Orgelbauer






Entwurf eines Prospektes von Johann Georg Dirr


Der Orgelbauer befasst sich mit dem Entwurf, der Konstruktion, der Herstellung und der Klanggestaltung von Orgeln. Zusätzlich besteht seine Aufgabe darin, bestehende Orgeln zu pflegen, zu reparieren, zu renovieren, zu restaurieren und zu rekonstruieren. Neben dem eigentlichen Orgelbau ist die Orgelpflege, Stimmung und Intonation das Hauptbetätigungsfeld des Orgelbauers.


Der Orgelbau wurde, gemeinsam mit der Orgelmusik, 2014 als eine von 27 Kulturformen und Handwerkstechniken in das Bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes in Deutschland[1] sowie im Dezember 2017 in die Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen.[2][3]




Inhaltsverzeichnis






  • 1 Arbeitsbild


  • 2 Ausbildung und Situation des Berufs


  • 3 Siehe auch


  • 4 Literatur


  • 5 Weblinks


  • 6 Einzelnachweise





Arbeitsbild |




Orgelbauer beim Vorintonieren. Aufnahme aus dem Jahr 1966


Für den Bau einer Orgel erhält der Orgelbauer oftmals Vorgaben vom Auftraggeber (meist Kirchgemeinden, Organisten und Orgelsachverständige) oder entwickelt eigene Lösungen und Vorschläge. Diese enthalten vor allem die Disposition. Für räumliche, technische und klangliche Gegebenheiten muss der Orgelbauer Lösungen finden, die den finanziellen und musikalischen Vorgaben entsprechen. Danach muss er die Orgel bis in jedes Detail konstruieren. Dazu sind einige theoretische Voraussetzungen nötig, die speziell für den Orgelbau erworben werden müssen, darunter die Mensurierung von Orgelpfeifen. Neben dem Wissen über die verschiedenen Materialien (Hölzer, Metalle, Filze, Leder u. a.) müssen aber auch Kenntnisse im Bereich der Statik, Aerodynamik, Mechanik und Elektronik vorhanden sein.


Die praktischen Fähigkeiten, die der Orgelbauer nun benötigt, schließen den Bau des Pfeifenwerks, aller Bestandteile der technischen Anlage und des Gehäuses einer Orgel mit ein. Nicht jeder Orgelbauer muss dabei in jedem Arbeitsbereich ein Spezialist sein. In einer Orgelbauwerkstatt arbeiten meist für jeden Bereich andere Orgelbauer. Mit manchen Arbeiten werden auch regelmäßig externe Firmen oder Orgelbauer beauftragt, zum Beispiel dem Metallguss, dem Pfeifenbau oder mit Sonderanfertigungen selten benötigter Teile.


Nach der Anfertigung aller Bestandteile der Baugruppen einer Orgel und der Vorintonation des Pfeifenwerks erfolgt meist ein Teil- oder Gesamtaufbau der Orgel in der Werkstatt. Anschließend wird das Instrument wieder zerlegt, die Bestandteile werden zum Bestimmungsort transportiert. Dort wird die Orgel endgültig aufgebaut. Abschließend werden die Pfeifen intoniert und gestimmt.


Regelmäßige Wartungsarbeiten vor Ort umfassen die Stimmung des Pfeifenwerks und die Regulierung der Traktur. Auch muss der Orgelbauer kleinere und größere Reparaturen durchführen, die auf Grund von Verschleiß, unvorhergesehenen Einwirkungen oder unsachgerechter Behandlung (hier ist vor allem das falsche Raumklima zu nennen) notwendig sind.


Bei einer Revison einer Orgel wird das Pfeifenwerk ausgebaut, alle Baugruppen einer Orgel werden gründlich gereinigt und wenn nötig instand gesetzt. Im Zuge einer Überholung werden ggf. auch kleinere Umbauten, Veränderungen oder Erweiterungen an einzelnen Baugruppen mit vorgenommen.


Bei einer Orgelrestaurierung wird eine Orgel in einen vorherigen bzw. ursprünglichen Zustand zurückversetzt. Dabei müssen die einzelnen Teile des Instrumentes in Material und Ausführung möglichst schonend restauriert oder originalgetreu rekonstruiert werden.





