Dill-Kreis bildet die Stadt einen Agglomerationsraum mit etwa 200.000 Einwohnern, in der näheren Region kommt man auf ca. 320.000 Einwohner. In weiterer Entfernung liegen die Städte Marburg (Landkreis Marburg-Biedenkopf) lahnaufwärts, Fulda (Landkreis Fulda) jenseits des Vogelsbergs, Siegen (Kreis Siegen-Wittgenstein) in Südwestfalen, Friedberg (Hessen) und Bad Nauheim im Wetteraukreis sowie Limburg an der Lahn (Landkreis Limburg-Weilburg) am Rande des Westerwalds.
In der Stadt befinden sich die Justus-Liebig-Universität, mehrere Bereiche der Technischen Hochschule Mittelhessen,[2] eine Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie, die Freie Theologische Hochschule Gießen und eine Abteilung der Hessischen Hochschule für Polizei und Verwaltung sowie die Hessische Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge.
Inhaltsverzeichnis
1 Geographie
1.1 Geographische Lage
1.2 Nachbargemeinden
1.3 Stadtgliederung
1.4 Klima
2 Geschichte
2.1 Erste Siedlung
2.2 Auf dem Weg zur Stadt
2.3 Gründung der Universität
2.4 19. Jahrhundert
2.5 20. Jahrhundert
2.5.1 Militär
2.5.2 Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg
2.5.3 Notaufnahmelager nach 1946
2.5.4 Wiederaufbau
2.5.5 US Army
2.5.6 Die Episode „Stadt Lahn“
2.6 21. Jahrhundert
2.7 Eingemeindungen
2.8 Einwohnerentwicklung
3 Religionen
3.1 Christentum
3.2 Weitere Religionsgemeinschaften
4 Politik
4.1 Stadtverordnetenversammlung
4.2 Oberbürgermeisterin
4.3 Wappen
4.4 Städtepartnerschaften und -freundschaften
5 Kultur und Sehenswürdigkeiten
5.1 Theater
5.2 Gießener Konzertverein
5.3 Museen und Ausstellungsorte
5.3.1 Naturwissenschaften und Mathematik
5.3.2 Geschichte
5.3.3 Kunst
5.3.4 Weitere Museen und Ausstellungsorte
5.4 Manische Sprache
5.5 Bauwerke
6 Stadtentwicklung und Baudenkmäler
6.1 Innenstadt und Bahnhof
6.2 Berliner Platz
6.3 Kasernen/River-Barracks
6.4 Schiffenberg
6.5 Luftschutztürme
6.6 Badenburg
6.7 Parks
6.8 Sport
6.9 Ortsneckname
7 Wirtschaft und Infrastruktur
7.1 Verkehr
7.1.1 Straßenverkehr
7.1.2 Schienenverkehr
7.1.3 Busverkehr
7.1.4 Flugverkehr
7.2 Medien
7.3 Bildung
7.4 Justiz
7.5 Unternehmen
7.6 Gefahrenabwehr
8 Persönlichkeiten
9 Siehe auch
10 Literatur
11 Weblinks
12 Einzelnachweise
Geographie |
Geographische Lage |
Gießen liegt an der Lahn, wo diese ihren Lauf von südlicher in westliche Fließrichtung ändert, in einer der seltenen Aufweitungen des Lahntals. Aus nördlicher Richtung fließt die Lahn von Marburg kommend durch das Lahntal auf die Stadt zu. Den Nordwesten nehmen die Ausläufer des Gladenbacher Berglands ein. Diesem vorgelagert ist das Gleiberger Land mit den Burgen Gleiberg und Vetzberg und dem Dünsberg, der mit 498 Meter höchsten Erhebung in der weiteren Gießener Umgebung. Im Westen öffnet sich das Lahntal bis nach Lahnau-Atzbach. Hier liegen Kiesvorkommen, die ausgebaggert werden sollten, anschließend war ein Wassersportzentrum geplant, was inzwischen verworfen wurde (Stand 2008). Im Südwesten der Stadt beginnt der Hintertaunus, die nordöstlichste naturräumliche Einheit des Taunus, an den im Süden die Wetterau und das Rhein-Main-Tiefland anschließen (siehe Liste der naturräumlichen Einheiten in Hessen). Im Osten geht das Gießener Land in das Mittelgebirgsland des Vogelsbergs über.
Größere Städte in der Nähe Gießens sind Wetzlar 12 Kilometer westlich und Marburg 30 Kilometer nördlich, die beide ebenfalls an der Lahn liegen, sowie Fulda 80 Kilometer östlich, Butzbach 18 Kilometer südlich sowie Frankfurt am Main 70 Kilometer südlich.
Nachbargemeinden |
Nachbargemeinden sind (im Uhrzeigersinn, beginnend im Westen):
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Stadtgliederung |
Die alte Kernstadt Gießens bildet mit einer Größe von rund 40 km² und ca. 65.000 Einwohnern den Hauptteil. Neben ihr gehören gemäß Hauptsatzung[3] noch fünf weitere Stadtteile als formale Ortsbezirke mit Ortsbeirat zum Stadtgebiet. Die Stadtteile Wieseck im Nordosten und Kleinlinden im Südwesten wurden 1939 eingemeindet, die Stadtteile Allendorf an der Lahn im Südwesten und Rödgen im Osten 1971. 1979 folgte Lützellinden im Südwesten.
Bestehende Siedlungen und neue Gewerbegebiete, die nur teilweise mit der Kernstadt verflochten sind, werden nur von der Bevölkerung benannt und sind offiziell Teil der Kernstadt. Dies betrifft das Gewerbegebiet „An der Automeile“ mit der ehemaligen Rivers-Kaserne, die Anneröder Siedlung, die Dulles-Siedlung, den Eulenkopf, das Europaviertel, die sogenannte „Gummiinsel“ in der Weststadt – eine Arbeitersiedlung einer dort ehemals angesiedelten Gummifabrik –, die Marshall-Siedlung, den Philosophenwald, die Neubaugebiete Sandfeld und Schlangenzahl, den Unteren und Oberen Hardthof sowie das Gewerbegebiet Ursulum/Oberlachweg. Auch die Siedlung Petersweiher, im Südosten am Fuße des ehemaligen Klosters Schiffenberg gelegen, gehört zur Kernstadt Gießen. Sie wurde 1973 erbaut, als die damals unbewohnte Gemarkung Schiffenberg in den Besitz der Stadt überging. Diese war zwar seit 1939 an die Stadt angegliedert, befand sich aber bis dahin im Besitz des Landes. Die Siedlung In der Hunsbach, die sich um die Badenburg befindet, zählt trotz der relativ großen Entfernung zur Stadt allerdings offiziell seit 1752 zu Wieseck – genau wie die Ruine der Badenburg sowie die Wellersburg.
Zu statistischen Zwecken ist Gießen weiterhin in elf Statistische Bezirke aufgeteilt:
Nr. | Bereich | Einwohner am 30. Juni 2014 |
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01 | Innenstadt | 18.758 |
02 | Nord | 9964 |
03 | Ost | 13.113 |
04 | Süd | 10.391 |
05 | West | 7552 |
06 | Wieseck | 9428 |
07 | Rödgen | 1852 |
08 | Schiffenberg | 619 |
09 | Kleinlinden | 4588 |
10 | Allendorf | 1775 |
11 | Lützellinden | 2382 |
Gesamt | Gießen | 80.422 |
Klima |
Das Klima in Gießen gehört zu den feucht-gemäßigten Deutschlands. Der kälteste Monat ist der Januar mit −0,1 °C, der wärmste der Juli mit 18,2 °C. Im Vorfrühling ist es im Allgemeinen trocken. Der regenärmste Monat ist also der März mit 31 mm Niederschlag. Im Vergleich mit anderen hessischen Stationen ist es in Gießen im März am trockensten (Frankfurt/Main: 51 mm, Fulda: 48 mm, Kassel: 51 mm, Marburg/Lahn: 56 mm, Darmstadt: 49 mm). Der regenreichste Monat ist der Juni mit 66 mm, was im Vergleich zu anderen hessischen Stationen auch wieder im hinteren Bereich liegt (Frankfurt/Main: 70 mm, Fulda: 73 mm, Kassel: 79 mm, Marburg/Lahn: 66 mm, Darmstadt: 74 mm). Auch der Jahresniederschlag ist vergleichsweise gering.[4]
Gießen | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Klimadiagramm | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Gießen
Quelle: wetterkontor.de |
Geschichte |
Erste Siedlung |
Wilhelm von Gleiberg gründete 1152 eine Wasserburg im unterhalb liegenden Tal und verlegte später seinen Sitz von der Burg Gleiberg dorthin; damit war der Grundstein für die spätere Stadt Gießen gelegt. Die Burg Gleiberg, etwa 8 km nordwestlich der heutigen Stadt, wurde etwa im 10. Jahrhundert von den Konradinern errichtet und ging Ende des 10. Jahrhunderts an die Luxemburger, die damit die Grafschaft Gleiberg an der mittleren Lahn begründeten.
Auf dem Weg zur Stadt |
Die erste urkundliche Erwähnung des Namens (von den) „Giezzen“ stammt aus dem Jahr 1197.[5] 1248 wurde Gießen erstmals als Stadt bezeugt. 1264 kam Gießen durch Verkauf von dem Grafen Ulrich I. von Asperg aus dem Haus der Pfalzgrafen von Tübingen, an den es durch Erbschaft gefallen war, an die Landgrafschaft Hessen, die um 1300 das heutige Alte Schloss anlegen ließ. Um 1325 wurde die Neustadt gegründet. Ab etwa 1370 gab es Bürgermeister in Gießen, die den landesherrlichen Burgmannen gleichgestellt waren, sowie einen Rat als Vertretung der Bürgerschaft. Das 1944 zerstörte Alte Rathaus am Marktplatz als Symbol bürgerlicher Macht entstand um 1450, die Stadtkirche bis 1484. 1442 erhielt Gießen das Marktprivileg. Der heutige „Marktplatz“ diente damals noch als Marktplatz, während der Wochenmarkt heute am Lindenplatz, in den Marktlauben (Alte Marktlauben 1894, Neue Marktlauben um 1910) und am Brandplatz gehalten wird.
Gründung der Universität |
Gegen 1535 ließ Landgraf Philipp der Großmütige die Stadt befestigen. Im selben Jahrzehnt entstanden der Alte Friedhof und das Neue Schloss. Am 27. Mai 1560 vernichtete ein Großbrand den nördlichen Teil der Stadt um das Walltor. Bei der Teilung der Landgrafschaft 1567 kam Gießen zu Hessen-Marburg, 1604 zu Hessen-Darmstadt. 1605 wurde in Gießen das Gymnasium Ludovicianum von Landgraf Ludwig V. als Lateinschule gegründet. Am 19. Mai 1607 ermöglichte ein Privileg Kaiser Rudolfs II. die Gründung der Universität, als Gegenstück zu der in Marburg. Zwei Jahre später eröffnete der Botanische Garten, einer der ältesten in Deutschland. 1634/35 dezimierte eine schwere Pestepidemie die Bevölkerung der Stadt. Im 18. Jahrhundert wurde die Region mehrfach durch Kriege heimgesucht und die Stadt von fremden Truppen besetzt.
19. Jahrhundert |
1803 wurde Gießen Hauptstadt der neuen Provinz Oberhessen im Großherzogtum Hessen. In den folgenden Jahren wurde die Stadtbefestigung geschleift, und an ihrer Stelle wurden die Wallanlagen (Grünanlagen) angelegt. 1824 bis 1852 lehrte Justus Liebig an der Universität Gießen, die nach dem Zweiten Weltkrieg nach ihm benannt wurde. Am 14. Januar 1838 wurde die „Schule für technisches Zeichnen“ gegründet, eine Vorläuferin der heutigen TH Mittelhessen (THM). Im Revolutionsjahr 1848 kam es auch in Gießen zu Unruhen; ein Student wurde getötet. August Becker gab in Gießen die radikaldemokratische Tageszeitung „Jüngster Tag“ heraus. 1849 wurde die Stadt mit Eröffnung der Main-Weser-Bahn (Frankfurt-Kassel) an das deutsche Eisenbahnnetz angeschlossen. 1862 folgte die Eisenbahnstrecke nach Köln, 1864 der Anschluss an die Lahntalbahn von Wetzlar nach Koblenz. Ab etwa 1860, vor allem in der Amtszeit des ersten Berufsbürgermeisters August Bramm (1875–1889), wuchs die Stadt über die Wallanlagen hinaus.
1855 wurde die Werkfeuerwehr Gail gegründet, im gleichen Jahr auch die Städtische Freiwillige Feuerwehr Gießen.
Ab 1867 war Gießen als Garnisonsstadt ein Militärstandort des Infanterie-Regiments Nr. 116. 1870 eröffnete die Vogelsbergbahn nach Fulda, 1872 die Lahn-Kinzig-Bahn nach Gelnhausen. 1879 bis 1888 lehrte Wilhelm Conrad Röntgen an der Universität Gießen. 1893 wurde die heute größte Kirche der Stadt, die evangelische Johanneskirche an der Südanlage, eingeweiht. 1907 eröffnete das Stadttheater. Ab 1894 gab es in Gießen öffentlichen Nahverkehr, zunächst mit Pferdeomnibussen, seit 1909 mit einer elektrischen Straßenbahn.
20. Jahrhundert |
1903 wurde der Neue Friedhof als überkonfessioneller städtischer Friedhof in Betrieb genommen. Ein Jahr später wurde die fortschrittliche Gießener Kanalisation eingeweiht. 1914 wurde die Berufsfeuerwehr gegründet.
Die Volkshalle an der heutigen Grünberger Straße und der Gießener Flughafen, das spätere US-Depot, wurden 1925 eröffnet.
Mit Wirkung zum 1. November 1938 verfügte der Reichsstatthalter in Hessen in seiner Funktion als Führer der Landesregierung nicht nur die Ausgliederung der Städte Darmstadt, Mainz, Offenbach und Worms, sondern auch der Stadt Gießen aus ihrem bisherigen Kreis. Gießen wurde damit kreisfreie Stadt. Durch Eingemeindung von Wieseck, Kleinlinden und Schiffenberg stieg die Einwohnerzahl 1939 auf 42.000.
Am 10. September 1955 richtete der im Jahr zuvor gegründete Landesfeuerwehrverband Hessen in Gießen seine erste Verbandsversammlung aus.[6]
Militär |
Gießen war nach dem Ersten Weltkrieg und den Bestimmungen des Versailler Vertrages von 1919 als Militärstandort interessant, weil es knapp außerhalb der entmilitarisierten Zone lag. In den 1930er und 1940er Jahren wurden bei der Aufrüstung rund 467 Hektar städtisches Gelände an Heer und Luftwaffe gegen einen geringen Preis abgegeben. Es entstanden weitere Kasernen: Artilleriekaserne (Bleidorn-Kaserne, Pendleton Barracks) und Waldkaserne (Verdun-Kaserne, River Barracks). Ein Standortübungsplatz wurde zwischen der ehemaligen Steubenkaserne Gießen und der Hohen Warte eingerichtet.[7] Zu den weiteren Kasernen zählten Zeughauskaserne und Neue Kaserne (Berg-Kaserne).[8]
1936 bis 1939 entstand ein Lazarett an der Ecke Schubertstraße/Karl-Franz-Straße. Es blieb im Zweiten Weltkrieg unzerstört und wurde, wie die Gießener Kasernen, nach 1945 zunächst von der US-Armee, ab 1951 von den französischen Streitkräften genutzt. 1957 wurde es zurückgegeben und als Bundeswehrlazarett in Dienst gestellt; später umbenannt in Bundeswehrkrankenhaus. 1997 wurde es geschlossen; das Gebäude wird inzwischen als Finanzamt genutzt.
Auf dem heutigen Gelände der Rivers-Automeile unterhielt die Wehrmacht den Nachrichtenbunker Gisela, der unter anderem zur Koordination des Angriffs auf Frankreich 1940 genutzt wurde. Noch heute sind weite Teile der Anlage vorhanden.
Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg |
Die No. 5 Bomber Group der Royal Air Force bombardierte am 2. Dezember und in der Nacht vom 6. auf den 7. Dezember 1944 im Rahmen der Area Bombing Directive Gießen. Beim zweiten Angriff ('operation hake'[9]) wurde fast der ganze historische Stadtkern Gießens durch einen Feuersturm vernichtet; etwa 390 Menschen starben[10] und rund 30.000 wurden obdachlos.[11] Die Bahnanlagen und die zahlreichen Militäreinrichtungen blieben dagegen weitgehend intakt.[10]
Es hätte für Gießen noch schlimmer kommen können: Ein nicht unerheblicher Teil der Bombenlast des zweiten Luftangriffes wurde versehentlich über dem Bergwerkswald abgeworfen. Viele der dortigen kreisförmigen Tümpel sind Bombenkrater.
Am 11. Dezember 1944 warfen 353 B-17-Bomber der USAAF bei geschlossener Wolkendecke 731 Tonnen Sprengbomben und 1116 Tonnen Brandbomben ab. Getroffen wurde in erster Linie ein Areal zwischen Ludwigstraße und Industriegebiet / Bergwerkswald.[12] In den folgenden Monaten starben viele weitere Menschen durch Tieffliegerangriffe.
Am 28. März 1945 beendete der Einzug von US-Truppen den Krieg für die Gießener.[13]
Die Stadt war zu zwei Dritteln zerstört, die Innenstadt zu 90 Prozent.
Notaufnahmelager nach 1946 |
Die Militärregierung der USA informierte Ende Oktober 1945 die Landesregierung Großhessens, dass das Land 1946 rund 600.000 Vertriebene und Flüchtlinge aufnehmen müsse. Anfang Februar 1946 erreichten die ersten 1200 Menschen die Stadt mit Güterwagen. Das vorerst provisorische Flüchtlings-Durchgangslager befand sich unweit des Bahnhofs. Da Gießen ein Schienenknotenpunkt war, wurde es am 7. Mai 1947 vom Staatskommissar für das Flüchtlingswesen zum Regierungsdurchgangslager für alle Flüchtlinge nach Großhessen. Der Oberbürgermeister Otto-Heinz Engler ersuchte 1948 das Regierungspräsidium in Darmstadt um Verlegung des Lagers aufgrund der hohen Belastung des Sozialetats der Stadt durch die Flüchtlinge. Später erreichte der Bürgermeister Hugo Lotz einen finanziellen Ausgleich für die Stadt durch das Land.
Am 1. September 1950 wurde das Lager in Notaufnahmelager Gießen umbenannt und erhielt bundesweite Kompetenz. Der Anteil der Heimatvertriebenen betrug zu dieser Zeit bereits ein Fünftel der Gesamtbevölkerung Gießens. Das Gießener Notaufnahmelager war auch Durchgangslager für Flüchtlinge aus der Sowjetischen Besatzungszone, die in der amerikanischen Zone bleiben wollten. Seit den 1960er Jahren war es die erste Station für zahlreiche ausgereiste DDR-Bürger; 1989 erlebte es zunächst den Ansturm der über Ungarn geflüchteten Ostdeutschen und im Herbst den der legal über die nun offene Grenze gekommenen. 1986 wurde es in Bundesaufnahmestelle umbenannt, heute ist es die zentrale Aufnahmestelle des Landes Hessen.
Wiederaufbau |
Der Wiederaufbau orientierte sich an den Lehren des Modernen Städtebaus: Altstadtgrundstücke wurden zu großen Einheiten zusammengefasst, Straßen- und Platzräume ausgeweitet und der öffentliche Raum weitgehend den Interessen des Autoverkehrs angepasst. 1953 wurde die letzte zuvor aufwändig wiederaufgebaute Linie der Gießener Straßenbahn stillgelegt, stattdessen fuhren bis 1968 Oberleitungsbusse.
Viele der wenigen von den Bombenangriffen verschont gebliebenen Straßenzüge des Stadtkerns wurden niedergerissen, ebenso teilweise erhalten gebliebene Ruinen wie die durchaus wiederaufbaufähige Ruine des 500 Jahre alten Rathauses. Neubauten im Stil der 1950er Jahre entstanden, unter anderem das (bereits wieder abgerissene) Behördenhochhaus am Berliner Platz oder die Kongresshalle sowie das 1961 gebaute und 2006 abgerissene Stadthaus.
Die letzte Kriegsruine der Innenstadt war ein Hinterhaus in der Goethestraße; es wurde 2004 abgetragen. Die Ausfallstraßen, die Wallanlagen und die wichtigsten Achsen der Innenstadt wurden zu mehrspurigen Verkehrsstraßen ausgebaut. Bis 1975 entstanden rund um Gießen zahlreiche Autobahnteilstücke, darunter der Gießener Ring (teilweise Schnellstraße).
US Army |
Gießen wurde in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg Standort für Truppen der US Army. Ihr unterstand unter anderem die Steubenkaserne. Das US-Depot Gießen hatte eine wichtige Versorgungsfunktion für die US Army in Europa. Zu den betreuten Liegenschaften zählte im Kalten Krieg das Sondermunitionslager Gießen und das Sondermunitionslager Alten-Buseck mit Nuklearsprengköpfen und die Patriot-Stellung Hohe Warte. Auf der Hohen Warte haben die Amerikaner heute noch einen Truppenübungsplatz. Die Genehmigung wurde 2000 erteilt, obwohl es sich mittlerweile um ein Naturschutzgebiet handelt.