Spieltischbau. Aufnahme aus dem Jahr 1966



Ausbildung und Situation des Berufs |


Mit dem Begriff Orgelbauer bzw. Orgelbaumeister wird ein Handwerksberuf in der Musikinstrumentenherstellung bezeichnet. In Deutschland trägt er die vollständige Bezeichnung Orgel- und Harmoniumbauer, in der Schweiz Musikinstrumentenbauer EFZ mit Fachrichtung Orgelbau. Die Ausbildung eines Orgelbauers erfolgt in Deutschland einerseits in einer Orgelbauwerkstätte und andererseits an der Bundesfachschule für Instrumentenbau in Ludwigsburg. Dort werden auch regelmäßig Kurse für angehende Meister angeboten, die ihre Prüfung vor der Handwerkskammer Stuttgart ablegen.


1990 gab es im gesamten deutschen Orgelbau noch ca. 300 Orgelbauwerkstätten mit rund 2500 Beschäftigten. Im Jahr 2018 sind es durch viele Ein-Mann-Betriebe zwar ca. 400 Orgelbaubetriebe, jedoch nur noch 1800 Mitarbeiter. Es gibt etwa 50 Firmen mit 10–60 Mitarbeitern und etwa 60 Firmen mit 5–9 Mitarbeitern, alle anderen haben nur 1–4 Mitarbeiter. Zu erwarten ist, dass sich die Anzahl der Beschäftigten im Orgelbau auf Grund der sich verschlechternden finanziellen Situation der katholischen und evangelischen Kirchen erheblich verringern wird.[4][5]



Siehe auch |



  • Erklärungen für Fachbegriffe rund um die Orgel siehe Orgel-Glossar

  • Liste von Orgelbauern

  • Bund Deutscher Orgelbaumeister

  • International Society of Organbuilders



Literatur |



  • Wolfgang Adelung: Einführung in den Orgelbau. Breitkopf & Härtel, Wiesbaden 1991, ISBN 3-7651-0279-2


  • Hans Klotz: Das Buch von der Orgel. Bärenreiter Verlag, 2012 (14. Auflage), ISBN 3-7618-0826-7


  • Johann Gottlob Töpfer: Lehrbuch der Orgelbaukunst. Weimar 1855 (Digitalisat 1. Teil, 2. Teil, Atlas) (Digitalisat SLUB - Text) (Digitalisat SLUB - Atlas)



Weblinks |



 Commons: Orgelbauer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien


 Wiktionary: Orgelbauer – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen



  • Orgel- und Harmoniumbauer/in - Orgelbau. Informationen zum Beruf. Bundesagentur für Arbeit, abgerufen am 26. Dezember 2012. 


  • Wissenswertes. Zum Beruf von Orgelbauer und Zinnpfeifenmacher. Gesellschaft Schweizerischer Orgelbaufirmen, abgerufen am 26. Dezember 2012 (Berufsinformationen am Seitenende). 


  • „Eine Orgel wird gebaut“, Beitrag aus der Sendung mit der Maus (Video)


  • Wissen macht Ah! Reportageauftag für Ralph: Pfeifenbau. KI.KA von ARD und ZDF, abgerufen am 26. Dezember 2012 (Video). 



Einzelnachweise |




  1. 27 Kulturformen ins deutsche Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Pressemitteilung. Kultusministerkonferenz, 12. Dezember 2014, archiviert vom Original am 7. Juli 2015; abgerufen am 12. Dezember 2014. 


  2. Deutscher Orgelbau ist Unesco-Kulturerbe. Spiegel Online, 7. Dezember 2017, abgerufen am selben Tage.


  3. Organ craftsmanship and music. Information hierzu auf der Website der UNESCO, abgerufen am 7. Dezember 2017. (englisch)


  4. Martin Kares: Die Situation des Orgelbaus in Deutschland zu Beginn des 21. Jahrhunderts. In: Die Orgel zwischen Gestern und Morgen. Walcker-Stiftung für orgelwissenschaftliche Forschung, 2011, S. 14–15, abgerufen am 1. Oktober 2012 (PDF; 1,5 MB, Bericht über das zehnte Colloquium der Walcker-Stiftung für orgelwissenschaftliche Forschung 23.–25. September 2003 in Siegen). 


  5. Roland Eberlein: Orgelneubauten sind selten geworden. In: Blog Orgelwelt aktuell. Walcker-Stiftung für orgelwissenschaftliche Forschung, 16. Januar 2014, abgerufen am 25. Dezember 2014 (PDF). 









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