Das Stadtbild, die Sozialstruktur und besonders die Gastronomie (Bars) der Stadt wurden in den 50er und Anfang der 60er Jahre stark von der US-Armee und deren Angehörigen geprägt. Kurz nach Kriegsende bis 1947/48 gab es in Gießen (Bahnhofsviertel) einen ausgeprägten Schwarzmarkt und -handel, besonders mit Zigaretten. „Ami-Zigaretten“ galten in dieser Zeit auch als Zahlungsmittel. Sie waren so beliebt, dass Raucher sogar weggeworfene Kippen auflasen und sie, falls lang genug, weiterrauchten bzw. zu neuen Zigaretten zusammendrehten. Damals entstand der Gießener „Kippenleser-Blues“ mit dem Text: „Babbe gugg, do onne laid en Kippe, vo e'r geore Chesterfield, heb en off, da hu m'r aut ze räche, so eh geore Chesterfield …“ nach der Melodie von „In the Mood“.
Der Abzug der Amerikaner in Gießen brachte einen hohen Verlust an Arbeitsplätzen mit sich.[14]
Die Episode „Stadt Lahn“ |
Am 1. Januar 1977 entstand aus Gießen, Wetzlar und 14 Umlandgemeinden die Stadt Lahn als Oberzentrum Mittelhessens mit 155.247 Einwohnern. Nach nur 31 Monaten Existenz wurde sie am 1. August 1979 wieder aufgelöst. Gießen erhielt im Zuge dessen den Stadtteil Lützellinden hinzu.[15]
21. Jahrhundert |
2005 wurde nach einjähriger Bauzeit die Galerie Neustädter Tor eröffnet. Sie vereint mehrere Geschäfte in einem Gebäudekomplex. Es besteht eine direkte Bus- und Bahnanbindung durch die beiden Haltestellen am Oswaldsgarten. Ein integriertes Parkhaus verfügt über 1100 Stellplätze.
2006 begann der Bau des neuen Stadthauses am Berliner Platz. Es wurde am 16. Mai 2009 feierlich eröffnet und hat fast alle Behörden der Stadt Gießen wieder räumlich zusammengeführt. Des Weiteren wurden in jüngster Zeit neue medizinische Zentren wie etwa die Tagesklinik in der Nordanlage, ein Erweiterungsbau des Universitätsklinikums, der neue Martinshof neben dem St.-Josefs-Krankenhaus und das Pflegezentrum in der Grünberger Straße errichtet.
2012 wurde das neue Biomedizinische Forschungszentrum der Justus-Liebig-Universität am Seltersberg eingeweiht. Es sticht durch seine auffallenden Farben und seinen markanten Baustil heraus.
2014 eröffnete das evangelische Krankenhaus Mittelhessen in Gießen, das seit 1982 auf der Hardt angesiedelt ist (vorher Verein für Alten-, Kranken- und Kinderpflege zu Gießen), das erste Hospiz in Gießen.
Eingemeindungen |
1939 wurden die umliegenden Gemeinden Wieseck (nördlich) und Kleinlinden (südlich) eingemeindet. Bevor die kreisfreie Stadt Gießen in der Stadt Lahn aufging, wurden die Gemeinden Allendorf an der Lahn und Rödgen eingegliedert.[15] Lützellinden folgte 1979 und ist somit jüngster Stadtteil Gießens.
Einwohnerentwicklung |
Gießen hatte im Mittelalter nur einige hundert und in der frühen Neuzeit nur wenige tausend Einwohner. Die Bevölkerung wuchs nur langsam und ging durch die zahlreichen Kriege, Seuchen und Hungersnöte immer wieder zurück. So starben 1634/35 durch eine schwere Pestepidemie zahlreiche Bewohner. Erst mit dem Beginn der Industrialisierung im 19. Jahrhundert beschleunigte sich das Bevölkerungswachstum. Lebten 1800 erst 4800 Menschen in der Stadt, so waren es 1900 bereits 25.000. Deutlich sichtbar sind die Auswirkungen des Zweiten Weltkrieges. Bis Kriegsende wurden durch die alliierten Luftangriffe zwei Drittel der Gebäude teilweise oder total zerstört. Schätzungen zufolge fanden etwa tausend Menschen den Tod. Die Bevölkerungszahl sank von 47.000 im Jahre 1939 auf 25.000 im März 1945.
1971 stieg die Einwohnerzahl durch die Eingemeindung von Allendorf und Rödgen auf 78.109 – bis 2011 historischer Höchststand. Am 30. Juni 2005 betrug die Amtliche Einwohnerzahl nach Fortschreibung des Hessischen Statistischen Landesamtes 73.358 (nur Hauptwohnsitze und nach Abgleich mit den anderen Landesämtern). Seit 1963 liegt die Bevölkerungszahl der Stadt – außer 1987 – über der Grenze von 70.000. Die 80.000er-Marke wurde 2014 überschritten. Durch die derzeitige Einwohnerzahl zählt Gießen zu den hundert größten Gemeinden in Deutschland.
Die folgende Übersicht zeigt die Einwohnerzahlen nach dem jeweiligen Gebietsstand. Bis 1828 handelt es sich meist um Schätzungen, danach um Volkszählungsergebnisse (¹) oder amtliche Fortschreibungen des Statistischen Landesamtes. Die Angaben beziehen sich ab 1871 auf die „Ortsanwesende Bevölkerung“, ab 1925 auf die „Wohnbevölkerung“ und seit 1987 auf die „Bevölkerung am Ort der Hauptwohnung“. Vor 1871 wurde die Einwohnerzahl nach uneinheitlichen Erhebungsverfahren ermittelt.
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¹ Volkszählungsergebnis
Religionen |
Christentum |
Die evangelischen Kirchengemeinden in Gießen gehören zur Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Gießen ist Sitz des Dekanats Gießen. Eine Ausnahme bildet der Stadtteil Lützellinden, der zur Evangelischen Kirche im Rheinland gehört.
Größte evangelische Kirche ist die Johanneskirche an der Südanlage.
In der katholischen Kirche gehört Gießen zum Bistum Mainz. Bis in die fünfziger Jahre war St. Bonifatius in der Liebigstraße die einzige katholische Pfarrkirche der Stadt. 1957 wurde St. Albertus in der Nordanlage gegründet, 1963 St. Thomas Morus an der Grünberger Straße.
Daneben gibt es einige Gemeinden, die zu den Freikirchen gehören, darunter eine Bekennende Evangelisch-Reformierte Gemeinde (BERG),[16] zwei Brüdergemeinden, eine Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde (Baptisten), eine Freie Christengemeinde, eine Gemeinde der Jesus Freaks und eine Freie evangelische Gemeinde.
In der Region Mittelhessen gilt Gießen mit als eine Hochburg evangelikaler Protestanten in Landes- und Freikirchen. In der Stadt gibt es die christliche Privatschule August-Hermann-Francke-Schule und die private Freie Theologische Hochschule Gießen mit evangelikaler Ausrichtung. Gießen ist auch Sitz zahlreicher Organisationen und Unternehmen aus dem christlichen Bereich, etwa der Studentenmission Campus für Christus und des Brunnen Verlags.
Zudem gibt es drei, bis um die Jahrtausendwende sogar fünf neuapostolische Gemeinden. Gießen ist auch ein Zentrum verschiedener kleiner Gemeinden, die sich seit 1989 aus der neuapostolischen Kirche bzw. einer Abspaltung, der Apostolischen Gemeinde Wiesbaden, entwickelt haben.
Gießen hat außerdem eine aramäische Gemeinde mit syrisch-orthodoxem Glauben. Mittlerweile sind fünf Gemeinden in Gießen und Umgebung vertreten, darunter drei in Pohlheim sowie zwei in Gießen. Drei der fünf Kirchen wurden erst kürzlich neu gebaut. Die meisten Aramäer wohnen in Pohlheim, wo auch die Mehrheit der Kirchen steht.[17]
Weitere Religionsgemeinschaften |
- Die Zeugen Jehovas sind in Gießen mit dem Königreichssaal in der Margaretenhütte vertreten.
- Zudem gibt es in Gießen eine größere Zahl an Muslimen verschiedener Richtungen, die vier Moscheen unterhalten.[18] Eine davon ist die 2001 eröffnete[19] Buhara-Moschee des Vereins Islamische Gemeinschaft in Gießen. Daneben existiert auch eine Gemeinde der Aleviten in der Stadt. [20]
- Im 19. Jahrhundert wirkte in Gießen der Rabbiner Benedikt Levi. Er trat nach 68 Berufsjahren in den Ruhestand. Eine Synagoge befindet sich heute in einer Hintergasse des Stadtkerns nahe dem Kirchplatz und dem HR-Zentrum. Bis zur NS-Zeit waren es zwei, eine am Berliner Platz und eine in der Steinstraße.
- Durch seinen relativ hohen Anteil an Asiaten oder Asiatischstämmigen hat sich eine Kultur des Buddhismus aufgebaut. 2005 wurde der buddhistische Tempel Wat Pah Puritattaram eingeweiht.
- Seit 2008 gibt es eine jesidische Gemeinde.
- In der Liebigstraße gibt es eine Gemeinde der Baháí.
Politik |
Stadtverordnetenversammlung |
Die Stadtverordnetenversammlung ist das oberste Organ der Stadt. Ihre politische Zusammensetzung wird alle fünf Jahre in der Kommunalwahl durch die Wahlbevölkerung der Stadt bestimmt. Wählen darf, wer das 18. Lebensjahr vollendet hat und deutscher Staatsbürger oder Staatsangehöriger eines der übrigen Mitgliedstaaten der Europäischen Union ist. Für alle gilt, dass sie seit mindestens drei Monaten in der Stadt gemeldet sein müssen.
In der Kommunalwahl am 6. März 2016 wurden die Mitglieder der Stadtverordnetenversammlung sowie die Ortsbeiräte der Stadt für die Legislaturperiode vom 1. April 2016 bis 31. März 2021 gewählt.
Von 62.275 Wahlberechtigten gingen 27.958 zur Wahl. Die Wahlbeteiligung stieg damit von 42,3 Prozent 2011 auf 44,9 Prozent.
Parteien und Wählergemeinschaftenb | 2016[22] | 2011[23] | 2006[24] | 2001[25] | 1997[25] | ||||||||||||
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Anteila | Sitze | Anteila | Sitze | Anteila | Sitze | Anteila | Sitze | Anteila | Sitze | ||||||||
Sozialdemokratische Partei Deutschlands | SPD | 28,0 | 16 | 33,6 | 20 | 33,2 | 20 | 33,4 | 20 | 34,8 | 22 | ||||||
Christlich Demokratische Union Deutschlands | CDU | 22,0 | 13 | 26,5 | 16 | 36,0 | 21 | 38,6 | 23 | 33,8 | 21 | ||||||
Bündnis 90/Die Grünen | Grüne | 14,8 | 9 | 20,7 | 12 | 12,8 | 8 | 9,7 | 6 | 12,5 | 8 | ||||||
Alternative für Deutschland | AfD | 12,9 | 8 | – | – | – | – | – | – | – | – | ||||||
Gießener Linke (zuvor Linkes Bündnis)[26][27] | Linke | 8,3 | 5 | 2,3 | 1 | – | – | – | – | – | – | ||||||
Freie Demokratische Partei | FDP | 5,2 | 3 | 3,6 | 2 | 5,7 | 3 | 5,5 | 3 | 3,3 | – | ||||||
Freie Wähler (bis 2001 FWG) | FW | 4,3 | 3 | 4,6 | 3 | 3,8 | 2 | 7,4 | 4 | 7,6 | 5 | ||||||
Piratenpartei Deutschland | Piraten | 2,2 | 1 | 2,8 | 2 | – | – | – | – | – | – | ||||||
Bürgerliste Gießen | BLG | 2,2 | 1 | 1,9 | 1 | 2,4 | 1 | 1,1 | 1 | – | – | ||||||
Die Linke (bis 2007 PDS) | Linke | – | – | 4,0 | 2 | 5,9 | 4 | 3,8 | 2 | 1,7 | – | ||||||
prozentualer Anteil ungültiger Stimmabgaben | 3,2 | 4,3 | 2,9 | 3,7 | 1,7 | ||||||||||||
Sitze der Stadtverordnetenversammlung insgesamt | 59 | 59 | 59 | 59 | 59b | ||||||||||||
Wahlbeteiligung | 44,9 % | 42,3 % | 37,9 % | 47,2 % | 61,6 % |
aprozentualer Anteil an den abgegebenen gültigen Stimmen
bIn der Tabelle fehlen: 2006 ABG mit 0,1 %; 2001 Gate5 mit 0,5 %; 1997 DKP mit 0,4 %; 1997 REP mit 5,3 % und 3 Sitzen.
Nach der Kommunalwahl am 27. März 2011 löste eine rot-grüne Koalition die bis dahin regierende Jamaika-Koalition aus CDU, Grünen und FDP ab. Seit der Oberbürgermeisterwahl am 7. Juni 2009 hatte mit Dietlind Grabe-Bolz eine SPD-Oberbürgermeisterin einer von der Jamaika-Koalition dominierten Stadtverordnetenversammlung gegenübergestanden.
Die Jamaika-Koalition hatte sich dabei im Vorfeld der Kommunalwahlen 2006 bereits angedeutet, da der städtische Haushalt erst in einer zweiten Sitzung im Februar 2006 mit Hilfe einiger Stimmen aus den Reihen der damals noch oppositionellen Grünen verabschiedet worden war. In der Sitzung vom 8. Dezember 2005 hatte der Haushaltsplan des Magistrats die Zustimmung der Stadtverordnetenversammlung zunächst nicht erhalten, da der Stadtverordnete der Freien Wähler Bernhard Hasenkrug kurz zuvor zur Bürgerliste Gießen (BLG) gewechselt war, wodurch die damals amtierende bürgerliche Koalition aus CDU, FDP und FW ihre Mehrheit in der Stadtverordnetenversammlung verloren hatte.
Die in Gießen erfolgreich bei der Kommunalwahl 2006 angetretene Liste der Linkspartei.PDS stellte de facto eine Wählergemeinschaft von Linkspartei.PDS, WASG, DKP, linksorientierten Parteilosen und Mitgliedern der Hochschulfraktion Demokratische Linke an der Justus-Liebig-Universität Gießen dar. Zum ersten Mal seit 1956 saß mit Michael Beltz (DKP) wieder ein Mitglied einer kommunistischen Partei in der Gießener Stadtverordnetenversammlung. Bis zu ihrem Verbot 1956 war die KPD im Parlament vertreten.
Oberbürgermeisterin |
In der Direktwahl am 7. Juni 2009 wurde Dietlind Grabe-Bolz (SPD) zur neuen Oberbürgermeisterin gewählt; sie erhielt 55,5 Prozent der Stimmen, der Amtsinhaber Heinz-Peter Haumann 44,5 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag bei 43,4 Prozent.[28] Die Amtszeit begann im November 2009.
Bei der Direktwahl am 14. Juni 2015 wurde Dietlind Grabe-Bolz mit 53,6 Prozent im ersten Wahlgang im Amt bestätigt.[29]
Wappen |
Blasonierung: In Silber ein schwarz geflügelter, blaubewehrter und blaugezungter roter Löwe.
Das Wappen wurde der Stadt am 29. April 1916 von Großherzog Ernst Ludwig verliehen.
Städtepartnerschaften und -freundschaften |
Städtepartnerschaften bestehen mit:
Winchester, Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich
Gödöllő, Ungarn Ungarn
Netanja, Israel Israel
Ferrara, Italien Italien
Hradec Králové, Tschechien Tschechien
San Juan del Sur, Nicaragua Nicaragua
Waterloo, Iowa, Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Wenzhou, China Volksrepublik Volksrepublik China
Zu Wenzhou in der Provinz Zhejiang bestand seit 2004 eine Freundschaft. Der Titel „Friendship City“ wurde geführt und 2011 in eine offizielle Städtepartnerschaft umgewandelt.
Mit der Stadt und dem Kreis Mohrungen besteht seit 1954 eine Patenschaft.
Seit 2001 trägt zudem ein Airbus A340-300 der Lufthansa mit der Kennzeichnung D-AIFD den Namen „Gießen“.[30] Außerdem trägt der ICE-1-Zug mit der Nummer 401 101 den Namen „Gießen“.
Kultur und Sehenswürdigkeiten |
Theater |
Das Stadttheater Gießen wurde, vom Jugendstil beeinflusst, vom Büro Fellner & Helmer grundrissgleich mit jenen in Klagenfurt und Gablonz geplant und durch den Architekten Hans Meyer (1867–1949) ausgeführt. Es bietet als Drei-Sparten-Haus mit eigenem Ensemble und Gastspielen 600 Zuschauern/-hörern Platz bei Theater-, Oper-, Operette-, Musical-, Tanz- und Konzertaufführungen. Als neue Nebenspielstätte des Stadttheaters wurde zur Spielzeit 2014/2015 in direkter Nachbarschaft das kleine Theater am großen Theater (taT) eröffnet. Es wird vor allem für kammertheatralische Arbeiten sowie Kinder- und Jugendtheater genutzt.
Gießener Konzertverein |
Der Gießener Konzertverein gehört zu den traditionsreichsten Vereinen Gießens. Er geht auf die bereits 1792 gegründete Musikalische Gesellschaft zurück. Damit ist er einer der ältesten bürgerlichen Konzertvereine in Deutschland überhaupt (der älteste, die Sing-Akademie zu Berlin, wurde 1791 gegründet). Bedeutende Komponisten wie Carl Maria von Weber und berühmte Solisten gaben ihre Konzerte in Gießen in Zusammenarbeit mit der Musikalischen Gesellschaft, die 1863 den bis heute geltenden Namen Gießener Konzertverein erhielt. 1935 wurde die enge Zusammenarbeit zwischen dem Stadttheater Gießen und dem Konzertverein etabliert, die bis heute als erfolgreiche Partnerschaft Bestand hat. Jährlich werden gemeinsam zwei große Oratorienkonzerte im Stadttheater aufgeführt. Chorleiter des Konzertvereins ist der jeweilige Chordirektor des Stadttheaters.
Museen und Ausstellungsorte |
Naturwissenschaften und Mathematik |
- Das Mathematikum im ehemaligen Hauptzollamt, erstes und bislang einziges Museum dieser Art in Deutschland, bietet dem Besucher die Möglichkeit, sich spielerisch mit der Mathematik zu beschäftigen.
- Direkt neben dem Mathematikum ist das Liebig-Museum gelegen, das als Original-Wirkungsstätte Justus Liebigs dem Wirken des Chemikers gewidmet ist.
Geschichte |
- Als weiteres Museum gibt es in der Innenstadt das Oberhessische Museum mit den drei Abteilungen im Alten Schloss, dem Wallenfels’schen Haus und dem Leib’schen Haus. Das Wallenfels’sche Haus und das Leib’sche Haus sind die beiden ältesten noch erhaltenen Häuser in Gießen und befinden sich direkt am Kirchplatz. Hier findet man eine umfassende Sammlung der Vor- und Frühgeschichte, Archäologie und Völkerkunst im Gießener Raum sowie eine große Ausstellung zur Stadtgeschichte. Im Alten Schloss am Brandplatz befindet sich eine Sammlung von Kunstwerken heimischer Künstler aus dem 19. und 20. Jahrhundert.
- In der Vitos-Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie gibt es seit 1998 die Ausstellung Vom Wert des Menschen, die die Geschichte dieser Klinik dokumentiert. Sie informiert überwiegend über die Zeit nach 1933 und thematisiert auch die Verbrechen der Nationalsozialisten.[31]
Kunst |
- In der Kunsthalle Gießen am Berliner Platz werden Arbeiten regionaler und überregionaler Künstler in regelmäßig wechselnden Ausstellungen gezeigt.
- Der zeitgenössischen Kunst widmet sich seit 1998 der Neue Kunstverein Gießen, der seit 2003 in einem ehemaligen Kiosk an der Licher Gabel sein Domizil gefunden hat.
- Das KiZ – Kultur im Zentrum befindet sich im gleichen Gebäudekomplex wie die Kongresshalle. In ihm werden regelmäßig wechselnde Ausstellungen regionaler Künstlergruppen gezeigt.
Weitere Museen und Ausstellungsorte |
- Das Gießkannenmuseum ist in seiner Art einmalig in Deutschland und wurde anlässlich der Landesgartenschau 2014 in Gießen gegründet. Es befindet sich inzwischen in direkter Nachbarschaft zum Botanischen Garten. Sein Sammlungsbestand besteht größtenteils aus Schenkungen.
- Das private Buchdruckmuseum Setzkasten in Gießen-Wieseck zeigt Ausstellungsstücke aus der Geschichte des Druckerei- und Buchdruckwesens.[32]
- Im Ausstellungsraum der Universitätsbibliothek der Justus-Liebig-Universität sind regelmäßig Ausstellungen zu sehen. Viele dieser Ausstellungen werden im Rahmen von Lehrveranstaltungen konzipiert und organisiert.[33]
- Im Foyer des Rathauses am Berliner Platz werden regelmäßig Ausstellungen gezeigt.
Manische Sprache |
Eine weitere Besonderheit in Gießen ist die heute nur mehr in Relikten vorhandene manische Sprache. Gesprochen wurde Manisch in Gießen auf der „Gummiinsel“, einer kleinen Backsteinhaussiedlung, die als Arbeitersiedlung einer Gummifabrik errichtet wurde (daher der Name), in der Weststadt Gießens, die um die Jahrhundertwende angelegt und gebaut wurde, und in anderen randständigen Wohnquartieren wie dem Eulenkopf, dem Heyerweg und der Margaretenhütte, aber auch im benachbarten Wetzlarer „Finsterloh“ oder im wittgensteinischen Berleburg.[34]
Bauwerke |
Aufgrund der verheerenden Zerstörungen durch die Luftangriffe des Zweiten Weltkriegs und die Stadtplanung der Nachkriegszeit gibt es im eigentlichen Zentrum kaum noch Bauwerke der vorindustriellen Epoche. In den Stadtvierteln außerhalb der Wallanlagen finden sich jedoch zahlreiche, teilweise recht sehenswerte architektonische Zeugnisse aus den beiden großen Wachstumsphasen der Stadt, der Gründerzeit und den 1950er Jahren, sowie auch einige Viertel, die im Stil der späten 1920er Jahre errichtet wurden (Wartwegviertel, hinterer Asterweg).
Zu den Sehenswürdigkeiten in Gießen gehören einige wiederaufgebaute Fachwerkhäuser, so das Gasthaus „Zum Löwen“ im Neuenweg, in dem Goethe einmal übernachtete und öfter dinierte, das Alte Schloss und das Neue Schloss der Landgrafen von Hessen (am Brandplatz) sowie das Burgmannenhaus am Kirchplatz.
Das Hauptgebäude der Justus-Liebig-Universität Gießen in Gießen gehört ebenfalls zu den Sehenswürdigkeiten. Es liegt im Stadtkern und an der Gießener „Feiermeile“, der Ludwigstraße. In diesem Zusammenhang ist auch das Zeughaus zu nennen, das von der Universität genutzt wird.
Die klassizistische Stadtkirche wurde bei den Luftangriffen 1944 zerstört, nur der gotische Westturm wurde restauriert und dient als Mahnmal gegen den Krieg. Aus den Trümmern der zerstörten Stadtkirche entstand auf der gegenüberliegenden Seite der Georg-Schlosser-Straße die Pankratiuskapelle.
Nicht weit entfernt vom Stadttheater steht die Johanneskirche, die als größte evangelische Kirche Gießens in den Jahren 1891 bis 1893 nach Plänen des Berliner Architekten Hans Grisebach errichtet wurde. Der Turm der neo-romanischen Kirche überragt die umliegenden Gebäude mit einer Höhe von 75 Metern.
Der Alte Friedhof befindet sich am Nahrungsberg. Er wurde 1530 während der Erweiterung der Stadt außerhalb des Festungswalls angelegt. Auf dem Friedhof befindet sich unter anderem das Grab von Wilhelm Conrad Röntgen, der hier auf seinen Wunsch hin beerdigt wurde. Sehenswert sind auch die zwischen 1623 und 1625 unter Aufsicht von Johann Ebel zum Hirsch erbaute und 1869 von Hugo von Ritgen restaurierte Friedhofskapelle sowie die Grabsteine mit lateinischen Inschriften, die um die Kapelle herum versammelt sind und ebenfalls aus der Zeit um 1530 (oder früher) stammen.
Die Synagoge der jüdischen Gemeinde ist ein Fachwerkgebäude mit wechselhafter Geschichte. Ursprünglich stand das 1835 erbaute Gebäude in Wohra und diente als Wirtschaftsgebäude. Von 1867 bis 1940 diente es als Synagoge in Wohra. 1940 musste die dortige jüdische Gemeinde das Gebäude zwangsverkaufen. 1990 erwarb die jüdische Gemeinde Gießen das Gebäude und versetzte es 1992 in den Mittelpunkt des neuen jüdischen Gemeindezentrums. Die Synagoge fasst 35 Männer und 25 Frauen.[35]
Mit dem Bau der Fischtreppe am Wehr nahe der denkmalgeschützten Klinkel’schen Mühle wurde 2007 das Hessische Gewässer-Informationszentrum Lahnfenster vom Regierungspräsidium Gießen eingerichtet. 2014 wurde es anlässlich der Landesgartenschau nach einer Erweiterung wiedereröffnet.
Stadtentwicklung und Baudenkmäler |
Innenstadt und Bahnhof |
Überregional bekannt und ein Wahrzeichen der Stadt ist die wuchtige Fußgängerüberführung am Selterstor, die wegen ihres Erscheinungsbildes den Spitznamen „Elefantenklo“ trägt.
Das Empfangsgebäude des Bahnhofs südlich der Innenstadt wurde 1904 bis 1906 von Ludwig Hofmann mit Anklängen an den Darmstädter Jugendstil errichtet; dabei wurden Teile des Vorgängerbaus der Main-Weser-Bahn von 1854 beibehalten.
Im Nordwesten der Stadt in der Nähe des evangelischen Krankenhauses befindet sich ein Bismarckturm.
Die 1884 bis 1885 erbaute Villa Leutert befindet sich in der Ostanlage und ist heute unter anderem Sitz des Standesamts.
Berliner Platz |
In den letzten Jahren fanden am und um den Berliner Platz umfangreiche Baumaßnahmen statt. Das alte Rathaus, ein Bau aus den 1950er Jahren, wurde zugunsten eines Neubaus abgerissen. Der Berliner Platz wird seit Anfang des 21. Jahrhunderts durch den sandfarbenen Rathausneubau, der auch die Stadtbibliothek beherbergt, und das äußerlich ähnliche neue Großkino dominiert. Im Zuge der Baumaßnahmen wurden auch einige benachbarte Behördengebäude an der Ostanlage abgerissen.
Blickt der Stadtbesucher nun von Nordwesten auf den Platz, so sieht er rechts das Stadttheater, links das neue Rathaus und das Kinogebäude und halbrechts die Kongresshalle.
Schräg dahinter am benachbarten Ludwigsplatz erblickt man einen Hochhauskomplex. Diese Hochhäuser sind einige der höchsten Gebäude in Gießen und ein typisches Beispiel für den raschen (und wohl nicht immer konzeptionell durchdachten) Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg. Im obersten Stockwerk des Eckhauses befindet sich das „Dachcafé“, das einen Panoramablick über die Stadt ermöglicht.
Kasernen/River-Barracks |
Infolge der Deutschen Wiedervereinigung gaben die US-amerikanischen Streitkräfte ihre Standorte in Gießen sukzessive auf. Die dabei freiwerdenden Flächen werden von der Stadt selbst unterhalten und nach und nach konzeptionell eingegliedert. Ein Beispiel hierfür ist die Auto-Meile; auf alten Kasernenflächen haben hier zahlreiche Autohändler ihre Niederlassungen eingerichtet.
Schiffenberg |
Ein beliebtes Ausflugsziel ist der rund fünf Kilometer entfernte Gießener „Hausberg“ Schiffenberg (281 m). Er wurde 1972 vom Land Hessen käuflich erworben und der Stadt einverleibt. In den Gebäuden einer ehemaligen Klosteranlage (Augustiner-Chorherrenstift) wird heute ein Ausflugslokal bewirtschaftet.
Die romanische Substanz der doppelchörigen Pfeilerbasilika mit Querhaus und achtseitigem Vierungsturm rührt zum Teil noch aus dem zweiten Viertel des 12. Jahrhunderts her. Die westliche mit Lisenen gegliederte Apsis und zwei begleitende Rundtürme (fast komplett zerstört) wurden im Verlauf des 12. Jahrhunderts angebaut. Das südliche Seitenschiff ist nicht erhalten. Der Bau verzichtet fast gänzlich auf Bauschmuck. 1323 wurde die Anlage vom Deutschen Orden übernommen, der unter anderem an der Südseite die ehemalige Komturei und an der Westseite das Gebäude der ehemaligen Propstei errichtete. 1809 wurde der Orden aufgehoben. Von der Ausstattung ist unter anderem ein frühgotischer Taufstein (13. Jahrhundert) aus Basalt im Chorraum erhalten. Die Schiffenberg-Madonna, eine thronende Muttergottesstatue aus der Zeit um 1320, befindet sich in den Sammlungen des Hessischen Landesmuseums Darmstadt.[36]
Im Rahmen der seit 1975 auf dem Schiffenberg stattfindenden Veranstaltungsreihe „Musikalischer Sommer“ finden in den Sommermonaten zahlreiche Konzerte unter freiem Himmel statt. Von Volksmusik und Bands, die in regionaler Mundart spielen, über Jazz, Pop, Schlager bis hin zu Chorkonzerten und Theateraufführungen finden Kulturfreunde hier ein breit gefächertes Angebot. Auch jenseits der Stadtgrenzen bekannte Künstler gaben hier schon Gastspiele, so zum Beispiel 2002 die Kölner Band BAP, Rose Nabinger, 2003 Götz Alsmann, sowie 2007 Juli.
Luftschutztürme |
In Gießen und Umgebung sind insgesamt acht Luftschutztürme der Bauart Winkel erhalten, die nach ihrem Erscheinungsbild auch als „Betonzigarre“ oder „Zuckerhut“ bezeichnet werden. Damit hat Gießen die höchste Dichte von Luftschutztürmen dieser Bauart. Zwei der Luftschutztürme befinden sich in den ehemaligen Pendleton-Barracks der US Army, vormals Bleidorn-Kaserne an der (Hannah-Arendt-Straße), die 1996 in ein Wohngebiet umgewandelt wurde. Zwei weitere sind in der ehemaligen Verdun-Kaserne (Rivers Barracks), die mittlerweile das administrative Zentrum des Landkreises Gießen beheimatet, zu finden. Die Standortangaben der anderen Türme finden sich in der Liste der Hochbunker der Bauart Winkel.
Badenburg |
Die Ruine der Badenburg im Nordwesten des Stadtgebiets liegt in der Siedlung „In der Hunsbach“ und nahe der Nachbarstadt Lollar. Sie wurde 1358 nach einem Lehen des hessischen Landgrafen Heinrich II. von der Vasallenfamilie von Weitolshausen erbaut und diente als Wohnstätte, bis sie im Dreißigjährigen Krieg zerstört wurde. Auch Georg Büchner weilte auf der Badenburg und verfasste dort seinen Hessischen Landboten.
Mittlerweile befindet sich in ihren Ruinen eine Gaststätte.
Parks |
- Der zur Universität gehörige Botanische Garten von 1609 ist der älteste universitäre Pflanzengarten in Deutschland, der sich noch am ursprünglichen Ort befindet. Zwei Jahre nach der Universitätsgründung wurde er von dem Botaniker und Mediziner Ludwig Jungermann (1572–1653) als „Hortus medicus“ angelegt.
- An der Rückseite des Botanischen Gartens befindet sich der Park an der Ostanlage. Er besteht als städtische Zieranlage mit kleinem Teich und Fontäne, die gegen Ende des 19. Jahrhunderts entstand und von einem Graben begrenzt war.[37]
- Der Theaterpark des Stadttheaters Gießen ist zwischen Südanlage und Johannesstraße in der Nähe des Berliner Platzes gelegen. In ihm befinden sich eine Skulpturensammlung des Gießener Bildhauersymposiums und das Röntgendenkmal. Die Anlage um das Theater lädt neben Veranstaltungen im Sommer zum Verweilen und Aufenthalt ein.
- Der Kunstweg Gießen, der durch die Universitätsabschnitte des Philosophikums I und II verläuft, verbindet über den parkähnlichen Grünstreifen entlang des Alten Friedhofs an der Licher Straße die Innenstadt. An der Einmündung des Nahrungsbergs befindet sich der Neue Kunstverein Gießen.
- Auch das teilweise noch sumpfige Naherholungsgebiet zwischen Wieseck und dem Philosophenwald, der Schwanenteich (Gießen), ist eine Erwähnung wert. Er besteht aus mehreren Abschnitten und ist ringsum von Gehwegen, einer Laubbaumallee und der grünen Natur umgeben. Das Gebiet ist der Ausläufer des Saums entlang der Wieseck, die Wieseckaue, die Gießen von Norden aus ungefähr auf Höhe der THM am Innenstadtrand erreicht und von dort als eingewachsener Kanal die Gründerzeitquartiere um das alte Stadtzentrum umfließt. Ein beliebter Platz zum Sonnen ist er mit seiner direkten Nähe zum Schwimmbad Ringallee, einem ebenso häufig genutzten Freizeitziel Gießens.
- Gießen richtete 2014 die 5. Hessische Landesgartenschau unter dem Motto „Auf zu neuen Ufern“ aus.[38] Im Zuge der Landesgartenschau entstanden an der Lahn die Mühlengärten und das Gebiet um den Schwanenteich wurde im Anschluss an sie zum Stadtpark Wieseckaue.
Sport |
Gießen verfügt über eine Reihe bekannter Sportvereine. Hier ist die Mannschaft der Herren-Basketball-Bundesliga zu Hause; sie spielte unter den Namen MTV 1846 Gießen, jetzt Gießen 46ers. Sie hat bislang sowohl fünf deutsche Meisterschaften (1965, 1967, 1968, 1975, 1978) als auch drei deutsche Pokalsiege (1969, 1973, 1979) erringen können. Die Mannschaft spielt nach zwei Jahren in der 2. Basketball-Bundesliga ab der Saison 2015/2016 wieder in der Basketball-Bundesliga. Zudem gehört der MTV 1846 Gießen zu den ältesten noch existierenden Sportvereinen Deutschlands.
In der Vergangenheit gelangten die Bundesliga-Volleyballer des USC Gießen (Deutscher Meister 1982, 1983, 1984; Deutscher Pokalsieger 1984), die Handballfrauen des TV Lützellinden oder auch die Tischtennis-Spieler des Gießener SV (GSV) zu überregionalen Titelehren. Die Handballerinnen des TV Lützellinden, eine der erfolgreichsten deutschen Mannschaften der 1990er Jahre, erhielten 2004 keine Lizenz mehr für die Handball-Bundesliga und wurden 2005 endgültig vom Spielbetrieb abgemeldet.
Im Tischtennis spielte in den 1970er Jahren die Damenmannschaft des Gießener SV in der Bundesliga. Bekannte Spielerinnen waren Christa Federhardt-Rühl, Britta Heilmann, Heidrun Röhmig-Flick, Bärbel Zips, Gerlinde Glatzer, Gertrud Potocnik, Gisela Jakob, Karen Senior, Ulla Licher, Heike Kohl, Miriam Jupa, Angelika Schreiber und Evelin Ogroske. 1982 löste sich diese Mannschaft auf.[39]
Der Rudersport ist mit drei Vereinen (WSV Hellas Gießen, Gießener Ruderclub Hassia 1906, Gießener Rudergesellschaft) vertreten. Der erfolgreichste und zugleich älteste unter ihnen ist die Gießener Rudergesellschaft 1877. 1954 gründeten die drei Vereine den Regatta-Verein Gießen, der als Ausrichter bzw. Veranstalter der mittlerweile größten Ruderregatta Deutschlands fungiert, der Internationalen Gießener Pfingstregatta. Auf der Regattastrecke an der Lahn gingen in den letzten Jahren jeweils mehr als 2000 Ruderinnen und Ruderer aus ganz Deutschland und dem europäischen Ausland an den Start. Die Gießener Pfingstregatta ist zudem eine der ältesten Regatten in Deutschland – die erste Ruderregatta fand bereits 1882 in Gießen statt. Seit 2012 stellen der Gießener Ruderclub Hassia und die Gießener Rudergesellschaft gemeinsam den Gießen-Achter, der in der Ruder-Bundesliga startet.
Im Behindertensport ist der VRGB Gießen 1953 erfolgreicher Vertreter der Stadt Gießen. Die Frauenmannschaft im Bosseln (Reha-Sport) errang 2014 den Titel des Hessenmeisters.
Außerdem gibt es in Gießen Deutschlands älteste Tanzschule, die Tanzschule Bäulke – gegründet 1787. Sie wird derzeit in der sechsten Generation fortgeführt. Des Weiteren gibt es in Gießen einen Schützenverein mit der größten Bogenabteilung Hessens. Mit der Damenmannschaft der TSG Wieseck hatte Gießen bis einschließlich 2009 auch eine Leichtathletik-Bundesliga-Mannschaft. Neben den genannten Vereinen hat Gießen noch eine Vielzahl von Fußballvereinen, etwa den VfB Gießen (nach dem Zusammenschluss mit dem SC Teutonia Watzenborn-Steinberg zukünftig FC Gießen), die TSG Wieseck und die Fußballabteilung des MTV 1846 Gießen sowie des TSV Rödgen.
Ortsneckname |
Der oft verächtlich benutzte Begriff Schlammbeiser, auch Schlammp-Eiser, ist der Ortsneckname der Gießener Bevölkerung. Der Begriff geht zurück auf das „Schlamp-Eisen“, ein Werkzeug eines Kanalreinigers („Schlamp-Eissers“), der – bevor es geschlossene Kanalisationen gab – den Müll und Schmutz der Häuser („Schlammp“) mit einer langen Eisenstange („Eisen“) holte und mit Holzkarren außerhalb des Ortes entsorgte. Zwischen den Häusern gab es oft kleine Gassen, in denen Kübel standen. In dem Freiraum über diesen Gassen hingen die Aborte der Häuser. Die Schlammbeiser zogen mit ihren langen Stangen die Kübel aus den kleinen Gassen heraus und leerten sie.
Im November 2005 wurde auf dem Gießener Kirchenplatz ein durch Spendengelder finanziertes Denkmal für den historischen Gießener Schlammbeiser eingeweiht. Die Statue scheint Ähnlichkeit mit dem Initiator der Spendenkampagne zur Errichtung des Denkmals, Axel Pfeffer, zu haben. Der Schlossermeister vertritt als regional bekannte Fastnachtsfigur Schlammbeiser die Gießener Bevölkerung „in der Bütt“.
Der Name wird außerdem verwendet:
- für die Schlammbeiser Kirmes am Messeplatz, Schlammbeisers Krämermarkt
- für das von der Stadt und den Lahnanliegern organisierte Fest „Schlammbeisers Lahnlust“
- für ein Bier der Gießener Brauerei
- als Namensgeber für Gießener Vereine, Schiffsname beim Gießener Marineverein
- für das Schlammbeiser-Science-Camp der Gießener Stadtwerke für Grundschulkinder
1991 wurde Charly Weller für seinen Spielfilm „Schlambeisser“ mit dem Max-Ophüls-Förderpreis ausgezeichnet.
Wirtschaft und Infrastruktur |
Verkehr |
Gießen ist ein Verkehrsknotenpunkt Mittelhessens und Hessens und verbindet zum Beispiel Fulda, Kassel, Frankfurt am Main und Siegen miteinander. Das Lahntal bündelt die Verkehrsströme aus Norden (Marburg, Kassel) und Westen (Wetzlar, Limburg, Koblenz), die Wetterau schafft die Verbindung nach Süden (Frankfurt).
Straßenverkehr |
Gießen ist umgeben von einem Teil-Autobahn-Netz, dem Gießener Ring. Dieser besteht aus den regionalen Autobahnen A 480 (von Wettenberg zum Reiskirchener Dreieck) und A 485, der im Westteil des Rings verlaufenden B 429 sowie der überregionalen B 49 (Trier-Wetzlar-Alsfeld). Die A 485 ersetzt im Gießener Raum die Bundesstraße 3, die früher mitten durch Gießen verlief.
Komplettiert wird das Autobahnnetz mit den überregional und international bedeutenden Autobahnen A 5 von Frankfurt nach Kassel und A 45 von Dortmund nach Aschaffenburg. In südöstliche Richtung nach Lich und Hungen verläuft außerdem die Bundesstraße 457.
Das Stadtgebiet wurde nach den schweren Kriegszerstörungen autogerecht wiederaufgebaut, breite Einfallstraßen führen zu einer vierspurigen Ringstraße im Verlauf der ehemaligen Wallanlagen. Die einzelnen Abschnitte des Anlagenrings gehören zu den meistbefahrenen Orten der Stadt.[40] Der Stadtkern innerhalb der ehemaligen Wallanlagen ist seit den 1980er Jahren für den Autoverkehr weitgehend gesperrt.
Zudem verfügt Gießen seit 2005 über ein Parkleitsystem, das die Stadt in vier Parkzonen (Nord, Süd, Ost und West) einteilt und in den jeweiligen Bereichen die Anzahl an freien Parkplätzen auflistet.
Im Gießener Stadtgebiet gibt es zwei Lahnüberquerungen: Die Sachsenhäuser Brücke verbindet in Höhe des Oswaldsgartens die Gießener Weststadt direkt mit der Innenstadt. 300 m weiter südlich liegt die Konrad-Adenauer-Brücke und nimmt den Verkehr in Richtung Heuchelheim auf. Anlässlich der Landesgartenschau 2014 wurde in der Verlängerung der Sudetenlandstraße eine neue Rad- und Fußwegebrücke geplant, welche die Nordstadt mit dem Stadtteil Gießen-West verbindet. Der nach einem Gießener Rudersportler benannte Christoph-Rübsamen-Steg wurde am 1. Mai 2014 eröffnet.[41]
Schienenverkehr |
Der Bahnhof Gießen ist bis heute ein Knotenpunkt im Bahnverkehr. Der Bau der Schnellfahrstrecke Hannover–Würzburg in den 1980er Jahren, die den Fernverkehr zwischen Frankfurt und Kassel heute statt über Gießen über Fulda leitet, verschob die Bedeutung im Bahnnetz allerdings zugunsten der osthessischen Stadt.
Die wichtigste Bahnstrecke in Gießen ist die in Nord-Süd-Richtung verlaufende Main-Weser-Bahn von Frankfurt nach Kassel. Die Köln-Gießener Eisenbahn über Wetzlar und Siegen verbindet Mittelhessen mit dem Rheinland und dem Ruhrgebiet. Durchbindung an die Lahntalbahn nach Wetzlar. Ab Wetzlar folgt die Verbindung dem Fluss über Limburg bis Koblenz. Die Vogelsbergbahn nach Alsfeld und Fulda umgeht das Gebirge, wie auch die Autobahn A 5, an seiner Nordseite. Die Bahnstrecke Gießen–Gelnhausen führt an den südlichen Ausläufern des Vogelsberges vorbei, durch die östliche Wetterau ins Kinzigtal. Hierbei führt sie durch die Städte Pohlheim, Lich, Hungen, Nidda und Büdingen.
Gießen besitzt einen Bahnhof und folgende Haltepunkte:
- Licher Straße (Haltepunkt an der Vogelsbergbahn)
- Erdkauter Weg (Haltepunkt an der Bahnstrecke Gießen–Gelnhausen)
- Oswaldsgarten (Haltepunkt an der Main-Weser-Bahn für Regionalzüge von und nach Marburg; Eröffnung 2004)
- Watzenborn-Steinberg (Haltepunkt an der Bahnstrecke Gießen–Gelnhausen, liegt auf Gießener Stadtgebiet, jedoch nach dem benachbarten Ort benannt)
Hinzu kommen der Güterbahnhof sowie der im Stadtteil Kleinlinden gelegene Abzweigbahnhof Gießen-Bergwerkswald, der eine direkte Verbindung der Strecken von/nach Frankfurt bzw. Wetzlar unter Umgehung des Bahnhofs Gießen ermöglicht. Bis 2003 gab es in Gießen ein Bahnbetriebswerk.
Busverkehr |
Den Nahverkehr in Gießen bestreiten heute unter anderem die Stadtwerke Gießen mit 16[42] Omnibuslinien. Gießen besaß von 1909 bis 1953 eine Straßenbahn und von 1941 bis 1968 Oberleitungsbusse. Seit Oktober 2008 werden im Auftrag der Stadt am Wochenende zwei stündlich verkehrende Nachtbuslinien betrieben, deren Nutzung kostenfrei ist.[43]
Flugverkehr |
Gießen verfügt südwestlich über einen Sportflugplatz bei Lützellinden mit asphaltierter Landebahn und einen Segelflugplatz in der Wieseckaue.
Der ehemalige Verkehrsflughafen wurde nach dem Zweiten Weltkrieg geschlossen, hier entstand das US-Depot Gießen.
Der Flughafen Frankfurt am Main ist etwa 70 Kilometer entfernt.
Medien |
Gießen ist eine der wenigen deutschen Städte mit unter 100.000 Einwohnern, die über zwei unabhängig voneinander erscheinende Tageszeitungen verfügen. Sowohl der Gießener Anzeiger, eine der ältesten noch erscheinenden Tageszeitungen Deutschlands (ab 1750 als Gießener Wochenblatt), als auch die Gießener Allgemeine Zeitung (von 1946 bis 1966 erschienen als Gießener Freie Presse) versorgen die Bevölkerung mit Neuigkeiten. Beide Zeitungen verfügen über eigene Druck- und Verlagshäuser. Außerdem werden in Gießen die Gießener Zeitung, die zweimal wöchentlich kostenlos alle rund 38.000 Haushalte der Stadt mit Informationen von Hobbyreportern versorgt, sowie die Mittelhessische Anzeigenzeitung und das Sonntag-Morgenmagazin, die mittwochs bzw. sonntags kostenlos herausgegeben werden, verteilt. Donnerstags liegt in Geschäften, Kneipen und anderen Einrichtungen kostenlos der Express – ein Magazin für Marburg und Gießen – aus, der neben redaktionellen Beiträgen vor allem Kleinanzeigen, Fernsehprogramm und einen Veranstaltungskalender enthält.
Der Hessische Rundfunk unterhält sein Studio für die Region Mittelhessen in der Stadt, und auch der hessische Privatsender Hitradio FFH sowie RTL Hessen sind mit Regionalstudios vertreten.
Zudem gibt es noch einen Bürgerfernsehsender, den Offenen Kanal Gießen, der seinen Sitz im Unteren Hardthof nahe dem Evangelischen Krankenhaus hat.
Bildung |
Die wichtigste und bekannteste Bildungseinrichtung der Stadt ist die Justus-Liebig-Universität (JLU). Sie wurde bereits 1607 von Landgraf Ludwig V. gegründet und hieß nach ihm bis 1945 Ludwigsuniversität oder Ludoviciana. Dem Landgrafen ist die Universität dennoch bis heute verbunden: Das Hauptgebäude der JLU steht in der Ludwigstraße in der südlichen Innenstadt. 2005 waren 21.177 Studierende an der JLU immatrikuliert, zum Wintersemester 2011 wurde erstmals die Marke von insgesamt 25.000 Studierenden und 6000 Erstsemestern überschritten. Der Schwerpunkt der Lehre liegt auf den naturwissenschaftlichen und medizinischen Fächern. Die JLU bietet als eine der wenigen Universitäten in Deutschland auch Veterinärmedizin und Agrarwissenschaften an.
Neben den Gebäuden an der Ludwigstraße sind die Institute der Universität in zwei großen Bereichen konzentriert, dem Philosophikum I und II im Osten der Stadt sowie den medizinischen und naturwissenschaftlichen Instituten im Süden von Gießen, wo sich auch das privatisierte Universitätsklinikum Gießen und Marburg befindet. Rund 500 Meter nordwestlich des Philosophikums I liegt der eigenständige Campus der Wirtschaftswissenschaften und Rechtswissenschaften.
Die zweite Hochschule in Gießen ist die 1971 gegründete Technische Hochschule Mittelhessen, ehemals Fachhochschule Gießen-Friedberg, mit gut 16.000 Studierenden, davon 9000 am Campus Gießen.[44]
Als dritte, jedoch private Hochschule hat die Freie Theologische Hochschule Gießen als erste evangelikale Hochschule in Deutschland im Oktober 2008 ihren Betrieb aufgenommen. Sie ist aus der ehemaligen Freien Theologischen Akademie hervorgegangen.
In der Abteilung Gießen der Hessischen Hochschule für Polizei und Verwaltung waren 2015 410 Studierende eingeschrieben.[45]
Am Standort Gießen der Verwaltungs- und Wirtschafts-Akademie sind 191 Studierende eingeschrieben.[45]
Gießen gilt mit einer Studierendenquote von 44 Prozent als Stadt mit der höchsten Studierendendichte in Deutschland. Auf rund 84.000 Einwohner kommen insgesamt rund 37.000 Studenten.[45]
Das Katholische Bildungswerk Oberhessen[46] ist Träger der Katholischen Erwachsenenbildung im Bistum Mainz in den Kreisen Vogelsberg, Gießen und der Wetterau.
Zwei Jahre vor der Gründung der Universität wurde das Landgraf-Ludwigs-Gymnasium als Lateinschule gegründet.
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Justiz |
Im Justizzentrum befinden sich, sortiert von Ost nach West, das Ortsgericht Gießen I, das Sozialgericht Gießen, das Landgericht Gießen, die Justizvollzugsanstalt, das Amtsgericht Gießen, das Verwaltungsgericht Gießen und die Gießener Staatsanwaltschaft. Auch die Justizvollzugsanstalt Rockenberg unterhält hier eine Außenstelle für offenen Vollzug. Weiterhin ist ein Arbeitsgericht Gießen in der Stadt ansässig.
Unternehmen |
Gail galt früher als renommiertes Keramik- und Tonunternehmen und stellte unter anderem Produkte für den Elbtunnel, Stadien, Olympiahallen und -schwimmbäder und Space Shuttles her. Mittlerweile sind einige Teile des Unternehmens abgespalten, die Basis besteht jedoch immer noch. Auch die Anlagen der Olympischen Sommerspiele 2008 in Peking wurden unter anderem von Gail ausgestattet.
Das Gießener Brauhaus war bis Anfang 2015 die einzige noch existente Privatbrauerei der Region (abgesehen von Kleinstbrauereien wie dem „Alt-Gießen“, die ihre Produkte nur in ihrer Brauerei verkaufen).[47]
In Gießen befand sich auch das einzige europäische Drucker- und Kopiererwerk von Canon, bis die Produktion 2008 vorläufig eingestellt wurde. Seither beschränkt sich der Standort Gießen auf Service, Organisation und Planung. Nach der Tsunami-Katastrophe 2011 in Japan wurden Teile des Werkes reaktiviert. Eine komplette Produktion ist dort jedoch nicht mehr angesiedelt. Das 1972 gegründete Werk in Gießen war zudem das erste Werk, das Canon innerhalb Europas eröffnete.
Pascoe Naturmedizin ist ein international tätiges Familienunternehmen, das seit 1918 in Gießen ansässig ist. Das Unternehmen stellt pflanzliche und homöopathische Arzneimittel sowie Nahrungsergänzungsmittel und Vitaminpräparate her.[48]
Seit 1986 produziert die Gießener Firma Lakewood hochwertige akustische Gitarren.
Gefahrenabwehr |
Die nichtpolizeiliche Gefahrenabwehr der Universitätsstadt Gießen wird durch die Feuerwehr Gießen gewährleistet. Sie besteht aus einer Berufsfeuerwehr und sechs Freiwilligen Feuerwehren und untersteht dem Amt für Brand- und Bevölkerungsschutz der Universitätsstadt Gießen. Darüber hinaus ist in der Stadt der Intensivtransporthubschrauber Christoph Gießen stationiert.
Persönlichkeiten |
Berühmte Persönlichkeiten der Stadt sind unter anderem Justus Liebig, der Erfinder des Kunstdüngers, nach dem die Gießener Universität benannt wurde, Wilhelm Conrad Röntgen, 1901 der erste Nobelpreisträger für Physik, der hier lehrte und begraben ist, und Wilhelm Liebknecht, der in Gießen geborene Mitbegründer der SPD.
Johann Wilhelm Baumer war ab 1764 Professor der Medizin an der Universität Gießen, wo er zugleich Bergrat und Landphysikus wurde. 1777 wurde er in Gießen ordentlicher Professor der Chemie und Mineralogie an der Ökonomischen Fakultät.
Georg Büchner studierte in Gießen, gründete 1834 die „Gesellschaft für Menschenrechte“ und veröffentlichte den „Hessischen Landboten“, den er auf der Badenburg verfasste.- Der Psychoanalytiker und Aktivist der Friedensbewegung Horst-Eberhard Richter war von 1962 bis 1991 Professor in Gießen. Er ist Mitbegründer der Internationalen Vereinigung der Ärzte gegen den Atomkrieg IPPNW.
- Der Filmregisseur Charly Weller besuchte unter anderem die Schillerschule (heute Georg-Büchner-Schule) in Gießen. Er wurde für die TV-Dokumentation 4 Wochen ohne Fernsehen mit dem Adolf-Grimme-Preis ausgezeichnet.
Fritz Roth, Schauspieler, studierte in Gießen zuerst Landwirtschaft, dann Deutsch und Philosophie.
Hans-Jochen Vogel, ehemaliger Oberbürgermeister von München, Bundesminister für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau, Bundesjustizminister und Bürgermeister Berlins, sowie sein Bruder Bernhard Vogel, ehemaliger Ministerpräsident Thüringens und Rheinland-Pfalz’, verbrachten einen Teil ihrer Kindheit in Gießen und besuchten unter anderem das Landgraf-Ludwigs-Gymnasium.
Kevin Nash, US-amerikanischer Wrestler und Schauspieler, spielte vor und während seiner Armeezeit in der Gießener Kaserne Basketball beim damaligen MTV 1846 Gießen.
Frank-Walter Steinmeier, Bundespräsident seit 2017, studierte Rechtswissenschaft und Politikwissenschaft an der Justus-Liebig-Universität Gießen ebenso wie seine Mitstudentin und spätere Regierungskollegin Brigitte Zypries, die von 2002 bis 2009 Bundesministerin der Justiz war.
Til Schweiger, Schauspieler, Regisseur und Produzent, verbrachte seine Jugend in Heuchelheim (Kreis Gießen) und absolvierte das Abitur an der Gießener Herderschule.
Ciara, bürgerlich Ciara Princess Harris, ist eine US-amerikanische R’n’B-Sängerin, die ihre Jugend in Gießen verbrachte. Nachdem sie in die Vereinigten Staaten umgezogen ist, hat sie mehrere Lieder veröffentlicht („1, 2 Step“, Like A Boy).
Stefan Bellof war Rennfahrer und wurde 1984 Langstrecken-Weltmeister. Er starb 1985 in Spa-Francorchamps in Belgien bei einem Unfall.
Sonny Kittel ist ein deutscher Fußballspieler, der beim FC Ingolstadt 04 unter Vertrag steht. Er spielte zuvor für Eintracht Frankfurt.- Aus Gießen stammen die überregional bekannten Punkbands Boxhamsters und Pestpocken und die Pop/Rock-Band Juli. Auch die Band OK Kid, die am Bundesvision Song Contest 2014 teilnahm, stammt aus Gießen.
Jonathan William Moritz Apelt (* 1989), Let's Player; Mitglied bei PietSmiet UG (haftungsbeschränkt) & Co. KG, lebt in Gießen.
Siehe auch |
Portal: Mittelhessen – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Mittelhessen
Literatur |
Dehio-Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler: Hessen. Deutscher Kunstverlag, Berlin 1999, ISBN 3-422-00380-0.- Erwin Knauß: Zwischen Kirche und Pforte. 1200 Jahre Wieseck. Gießen-Wieseck 1975. (Hrsg.: Stadt Gießen)
- Karlheinz Lang: Universitätsstadt Gießen. Vieweg, Braunschweig/Wiesbaden 1993, ISBN 3-528-06246-0. (= Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmäler in Hessen.)
- Thomas Michael Martin u. a. (Hrsg.): Festschrift für Erwin Knauß zu seinem 70. Geburtstag. In: Mitteilungen des oberhessischen Geschichtsvereins Gießen, Neue Folge (ISSN 0342-1198), Band 77 (1992).
- Otto Stumpf: Einwohnerlisten des Amtes Gießen vom 15. bis zum 17. Jahrhundert (1470–1669). Gießen 1983.
- Thomas Weyrauch: Städtische Amts- und Gewerbeordnungen der frühen Neuzeit im mittleren Hessen. In: Mitteilungen des Oberhessischen Geschichtsvereins Gießen, Neue Folge, Band 72 (1987).
- Thomas Weyrauch: Gießener Rechtsquellen für Ämter und Gewerbe 1528–1737. In: Veröffentlichungen des Oberhessischen Geschichtsvereins Gießen e. V. ISSN 0342-1198, Gießen 1989.
Thea Altaras: Stätten der Juden in Gießen von den Anfängen bis heute. (= Die Blauen Bücher.) Königstein im Taunus 1998, ISBN 3-7845-7793-8.- Friedrich Kraft: Geschichte von Gießen und der Umgebung von der ältesten Zeit bis zum Jahre 1265. Darmstadt 1876.
- Wolfgang Meyer: Stadt und Festung Gießen in der Franzosenzeit 1796/1797. Gießen 1918.
Weblinks |
Commons: Gießen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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- Offizielle Website der Stadt Gießen
„Gießen, Landkreis Gießen“. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).- Stadtmagazin der Gießen Marketing GmbH
Linkkatalog zum Thema Gießen bei curlie.org (ehemals DMOZ)- Friedrich Schultze, Gustav Meyer: Die Neubauten der Universitätskliniken für Ohren-, Nasen- und Halskrankheiten sowie für Haut- und Geschlechtskrankheiten in Gießen. in: Zentralblatt der Bauverwaltung, Ausgabe 38. 1918, Nr. 65, Erschienen: 1918.
Einzelnachweise |
↑ Hessisches Statistisches Landesamt: Aktuellster Bevölkerungsstand am 31.12.2017 (Landkreise und kreisfreie Städte sowie Gemeinden, Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
↑ FH Gießen-Friedberg, Statistik vom 29. September 2009. (PDF-Datei; 25 kB).
↑ Hauptsatzung der Stadt Gießen (PDF-Datei; 21 kB), abgerufen am 30. März 2011.
↑ Quelle: DWD-Klimatabellen
↑ In historischen Dokumenten erscheint die Schreibweise des Ortsnamens im Laufe der Jahrhunderte unterschiedlich: 1197 Giezzen, 1245 Giezin, 1248 Gizen, 1262 Gezen, 1308 Geyzen, 1321 Gizzen, 1326 Giezin, 1332 Gyssin, um 1334/49 Giessen, 1340 Gezin, 1343 Gyzen und 1352 Gizsin.(Gießen, Landkreis Gießen. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).)
↑ Landesfeuerwehrverband Hessen (Hrsg.): Alle Kraft der Feuerwehr! – 50 Jahre Landesfeuerwehrverband Hessen. Kassel 2004, ISBN 3-927006-48-3, S. 128.
↑ Ludwig Brake: Gießen – eine Standortbestimmung. (Memento vom 5. Juni 2011 im Internet Archive)
↑ Konversion Berg-Kaserne (Memento vom 24. Oktober 2007 im Internet Archive)
↑ lagis-hessen.de: Schwerer Bombenangriff auf Gießen, 6. Dezember 1944
↑ ab Kai Umbach: Bombenkrieg, siehe Fußnote 4.
↑ A. C. Grayling: Die toten Städte: Waren die alliierten Bombenangriffe Kriegsverbrechen?, München 2009 (Original: London, 2006) schrieb 813 Tote (S. 382, ohne Nennung einer Quelle)
↑ lagis-hessen.de: Dritter schwerer Luftangriff auf die Gießener Kernstadt innerhalb weniger Tage, 11. Dezember 1944
↑ Charles B. MacDonald (Hrsg.): United States Army in World War II, European Theater of Operations: The Last Offensive, 1973, Seite 351.
↑ Bebauungsplan Steubenkaserne
↑ ab Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. Mai 1970 bis 31. Dezember 1982. W. Kohlhammer, Stuttgart und Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 345 und 346.
↑ Webseite der BERG Gießen.
↑ Zusammenhalt und Verständnis für den jeweils anderen als Ziel. Gründungsveranstaltung des Aramäischen Jugendvereins Gießen 2009. In: Gießener Anzeiger vom 25. Mai 2010.
↑ Moscheen in Gießen
↑ laut Moscheesuche.de
↑ http://www.giessener-zeitung.de/giessen/beitrag/30217/spd-stadtverordnetenfraktion-besucht-alevitische-gemeinde-giessen/
↑ Kulturdenkmäler in Hessen: Gießen Wieseck, Karl-Benner-Straße 3. Ehemalige Synagoge
↑ Ergebnis der Gemeindewahl am 6. März 2016 Hessisches Statistisches Landesamt
↑ Hessisches Statistisches Landesamt: Ergebnis der Gemeindewahl vom 27. März 2011
↑ Hessisches Statistisches Landesamt: Ergebnis der Gemeindewahl vom 26. März 2006
↑ ab Hessisches Statistisches Landesamt: Ergebnisse der Gemeindewahlen von 2001 und 1997
↑ »Gießener Linke« beendet Spaltung. Gießener Allgemeine Zeitung vom 10. November 2015.
↑ Gießener Linke kandidiert zur Kommunalwahl. linkes-giessen.de vom 13. November 2015
↑ Wahlleiter der Universitätsstadt Gießen: Wahl der Oberbürgermeisterin/des Oberbürgermeisters der Universitätsstadt Gießen 2009 – Vorläufiges Wahlergebnis. (Memento des Originals vom 12. Juni 2009 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.pub.giessen.de Abgerufen am 8. Juni 2009
↑ Oberbürgermeisterwahl am 14. Juni 2015, Gewählt: Dietlind Grabe-Bolz (SPD) mit 53,6 %. HR-online vom 14. Juni 2015
↑ Fotos des Lufthansa Airbus A340-313X Giessen D-AIFD
↑ Eckart Roloff, Karin Henke-Wendt: Kriegstraumata, das Grauen der NS-Zeit, die Besinnung danach. (Vom Wert des Menschen, Gießen) In: Besuchen Sie Ihren Arzt oder Apotheker. Eine Tour durch Deutschlands Museen für Medizin und Pharmazie. Band 2, Süddeutschland. Verlag S. Hirzel, Stuttgart 2015, S. 191–192, ISBN 978-3-7776-2511-9
↑ giessen.de
↑ uni-giessen.de
↑ Fritz Neuschäfer: Die Geschichte der „Jenischen“ und „Manischen“ in Gießen. In: Manfred H. Klös (Bearb.): Ein Stück Gießener Geschichte. Gießen 1988, S. 51–55.
↑ Randolf Fügen: Highlights in Mittelhessen. S. 102.
↑ Schiffenberg-Madonna
↑ giessen-entdecken.de
↑ Landesgartenschau 2014 in Gießen. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 20. März 2008
↑ Siggi Richter: Vom Abschied einer Mannschaft und vom Ende einer Epoche: Tischtennis: Hochzeit und Fall der Bundesliga-Damen des Gießener SV. (Memento vom 30. September 2007 im Internet Archive) In: Gießener Allgemeinen Zeitung. 1. April 1982.
↑ Verkehrszahlen der Stadt Gießen auf Seite 100.@1@2Vorlage:Toter Link/www.rp-giessen.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. in: Gießener Allgemeine Zeitung vom 21. August 2008.
↑ Christoph-Rübsamen-Steg feierlich eröffnet. In: Gießener Anzeiger vom 2. Mai 2014.
↑ [1]
↑ Nachtbuslinie „Saturn“, Nachtbuslinie „Vensus“
↑ Studierendenstatistik. Technische Hochschule Mittelhessen vom 13. November 2015. (PDF-Datei; 997 kB)
↑ abc Zahlen und Fakten – Gießen. Universitätsstadt Gießen, Dezember 2014, abgerufen am 4. Dezember 2015.
↑ Webseite des Katholischen Bildungswerks Oberhessen
↑ Privatbrauerei Gießen: Allen Mitarbeitern gekündigt. Gießener Anzeiger vom 26. Februar 2015.
↑ Pascoe Naturmedizin: Pascoe Naturmedizin. Abgerufen am 8. März 2017.
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